
Rückversicherung: Cat Bond Emissionen auf Rekordhoch
Versicherer emittieren Katastrophenanleihen auf Rekordniveau, um Risiken abzuwälzen. Davon können Anleger profitieren – in den USA ging bereits der erste Cat Bond ETF an den Start.
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Cat Bonds erleben einen Boom: Laut dem auf Katastrophenanleihen, versicherungsgebundene Wertpapiere, Rückversicherungskapital & -investitionen sowie Risikotransfer-Intelligenz spezialisierten Datenanbieter Artemis stieg das Emissionsvolumen in diesem Segment im bisherigen Jahresverlauf auf 18,1 Mrd. USD. Der bisherige Rekordwert von 2024 lag bei 17,7 Mrd. USD – für das Gesamtjahr.
Mit Cat Bonds übertragen Versicherungsgesellschaften Risiken aus ihrem Vertragsbestand an Anleger. Diese erhalten beim Kauf der Anleihe eine Prämie in Form eines erhöhten Zinssatzes. Tritt ein der Anleihe zugeordnetes versichertes Risiko ein, haftet der Nennwert der Anleihe ganz oder teilweise für die Kosten des Versicherungsunternehmens. (Rück-)Versicherer transferieren so etwa Risiken im Zusammenhang mit Erdbeben, Wirbelstürmen oder Waldbränden.
Die Ausgaben der Versicherer für solche Ereignisse steigen: Im laufenden Jahrzehnt fallen branchenweit mehr als 100 Mrd. USD pro Jahr an. Laut einer kürzlichen Prognose von Swiss Re könnte diese Summe in einem besonders von Ereignissen betroffenen Jahr sogar 300 Milliarden Dollar erreichen.
Versicherer wälzen zunehmende Risiken ab
Für Anleger kann sich die Beteiligung an den Versicherungsrisiken auszahlen. Der Swiss Re Cat Bond Performance Index erreichte im vergangenen Jahr Daten von Artemis zufolge, eine Gesamtrendite von 17,29 %. Der Index überzeichnet dem Datenanbieter die tatsächlich erzielbaren Renditen allerdings etwas. "Laut unseren Quellen lag die Rendite der meisten Strategien für das Gesamtjahr 2024 zwischen 12 % und rund 15 %", heißt es in einem Bericht zur Performance.
Dennoch: "Mit einer Gesamtrendite von 17,29 % für 2024 und einer Rendite von knapp über 40 % in den letzten beiden Jahren bleiben Katastrophenanleihen laut Swiss Re Index eine der herausragendsten Performance-Anlagen in den Kategorien festverzinsliche Wertpapiere, alternative Anlagen und Hedgefonds", resümieren die Artemis-Analysten. Die hohe Rendite ist auch darauf zurückzuführen, dass Katastrophen wie die Hurrikane Helene und Milton im Jahr 2024 den Inhabern von Katastrophenanleihen nur geringe oder gar keine Verluste beschert haben.
Erster ETF auf Katastrophenanleihen gestartet
Für Anleger können Cat Bonds – unter Beachtung der damit verbundenen Risiken – einige Vorteile bieten. Dazu gehört neben der in guten Jahren hohen Rendite auch die geringe Korrelation mit anderen Märkten.
In den USA ging im Frühjahr der erste ETF für Cat Bonds an den Start: Der Brookmont Catastrophic Bond ETF ist seit Anfang April an der New Yorker Börse notiert. Die Strategie basiert demnach auf einer starken Diversifizierung und dem langfristigen Ziel, den breiteren Markt für Katastrophenanleihen auf risikobereinigter Basis zu übertreffen. Im Portfolio befinden sich rund 70 Positionen, die verschiedene Risiken in unterschiedlichen Regionen abdecken. Brookmont sucht derzeit nach Wegen, den ETF nach Europa zu bringen. Dazu laufen offenbar Gespräche mit HANetf.
Kirchen setzen auf Cat Bonds
Während ein in Europa zugelassener ETF auch Privatanlegern den Einstieg in das Segment erleichtern könnte, investieren institutionelle Anleger schon lange in Katastrophenanleihen – vor allem die Kirchen.
"Man muss viele Risikoquellen anzapfen, um Vermögen langfristig zu erhalten", erläuterte Bernhard Matthes, der für die Pax-Bank für Kirche und Caritas das Vermögen von kirchlichen, gemeinnützigen und sozialen Institutionen sowie Privatpersonen verwaltet, gegenüber der FAZ.
Katastrophenanleihen böten für ein großes Portfolio einen strukturellen Nutzen: "Die Korrelation mit der Wirtschafts-, Aktien- und Zinsentwicklung ist nahe null. Das Risiko wird mit 700 bis 900 Basispunkten über dem US-Geldmarktzins fair bezahlt", so Matthes.