
US-Tech investiert in Hessen: Google investiert 5,5 Mrd. EUR in deutsche Rechenzentren
Nach Nvidia und Microsoft setzt nun auch Google ein Zeichen: Milliarden fließen in deutsche Rechenzentren - ohne staatliche Zuschüsse, aber mit politischer Rückendeckung.
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Alphabet (ISIN: US02079K3059, WKN: A14Y6F) kündigt eine massive Investition in seine deutschen Cloud-Standorte an. In den kommenden vier Jahren will die Google-Mutter 5,5 Mrd. EUR in Rechenzentren und Büroerweiterungen stecken. Laut Unternehmensangaben soll das Geld vor allem in zwei neue Cloud-Zentren in der Region Frankfurt fließen - in Dietzenbach und Hanau im Bundesland Hessen.
Die Ankündigung erfolgte in Berlin im Beisein von Finanzminister Lars Klingbeil und hochrangigen Google-Vertretern. Nach Angaben von Google-Chef Deutschland Philipp Justus sollen durch den Ausbau rund 9.000 indirekte Arbeitsplätze gesichert werden. Rund 200 Mitarbeitende werden künftig direkt an den Standorten in Dietzenbach und Hanau beschäftigt sein.
Google setzt auf langfristige Expansion in Europa
Die Investitionen sind Teil eines großangelegten Infrastrukturprogramms des Konzerns, das von 2026 bis 2029 läuft. Alphabet plant weltweit Kapitalausgaben von bis zu 93 Mrd. USD im Jahr 2025. Nach Angaben von Reuters betonte Marianne Janik, Vizepräsidentin für Google Cloud Northern Europe, die Bedeutung des deutschen Markts als "zentralen Knotenpunkt für Cloud-Services und künstliche Intelligenz".
Bereits im September hatte Google angekündigt, in Großbritannien 5 Mrd. GBP zu investieren. In Deutschland soll nun die Cloud-Kapazität ausgebaut werden, um die wachsende Nachfrage nach Speicherleistung und Rechenressourcen für KI-Anwendungen zu bedienen. Der neue Standort Dietzenbach ergänzt bestehende Infrastruktur in Hanau, die künftig zu einem der größten europäischen Cloud-Hubs des Konzerns ausgebaut werden soll.
Politische Bedeutung und Wettbewerb um Investitionen
Für die Bundesregierung kommt die Zusage zur rechten Zeit. Finanzminister Klingbeil nannte den Schritt ein "wichtiges Signal für Deutschland als Wirtschaftsstandort". Anders als bei anderen Großprojekten verzichtet der Staat auf Subventionen. Klingbeil verwies darauf, dass die Bundesregierung mit einem neuen außerbudgetären Fonds Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung erleichtern will - ohne gezielte Unterstützung für einzelne Unternehmen.
Der Wettbewerb um internationale Technologieinvestitionen hat sich zuletzt deutlich verschärft. Erst vor wenigen Tagen kündigten NVIDIA (ISIN: US67066G1040, WKN: 918422) und Deutsche Telekom (ISIN: DE0005557508, WKN: 555750) ein gemeinsames Rechenzentrum in München an, Investitionsvolumen rund 1 Mrd. EUR. Microsoft (ISIN: US5949181045, WKN: 870747) plant parallel 10 Mrd. USD für ein Cloud-Cluster in Portugal, wie die Agenturberichte zusammenfassen.
Europas digitaler Ehrgeiz wächst
Der Vorstoß von Google passt in die Strategie der Europäischen Kommission, sogenannte Gigafactories für Daten zu fördern - also Großrechenzentren, die in der Lage sind, komplexe KI-Modelle zu trainieren und zu betreiben. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Effekte, sondern auch um digitale Souveränität: Wer Daten kontrolliert, verfügt über zentrale Hebel für Forschung, Energieeffizienz und Sicherheit.
Die deutschen Standorte bei Frankfurt profitieren von der Nähe zu internationalen Glasfaserverbindungen und stabiler Energieversorgung. Laut Branchenkennern gilt Hessen als strategisch bevorzugt für Cloud-Betreiber. "Der ökonomische Multiplikator dieser Investition wird beträchtlich sein", sagte Philipp Justus laut Reuters.
Mit den neuen Projekten in Hanau und Dietzenbach stärkt Google seine Präsenz im Zentrum Europas - und Deutschland positioniert sich stärker als digitaler Knotenpunkt zwischen Wirtschaft und Technologiepolitik.