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WährungsordnungNotenbanken setzen auf Gold: EZB und PBoC wetten gegen den Dollar

Die Spitzen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der People's Bank of China (PBoC) rechnen mit einem Bedeutungsverlust des US-Dollars und dem Aufkommen einer multipolaren Währungsordnung. Eine aktuelle Umfrage unter Zentralbanken stützt diese These vom "Dollar Decline": Immer mehr Notenbanken setzen auf Gold.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / Zoonar / Mykhailo Polenok

Die Zentralbanken weltweit sind optimistisch hinsichtlich der Goldpreisentwicklung und planen, ihre Goldreserven in den kommenden Monaten und Jahren aufzustocken. Dies geht aus einer jährlichen Umfrage des World Gold Council (WGC) hervor.

Die hohe Nachfrage nach Gold durch Notenbanken zählt zu den wesentlichen Treibern der Goldpreisrallye der vergangenen Jahre. Die Zentralbanken haben aggressiv Gold gekauft und in den letzten drei Jahren jeweils über 1.000 Tonnen angehäuft – ein deutlicher Anstieg gegenüber einem Durchschnitt von 400 bis 500 Tonnen im Jahrzehnt davor.

Goldpreis binnen weniger Jahre fast verdoppelt

Im selben Zeitraum hat sich der Goldpreis von 1.800 USD auf 3.400 USD fast verdoppelt. Die verstärkten Käufe setzten mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges ein. Seitdem ist die geopolitische Lage insgesamt instabiler geworden: Ausbrechende Konflikte im Nahen Osten, Verschärfungen zwischen Indien und Pakistan sowie der sich zuspitzende Taiwan-Konflikt tragen zu dieser Unsicherheit bei.

An der WGC-Umfrage unter Zentralbanken nahmen dem Verband zufolge 73 Personen teil, so viele wie noch nie seit Beginn der Erhebung. Den Umfrageergebnissen zufolge betrachten die Zentralbanken wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit weiterhin als einen der wichtigsten Faktoren, die ihre Entscheidung zur Goldbeschaffung beeinflussen – gleich nach Zinsniveau und Inflationssorgen.

85 % der Befragten gaben an, Gold zeige in Krisenzeiten eine gute Performance. 81 % sehen es als Instrument zur Portfoliodiversifizierung, 80 % betrachten es als langfristigen Wertspeicher. 71 % schätzen an Gold, dass es nicht mit Ausfallrisiken verbunden ist.

"Die Performance von Gold in Krisenzeiten, die Diversifizierung des Portfolios und die Absicherung gegen Inflation sind einige der Hauptthemen, die die Pläne vorantreiben, im kommenden Jahr mehr Gold anzuhäufen", erklärte der WGC.

95 % der Zentralbanken rechnen mit Anstieg der Goldreserven

95 % der Zentralbanken rechnen mit einem Anstieg der Goldreserven in den kommenden zwölf Monaten. In der letzten Umfrage waren es nur 81 %. 43 % gehen davon aus, dass auch die eigenen Goldreserven im gleichen Zeitraum steigen werden – mehr als in früheren Umfragen. Auf längere Sicht erwarten etwa drei Viertel der Banken (76 %), dass ihre Goldbestände in fünf Jahren höher sein werden.

Pan Gongsheng, Gouverneur der People's Bank of China, erklärte am Mittwoch auf einem Finanzforum in Shanghai, er erwarte nach Jahrzehnten der Dominanz des US-Dollars die Entstehung einer neuen globalen Währungsordnung.

"In Zukunft könnte sich das globale Währungssystem weiter in Richtung eines Musters entwickeln, in dem einige souveräne Währungen nebeneinander existieren, miteinander konkurrieren und sich gegenseitig kontrollieren und ausgleichen", so Gongsheng, der in diesem Zusammenhang auch dem Renminbi eine wachsende Bedeutung attestiert. Dieser sei die zweitgrößte Handelsfinanzierungswährung und die drittgrößte Zahlungswährung der Welt.

EZB und PBoC sehen multipolare Währungsordnung

Der Notenbankgouverneur machte deutlich, dass die Abhängigkeit seines Landes vom USD als Reservewährung für die Volksrepublik nicht akzeptabel ist. "Wenn es zu geopolitischen Konflikten, nationalen Sicherheitsinteressen oder sogar Kriegen kommt, kann die international dominierende Währung leicht instrumentalisiert und als Waffe eingesetzt werden."

Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte in einem Beitrag für die Financial Times am Dienstag das Bild eines an Bedeutung verlierenden Dollars gezeichnet und dies auch mit der Politik des US-Präsidenten begründet. "Dieser Moment des Wandels ist eine Chance für Europa: Es ist ein 'globaler Euro-Moment'. Um [die Chance] zu ergreifen und die Rolle des Euro im internationalen Währungssystem zu stärken, müssen wir entschlossen als geeintes Europa handeln, das sein Schicksal selbst in die Hand nimmt."