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PortfoliodiversifikationEqual Weight ETFs reduzieren das Klumpenrisiko - und seit geraumer Zeit auch die Rendite

Viele Anleger spielen mit dem Gedanken, das hohe Gewicht einzelner US-Aktien in den großen Indizes durch Equal Weight ETFs zu reduzieren. Ist das eine gute Idee?

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / Zoonar / Christoph Burgstedt

Die Magnificent-7 sind Investoren bekannt: Eine Handvoll großer Unternehmen macht wesentliche Teile des Gewichts von S&P 500, MSCI World, NASDAQ-100 und weiteren Indizes aus und dominiert damit still und heimlich das vermeintlich diversifizierte Portfolio. Der Grund ist einfach: Die Gewichtung in den Indizes orientiert sich an der Marktkapitalisierung.

Equal Weight ETFs versprechen einfache Abhilfe für dieses Problem: Die ETFs bilden eine Variante der großen Indizes nach, die alle Unternehmen mit dem gleichen Gewicht versieht. Im NASDAQ-100 bedeutet dies für jede enthaltene Aktie ein Gewicht von 1 %, im S&P 500 von 0,20 % usw.

Equal Weight bedeutete in den letzten zehn Jahren Underperformance

Das wachsende Anlegerinteresse wird durch die Fondsgesellschaften mit neuen Produkten bedient. Doch ist die Gleichgewichtung im Portfolio wirklich empfehlenswert? Kritiker monieren, dass der Ansatz Anleger von extrem starken Kursbewegungen weitgehend fernhält.

Ein Vergleich des S&P 500 mit dem S&P 500 Equal Weight Index (jeweils Total Return) belegt diese Underperformance zunächst. Die annualisierte Rendite des "Klassikers" lag in den letzten fünf Jahren bei 15,5 %, während die gleichgewichtete Variante lediglich 12,77 % pro Jahr erzielte.

Auch die Verlängerung des Betrachtungszeitraumes auf zehn Jahre ändert am Ergebnis wenig: Der nach Marktkapitalisierung gewichtete Index legte um 13,94 % pro Jahr zu, der Equal Weight Index um 10,81 %. Die Renditeunterschiede summieren sich über längere Zeit beträchtlich. Wer vor zehn Jahren in den S&P 500 investierte, kann sich heute über einen Gewinn von 266 % freuen. Der Equal Weight Index liegt mit 178 % deutlich dahinter (jeweils Total Return).

Ganz ähnlich ist die Tendenz beim NASDAQ 100. Der Technologieindex hat in den letzten fünf Jahren um 113 % zugelegt. Der NASDAQ 100 Equal Weight Index dagegen brachte lediglich gut 60 % Performance ein. Selbst, wenn nur das laufende Jahr betrachtet wird, liegt der nach Market Cap gewichtete Index mit 13,5 % vs. 9,5 % vorn.

Die Rendite der Indizes spricht also zunächst nicht dafür, etwas gegen die Klumpenrisiken im Depot zu unternehmen. Die Indizes bilden jedoch nicht die tatsächliche Rendite ab - die können Anleger nur durch eine Investition in einen ETF erzielen. Und auch hier schneiden Equal Weight ETFs tendenziell schlechter ab als ETFs auf die Cap-gewichteten Indizes, da mehr Rebalancing notwendig ist und dadurch Kosten entstehen.

Diversifikation bleibt richtig - Studie sieht Equal Weight langfristig positiv

Ist Equal Weight also eine schlechte Idee für das Portfolio? Eher nicht. Zum einen bleibt die Grundproblematik der Übergewichtung einzelner Unternehmen bestehen. Matthias von Arnim weist in einer Notiz für Fundresearch auf die Diversifikations-Illusion hin: "Wer sich also ein Depot mit ETFs wie dem MSCI World, dem S&P 500, einem europäischen, einem Schwellenländer- und einem Technologie-Index zusammenstellt, hat vielleicht das Gefühl, breit diversifiziert zu investieren. In Wirklichkeit besteht solch ein Portfolio jedoch zu mehr als 50 Prozent aus US-Werten - wovon wiederum nahezu die Hälfte der Marktkapitalisierung auf weniger als zehn Konzerne fällt."

Die in diesem Beitrag angestellten Vergleiche zwischen Cap-gewichteten und gleichgewichteten Indizes entsprechen zwar der Wahrnehmung der meisten Anleger, sind jedoch wissenschaftlich nicht wasserfest. In der Studie "Warum hat das gleichgewichtete Portfolio eine Underperformance erzielt und was können wir dagegen tun?" von BH Taljaard und Eben Mare wird die Frage ebenfalls erörtert.

"Es ist allgemein bekannt, dass nach Marktkapitalisierung gewichtete Portfolios ineffizient sind und langfristig schlechter abschneiden als gleichgewichtete Portfolios. Allerdings hat ein gleichgewichtetes Portfolio von Aktien des S&P 500 spätestens seit 2016 eine deutlich schlechtere Performance als das nach Marktkapitalisierung gewichtete Portfolio" heißt es in der Studie. Die Analyse der Autoren zeigt demnach, "dass das gleichgewichtete Portfolio das nach Marktkapitalisierung gewichtete Portfolio langfristig tatsächlich zu übertreffen scheint, allerdings mit Phasen erheblicher kurzfristiger Underperformance."