
Edelmetallrallye: Morningstar sieht Warnsignale beim Goldpreis
Der Goldpreis ist inflationsbereinigt ausgesprochen hoch. Im Sinne der Mean Reversion könnte dies für Anleger ein erhebliches Risiko darstellen, warnt eine Morningstar-Analystin. In der Vergangenheit gab es nach Hochs immer wieder schmerzhaft lange Schwächephasen.
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Steht der Goldpreis vor einer größeren Korrektur? Am Mittwoch wurde das bisherige Allzeithoch von 3.578 USD erreicht. Danach gab der Markt auf bis zu 3.511 USD nach, bevor der Kurs wieder anzog. Am Donnerstagnachmittag notierte der Goldpreis bei 3.550 USD.
Goldpreis: Technische Situation weiter günstig
Aus technischer Sicht ist die Situation nach wie vor günstig: Im Wochenchart wurde das letzte Hoch aus dem April klar und mit einer gewissen Kursdynamik überschritten. Der seit Dezember laufende Aufwärtstrend ist intakt.
Auch fundamental spricht vieles für weiter steigende Goldpreise. Die Notenbanken setzen ihre Käufe fort. In den letzten Tagen sind die Bondrenditen vieler Länder aus Sorge vor dem Ende der Schuldentragfähigkeit deutlich gestiegen - vorerst verstärkt am langen Ende. Die Inflationsraten sinken nicht mehr, die Zinsen dagegen schon.
Der Optimismus an den Märkten ist mit den Händen zu greifen: UBS, RBC Capital Markets, Goldman Sachs, JP Morgan, ING und Saxo und VanEck veröffentlichten in den letzten Monaten positive Kommentare zum Edelmetall, der auf Rohstoffe spezialisierte Vermögensverwalter Sprott sieht die Rallye noch lange nicht am Ende.
Der Optimismus im Markt ist groß
Bei so viel Optimismus im Markt ist es ratsam, einen Blick auf die leisen Gegenstimmen zu werfen. Eine davon ist Amy C. Arnott von Morningstar. Auch Arnott sieht das für eine Fortsetzung der Rallye günstige Umfeld. "Jede Fortsetzung aggressiver Zentralbankkäufe und/oder makroökonomische Unsicherheit wären positiv, ebenso wie ein möglicher Zinsrückgang", schrieb sie in einem Bericht Anfang der Woche. Auch eine anhaltende Schwäche des Greenback könne den Goldpreis weiter stützen.
Arnott warnt jedoch: "Diese Faktoren reichen jedoch möglicherweise nicht aus, um das potenzielle Risiko angesichts des derzeit hohen Goldpreises auszugleichen." Sie verweist auf eine Studie der Wissenschaftler Claude B. Erb und Campbell R. Harvey aus dem Jahr 2013. Die Kernaussage: Erreicht der Goldpreis inflationsbereinigt einen hohen Wert, folgen darauf statistisch gesehen oft längere Schwächephasen. Anders gesagt: Langfristig neigt der inflationsbereinigte Goldpreis dazu, zu seinem Mittelwert zurückzukehren.
Der inflationsbereinigte Goldpreis neigt zur Mean Reversion
"Dies geschah 1980, als auf hohe Preise eine lange Phase schleppender Renditen während des größten Teils des folgenden Jahrzehnts folgte. Dasselbe Muster zeigte sich, als der reale Goldpreis im August 2011 einen Höchststand erreichte, dem von 2013 bis 2015 ein starker Rückgang folgte", konstatiert Arnott.
Vor diesem Hintergrund sei es "wahrscheinlich nicht der ideale Zeitpunkt, Gold zu kaufen." Sie verweist auf das Verhältnis von Goldpreis zum Verbraucherpreisindex. Wird der aktuelle Goldpreis durch den CPI dividiert, ergibt sich ein Wert von 10,24 - deutlich höher als in den Jahren nach der Finanzkrise und Ende der 1970er Jahre. Die durchschnittliche Gold/CPI-Ratio in der Zeit von 1975 bis heute liegt bei 4,0.
Nach einer langen Hausse setzten beim Goldpreis immer wieder lange Schwächephasen ein. "So fiel der Goldpreis im Zeitraum von Oktober 1980 bis Februar 1985 im Schnitt um mehr als 17 Prozent pro Jahr", rechnet Arnott vor.
Während die Performance des Goldpreises aktuell weit oben in den Ranglisten liegt, gab es auch Zeiten ohne jeglichen Glanz. "Während der säkularen Hausse von 1982 bis 2000, als US-Aktien jährliche Renditen von fast 17 Prozent erzielten, verzeichnete der Goldpreis im Durchschnitt stetige Verluste von fast 2 Prozent pro Jahr", so Arnott.

