
Risikoappetit: ETFs und Optionen stehen an der Wall Street hoch im Kurs
Hohe Mittelzuflüsse in ETFs und eine deutliche Zunahme des Optionshandels: Die Anleger an der Wall Street zeigen Appetit auf Risiko.
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2024 haben Anleger in den USA mehr als 1 Billion USD in ETFs investiert und damit den Rekord von 2021 gebrochen. Den monatlichen ETFGI-Daten zufolge erreichte das Gesamtvermögen in US-ETFs Ende November einen Rekordwert von 10,6 Billionen USD, was einem Anstieg von mehr als 30 % seit Anfang 2024 entspricht.
Brian Hartigan, Leiter für ETFs und Indexinvestitionen bei Invesco, sieht eine "risikofreudige" Stimmung unter den Anlegern. Diese hätten 2024 "eindeutig" das Vertrauen zurückgewonnen. Die hohen Mittelzuflüsse in ETFs bescherten Vermögensverwaltern Rekorderlöse. Die Aktie von BlackRock (ISIN: US09290D1019, WKN: A40PW4) etwa hat im letzten Jahr um rund 100 % zugelegt.
Hohe Mittelzuflüsse in ETFs: Rekorderlöse für Blackrock und Co.
In welche ETFs haben Anleger priorisiert angelegt? Die größten Zuflüsse verzeichneten die großen ETFs auf den S&P 500. Auch Invescos QQQ, der den Technologieindex Nasdaq 100 abbildet, gehörte mit Mittelzuflüssen von 27 Milliarden USD bis Mitte Dezember zu den Gewinnern. Im Jahr zuvor hatte der ETF lediglich Zuflüsse von 7,3 Milliarden USD verzeichnet.
Die US-Wahlen haben zu deutlich mehr Investitionen in ETFs geführt. Im November wurden 164 Milliarden USD investiert. Die Hoffnungen: Steuersenkungen und Deregulierung könnten den Aktienmarkt auf neue Hochs befördern.
Doch nicht nur die Aktienmärkte standen im Fokus der Anleger. Auch Anleihe ETFs waren gefragt: Viele Anleger versuchten, sich angesichts des einsetzenden Lockerungszyklus der US-Notenbank Federal Reserve noch höhere Zinsniveaus zu sichern.
Active ETFs gehören zu den Gewinnern 2024
Nicht zuletzt Active ETFs gehörten zu den Gewinnern. Bis November entfielen rund 30 % aller Zuflüsse auf aktiv verwaltete Produkte. Dies kommt den Fondsgesellschaften zugute, die sich über höhere Gebühreneinnahmen freuen können. David Mann, Leiter für ETF-Produkte und Kapitalmärkte bei Franklin Templeton etwa konstatiert: "Unsere durchschnittliche Gebühr ist aufgrund der aktiven Vermögenswerte tatsächlich gestiegen".
Auch der Optionshandel erfreut sich wachsender Beliebtheit. 2024 wechselten täglich durchschnittlich rund 48 Millionen Optionskontrakte den Besitzer – laut Daten der Options Clearing Corp. (OCC) der höchste Wert seit 1973. Die wachsende Aktivität am Optionsmarkt geht dabei vor allem auf private Anleger zurück, die typischerweise Kontrakte auf sehr volatile Aktien handeln.
Catherine Clay, Leiterin für globale Derivate bei Cboe Global Markets sieht das "Phänomen" des Retail Traders, der sich in diesem Bereich stark engagiert. Auch andere Daten bestätigen diesen Trend: Laut Bloomberg Intelligence machten Amateurhändler im September 29 % der US-Optionsaktivität aus, gegenüber 23 % Anfang 2020.
Privatanleger setzen auf Optionen
Besonders ein Bereich gewinnt massiv an Bedeutung: Sogenannte Zero-Day-to-Expiry-Optionen oder "0dte"-Trades machen laut dem Marktforscher SpotGamma mehr als die Hälfte der auf den S&P 500-Index bezogenen Optionsaktivität aus. Anfang 2020 waren es noch 17 %.
0dte Optionen sind bislang nur für Indizes, nicht aber für einzelne Aktien verfügbar. Um solche Kontrakte auch auf besonders beliebte Aktien handelbar zu machen, müssten Börsenbetreiber zusätzliche Verfallstermine für Montag bis Donnerstag einführen. Bislang verfallen Optionen auf Einzelaktien freitags.
Bereits 2023 hatten Makler und Börsen – darunter Schwergewichte wie Charles Schwab und Citadel Securities – die Vor- und Nachteile einer Einführung des #0dte-Modells auf Optionen auf Einzelaktien diskutiert. Angesichts der erheblichen Risiken solcher Geschäfte für Anleger besteht offenbar eine gewisse Zurückhaltung. Allerdings könnten Börsen und Market Maker mit erheblichen zusätzlichen Einnahmen rechnen.
Auch die bislang verfügbaren Wetten auf einzelne Aktienoptionen legten im abgelaufenen Jahr allerdings um 15 % zu.