
Renditelücke: US-Pensionsfonds stocken Krypto-Investments auf
Die Funded Ratios von US-Pensionsfonds sind trotz der langen Hausse am Aktienmarkt viel zu niedrig. Jetzt richtet sich der Blick der Fondsmanager auf Kryptowährungen.
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Große US-Pensionsfonds stocken ihre Bestände an Kryptowährungen auf. Das Ziel der Fondsmanager: Mit den erhofften Kursgewinnen sollen die Renditelücken der chronisch unterfinanzierten Portfolios verkleinert werden.
Das State of Wisconsin Investment Board (SWIB) verwaltet Renten- und Pensionsansprüche für den überwiegenden Teil der Angestellten im öffentlichen Dienst des Bundesstaats. Der Fonds war laut Informationen der "Börsen-Zeitung" Ende September der zwölftgrößte Anteilseigner im börsengehandelten Spot-Bitcoin-Fonds des Vermögensverwalters Blackrock. Die Position beläuft sich auf ca. 155 Mio. USD.
Pensionsfonds aus Wisconsin und Michigan investieren in Krypto
Der gemessen am AUM zu den Top-10 der USA zählende Fonds ist kein Einzelfall. Das State of Michigan Retirement System zählt zu den führenden Investoren des Bitcoin-ETFs der von Starinvestorin Cathie Wood geführten Investmentgesellschaft Ark und dem Ether-Fonds von Grayscale.
Die Probleme der US-Pensionsfonds sind ebenso offensichtlich wie sie weit in die Vergangenheit zurückreichen. Die Funded Ratio, also der Quotient aus Assets und Verpflichtungen der Kassen, hat sich in den letzten beiden Dekaden aufgrund einer schwachen Performance und wachsender Pensionsansprüche deutlich verschlechtert.
Lag die Kennzahl zur Jahrtausendwende noch bei 95 %, sind es der Strategieberatung Milliman zufolge bei den 100 größten US-Pensionsfonds derzeit nur gut 80 %. Die US-Notenbank Federal Reserve gibt die Ratio für alle Fonds zusammen noch deutlich niedriger aus und nennt etwa für die Pensionsfonds in New Jersey und Illinois aggregierte Funded Ratios im Bereich zwischen 30 und 40%.
Die Lücke soll nach dem Willen der Fondsmanager nun durch riskantere Assets ausgeglichen werden. Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sind dabei nicht die einzigen Anlagevehikel: So hat das California Public Employees Retirement System (Calpers) seine Beteiligungen an Private Equity und Private Credit im vergangenen Jahr bedeutend aufgestockt.
Risikoneigung steigt angesichts drohender Engpässe
Analysten sorgen sich angesichts der aus der sprichwörtlichen Not geborenen Risikoaffinität um einen möglichen Kontrollverlust im Risikomanagement. Befürchtet wird ein Teufelskreis aus Anlagen in renditeträchtigere, aber zunehmend riskantere Assets und ausufernden Verlusten.
Daten von Pew Charitable Trusts zufolge beläuft sich der Anteil an Aktien und Alternativen Investments in den Portfolios der Pensionsfonds bereits seit Ende der 1990er Jahre auf mehr als 70 %. Die Risikoexposition liegt damit bereits höher als in früheren Zeiten, als vor allem Anleihen und Cash dominierten. Ein erheblicher Abschwung an den Aktienmärkten könnte US-Pensionsfonds deshalb beträchtlich unter Druck setzen.
Laut der Ratingagentur Fitch kommt es bereits jetzt häufiger zur Unterstützung der Fonds durch Bundesstaaten. Dabei erhalten Bundesstaaten wie Texas oder Kentucky selbst mehr Mittel aus Washington, als ihre Bürger im Bund an Abgaben zahlen. Die US-Staatsverschuldung könnte sich durch eine größere Schieflage der Pensionsfonds deshalb noch deutlich erhöhen.
Dass Krypto-Investments die Situation der Fonds verschlechtern können, musste etwa die kanadische Caisse de dépôt et placement du Québec erfahren, die 150 Mio. USD in den Krypto-Dienstleister Celsius Network investiert hatte. Nach der Insolvenz des Unternehmens musste die Beteiligung abgeschrieben werden.
Der neue US-Präsident Donald Trump gilt als Befürworter von Krypto und launchte am Wochenende vor seiner Amtseinführung einen Memecoin, der sich größter Popularität und einer binnen Stunden erreichten Milliardenbewertung erfreute.
Die abgetretene Administration zeigte sich in diesem Punkt etwas nüchterner: Das US-Arbeitsministerium meldete bereits 2022 "ernste Bedenken" bezüglich der Krypto-Investments der Pensionsfonds an.