
Investor Woche: EZB hält Zinsen stabil, Fed vor Dilemma, Klarna mit starkem IPO, Novo Nordisk streicht stellen, Pfizer, Prismo Metals, Sotheby's, Larry Ellison, Elon Musk
EZB belässt Zinsen stabil. Die Fed dürfte kommende Woche trotz hartnäckiger Inflation wegen dem schwachen Arbeitsmarkt die Zinsen senken. Klarna mit starkem IPO, Sotheby's leidet am Kunstmarkt. Novo Nordisk streicht Jobs. Pfizer und Prismo Metals zeigen Turnaround-Ambitionen.
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Marktentwicklung
Eine freundliche Woche neigt sich dem Ende zu. Der NASDAQ 100 notierte am frühen Freitagnachmittag auf Wochensicht gut 300 Punkte im Plus, der S&P 500 konnte um rund 100 Punkte zulegen. Der DAX lag dagegen um knapp ein halbes Prozent im Minus. Der Goldpreis notierte knapp unter 3.650 USD, der EUR/USD um 1,17 herum.
Topmeldungen
EZB lässt Leitzins unverändert
Die EZB beließ ihren für die Geldpolitik entscheidenden Einlagensatz am Donnerstag bei 2,0 %. "Die Inflation liegt zurzeit in der Nähe des mittelfristigen Zielwerts von 2 %, und die Beurteilung der Inflationsaussichten durch den EZB-Rat ist weitgehend unverändert", begründete die Notenbank das Festhalten an dem seit Juni gültigen Zinsniveau. Die Inflationserwartungen der Währungshüter wurden leicht nach oben angepasst: Auf 2,1 % (von 2,0 %) in diesem und auf 1,7 (von 1,6 %) im kommenden Jahr. Für 2027 rechnet die EZB nun mit 1,9 % (zuvor 2,0 %).
Mehr Inflation und weniger Jobs in den USA
Die Inflation in den USA bleibt hartnäckig. Wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise im August um 2,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat und damit auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn. Im Juli hatte die Teuerung bei 2,7 % gelegen. Die Headline-Inflation lag ebenso im Rahmen der Erwartungen wie die Kerninflation mit 3,1 %.
Gleichzeitig ist die Zahl der Amerikaner, die erstmals Arbeitslosenunterstützung beantragten, in der vergangenen Woche saisonbereinigt auf den höchsten Wert seit Oktober 2021 gestiegen. Die Daten weisen aus Sicht der Fed, die in der kommenden Woche über eine Zinssenkung entscheidet, in gegensätzliche Richtungen.
Bemerkenswert ist eine Revision früherer Arbeitsmarktdaten. Die USA haben von Anfang 2024 bis März 911.000 Arbeitsplätze weniger geschaffen als gemeldet, so das Bureau of Labor Statistics. Gemessen an der Gesamtzahl der verlorenen Arbeitsplätze stellt der Bericht vom Dienstag die größte vorläufige Revision seit dem Jahr 2000 dar.
Türkische Notenbank senkt Zinsen auf 40,5 %
Die türkische Zentralbank kündigte am Donnerstag an, ihren Leitzins von 43 % auf 40,5 % zu senken. Zuvor hatte sie ihren Leitzins Ende Juli von 46 % auf 43 % gesenkt.
"Der zugrunde liegende Inflationstrend hat sich im August verlangsamt", hieß es zur Begründung. "Jüngste Daten deuten darauf hin, dass die Nachfragebedingungen auf einem disinflationären Niveau liegen." Im April waren die Zinssätze im Nachgang der Verhaftung eines prominenten politischen Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan erhöht worden.
OPEC steigert Ölproduktion, IEA sieht großen Überschuss
Die OPEC geht davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 1,29 Millionen Barrel pro Tag und im nächsten Jahr um 1,38 Millionen Barrel pro Tag steigen wird. Die OPEC-Rohölproduktion stieg im August um 478.000 Barrel pro Tag auf 27,95 Millionen, die OPEC+-Produktion auf 42,4 Millionen Barrel. Die Schätzungen für das globale Wirtschaftswachstum wurden mit 3 % und 3,1 % für dieses und das kommende Jahr mit Verweis auf robuste Verbraucherausgaben und fiskalische Stimuli beibehalten. Im August stieg das weltweite Angebot auf einen Rekordwert von 106,9 Millionen Barrel pro Tag. Die IEA rechnet damit, dass das Ölangebot in diesem Jahr um 2,7 Mio. Barrel und im kommenden Jahr um 2,1 Mio. Barrel wachsen und auch der Überschuss am Ölmarkt zunehmen wird.
Klarna Aktien legen nach IPO zu
Am Mittwoch wurde der zuvor wegen der Zoll-Turbulenzen abgesagte Börsengang nachgeholt: Die Aktien des schwedischen FinTechs Klarna (ISIN: GB00BMHVL512, WKN: A414N7) stiegen nach einer ursprünglichen Angebotsspanne von 35-37 USD zeitweise auf 57,2 Mrd. USD. Das Unternehmen konnte mit dem IPO 1,4 Mrd. USD einnehmen und eine Bewertung von 15 Mrd. USD erreichen.
Sotheby's leidet unter eingebrochenem Kunstmarkt
Das Auktionshaus Sotheby's leidet unter einem anhaltenden Einbruch auf dem Kunstmarkt. Der Vorsteuerverlust des Unternehmens stieg 2024 um mehr als 100 % auf 248 Mio. USD an. 2023 lag der Fehlbetrag noch bei 106 Mio. USD. Der für Sotheby's entscheidende Markt für bildende Kunst durchlebt eine anhaltende Schwächephase. Die Einnahmen von Sotheby's aus Provisionen und Verkaufsgebühren sanken um 18 %, von 994 Mio. USD im Jahr 2023 auf 813 Mio. USD im Jahr 2024. Der Umsatz im vergangenen Jahr sank um 23 % auf 6 Mrd. USD.
Novo Nordisk streicht 9.000 Stellen
Novo Nordisk (ISIN: DK0062498333, WKN: A3EU6F) baut bis Ende 2026 insgesamt 9.000 Arbeitsplätze ab, was rund 11 % der aktuellen Belegschaft entspricht. Den Schwerpunkt des Abbaus bildet mit 5.000 Stellen Dänemark. Die Prognose für den Gewinn 2025 wurde zum dritten Mal gesenkt und sieht nun einen operativen Gewinnzuwachs von 4 - 10 % vor. Dies wird auch auf einmalige Kosten von 8 Mrd. DKK im Zusammenhang mit der Umstrukturierung zurückgeführt. Die Aktie hat aufgrund des zunehmenden Drucks im Markt für Abnehmspritzen in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 60 % an Wert eingebüßt.
Unter der Lupe
Pfizer: Bodenbildung bei deutlicher Unterbewertung?
Die Aktie des US-Pharmariesen Pfizer (ISIN: US7170811035, WKN: 852009) hat in den letzten drei Jahren in USD gerechnet fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Doch seit dem Tief bei 21,59 USD Anfang April scheint sich eine Bodenbildung abzuzeichnen: Die Aktie stieg unter moderaten Schwankungen auf 24,86 USD.
Ein Blick auf die Fundamentaldaten macht Hoffnung auf mehr. So meldete Pfizer 2. Quartal 2025 ein Umsatzwachstum von 10 % YoY auf 14,7 Mrd. USD, bedingt vor allem durch den RSV-Impfstoff Abrysvo und die von Seagen übernommenen Onkologieprodukte. Im selben Zeitraum sanken die bereinigten Betriebskosten um 8 %, und der Gewinn pro Aktie um 31 %.
Das Unternehmen erwartet bis 2030 risikobereinigte Einnahmen von über 20 Mrd. USD aus neuen Produkten, was die 17 - 20 Mrd. USD, die durch Patentabläufe wegfallen könnten, ausgleicht. Die Pipeline ist dabei gut gefüllt: 2025 stehen F&E Ausgaben von 11 Mrd. USD auf dem Plan, 28 Phase-3-Programme in den Bereichen Onkologie, Impfstoffe, Entzündungen und seltene Krankheiten werden erforscht.
Analysten sehen Potenzial. "Die Anwendung des 10-15-fachen Gewinns auf den Gewinn pro Aktie für 2025 - 26 (3,00 - 3,15 USD) impliziert [einen Kurs von] 31 - 45 USD pro Aktie, plus eine attraktive Dividendenrendite", schrieb SeekingAlpha-Analyst Yiannis Zourmpanos am Donnerstag in einer Notiz.
In diesen Bereich fällt auch die Schätzung von Morningstar, das den fairen Wert der Pfizer Aktie auf 36 USD taxiert. "Das Fundament von Pfizer ist nach wie vor solide und basiert auf stetigen Cashflows, die aus einem Korb verschiedener Medikamente generiert werden. Die Größe des Unternehmens verschafft ihm erhebliche Wettbewerbsvorteile bei der Entwicklung neuer Medikamente", schreibt Morningstar-Analystin Karen Andersen.
Morningstar-Daten zeigen, dass das aktuelle, zukunftsgerichtete KGV mit knapp 8 deutlich unter dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre von etwas über 10 liegt.
Bei vielen anderen Analysten hat Pfizer jedoch weiter einen schweren Stand. Nur sechs der durch das Wall Street Journal befragten Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf (bei 2x overweight, 15x hold und 1x sell).
Grafik der Woche
Prismo Metals: Silber- und Kupferexplorer mit Turnaround
Der kanadische Edel- und Basismetallexplorer Prismo Metals Inc. (ISIN: CA74275P1071, WKN: A2QEGD) hat nach langer Kursschwäche einen Turnaround eingeleitet. Seit dem Tief im Mai konnte sich das an der TSX ebenso wie an deutschen Handelsplätzen notierte Papier verdreifachen.
Prismo Metals exploriert unter anderem das Kupferprojekt Hot Breccia in Arizona und das Silberprojekt Palos Verdes in Mexiko. In der Nähe von Hot Breccia wurden im Juli die beiden historischen hochgradigen Edel- und Basismetallminen Silver King und Ripsey optioniert und die Exploration umgehend eingeleitet. Bereits im August wurden erste Ergebnisse bekannt: Die Explorationsarbeiten führten zur Identifizierung von zwei bisher unbeschriebenen Adern mit ähnlichen mineralogischen Eigenschaften wie bei Silver King selbst. Der Fund steigert das Explorationspotenzial der historischen Mine deutlich.
"Diese Funde sind ein wichtiger Schritt, um die geologischen Kontrollen der Mineralisierung am Silver King besser zu verstehen", erklärte Dr. Craig Gibson, Chief Exploration Officer von Prismo Metals. Besonders bemerkenswert sei, dass die neu entdeckten Strukturen erstmals Mineralisierungen außerhalb der bekannten historischen Abbaubereiche aufzeigen und damit neue Zielzonen für künftige Bohrungen eröffneten.
Doch auch bei Hot Breccia geht es weiter. Im August wurde ein Dienstleister mit der Anwendung des firmeneigenen Windfall AI Systems zur Integration und Analyse von geophysikalischen Daten, Topographiedaten und Bohrlochdaten beauftragt. Prismo Metals hat ein mindestens 5.000 Meter umfassendes Bohrprogramm zum Ziel erklärt, das auch auf diesen Daten beruhen soll.
Gibson erklärt den besonderen Reiz von Hot Breccia: "Es liegt im weltberühmten Kupfergürtel von Arizona, zwischen mehreren sehr gut erforschten Weltklasse-Kupferminen wie Christmas, Morenci, Ray und Resolution" erläutert er. Das Lizenzgebiet weise viele geologische Gemeinsamkeiten mit diesen benachbarten Systemen auf.

Bildquelle: Verumo, Tradingview
Fun Fact
Larry Ellison war für einen Tag der reichste Mann der Welt
Es hat etwas von Onkel Dagobert vs. Klaas Klever: Der Oracle-Gründer Larry Ellison überholt Elon Musk für kurze Zeit im Ranking der reichsten Menschen der Welt. Der Grund: Die Kursexplosion der Oracle-Aktien nach der Bekanntgabe der Zahlen in dieser Woche. Ellisons Vermögen wurde im Tagesverlauf auf bis zu 397 Milliarden Dollar geschätzt. Zum Handelsschluss an der Wall Street gaben die Oracle-Aktien einen Teil ihrer beeindruckenden Gewinne jedoch wieder ab, wodurch Elon Musk die Pole Position zurückeroberte. Trotzdem dürfte es für Ellison keine schlechte Woche gewesen sein.