
Rendite: Private Market Funds bleiben kurz- und langfristig hinter S&P 500 zurück
Erstmals seit der Jahrtausendwende liegt die Rendite von Private Market Fonds über alle wichtigen Betrachtungszeiträume hinweg unter der Performance des S&P 500.
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Private Märkte gewinnen in diesen Tagen auch unter Privatanlegern verstärkt an Aufmerksamkeit: Private Equity-Fondsgesellschaften buhlen um die Mittel der Sparer und bieten diversifizierte Investitionsmöglichkeiten bereits im niedrigen fünfstelligen Bereich an.
Verkäufer der Fonds betonen in Gesprächen mit potenziellen Kunden immer wieder die hohen Renditepotenziale privater, d.h. nicht börsennotierter Märkte – bei gleichzeitig breiterer Streuung und geringerer Volatilität. Doch dieses Verkaufsargument hat nun einen Dämpfer erlitten.
Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 haben Private Market Fonds die Rendite des S&P 500 über alle üblichen Betrachtungszeiträume hinweg verfehlt: 3 Monate sowie 1, 3, 5 und 10 Jahre. Dies berichtet die Financial Times.
State Street Private Equity Index fällt hinter S&P 500 zurück
Der Private-Equity-Index des Vermögensverwalters State Street – der die Erträge von Private-Equity-, Private-Debt- und Risikokapitalfonds abbildet – legte im vergangenen Jahr um 7,08 % zu. Der S&P 500 gewann im selben Jahr jedoch weit mehr als 20 % an Wert. Die Lücke zwischen den beiden Indizes im vergangenen Jahr ist die größte seit Beginn der Datenreihe.
Der Private-Equity-Index blieb im Jahr 2024 auch hinter dem Russell 2000-Index zurück, in dem kleinere börsengehandelte Unternehmen gelistet sind. Er übertraf diesen Index jedoch auf Sicht von drei, fünf und zehn Jahren.
Einen wesentlichen Grund sehen Branchenexperten in der verringerten Deal-Aktivität des Private Equity Sektors. Dafür wiederum ist auch der Zinszyklus verantwortlich: Die Zinserhöhungen 2022 machten den Verkauf von Assets zu den gewünschten Preisen schwer. Die Zahl der Exits ging deutlich zurück, die Ausschüttungen an Anteilseigner in der Folge ebenso.
Weniger Exits, weniger Ausschüttungen
Buyout-Fonds erzielten im vergangenen Jahr laut State Street eine durchschnittliche Rendite von 6,81 % und lagen damit deutlich hinter Private Debt mit 9,11 % und Venture Capital mit 7,05 %. Auch im Bereich der sektorenorientierten Fonds gab es Unterschiede: Private-Markets-Fonds mit Fokus auf den Finanz- und Energiesektor erzielten im Jahr 2024 Renditen von 15,08 % bzw. 10,89 %, Fonds mit Fokus auf den IT-Sektor 8,12 %.
Arjun Raghavan, Geschäftsführer von Partners Capital verweist ebenfalls auf die veränderte Zinslandschaft. "Der durchschnittliche Private-Equity-Manager war in den letzten fünf Jahren eindeutig betroffen, da die Vorteile aus Fremdkapital und einer Ausweitung der Bewertungsmultiplikatoren nachgelassen haben."
Raghavan glaubt, dass es durchaus Manager gibt, die den Aktienmarkt hinter sich ließen – schließlich sei Private Equity "keine monolithische Anlageklasse". Er weist zudem darauf hin, dass ein ganz wesentlicher Teil der S&P 500 Performance im vergangenen Jahr auf einige wenige Aktien zurückzuführen war. Deren Entwicklung sei aber auf lange Sicht kaum haltbar.
Risiko von stärkerer Regulierung
Auf Regulierungsebene werden Private Market Fonds aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Einerseits sollen ELTIFs das Wachstum ankurbeln, andererseits wächst die Sorge vor Problemen für das Finanzsystem, insbesondere im Hinblick auf Private Debt.
Analysten von Moody's Analytics, der US-Börsenaufsicht SEC und ein ehemaliger Topberater des US-Finanzministeriums warnten kürzlich vor einer zunehmenden Verflechtung privater Kreditfonds mit dem Bankensystem. Dadurch drohten "neue Formen systemischen Stresses."
"Ihre Intransparenz und ihre Rolle bei der Verdichtung des Finanznetzwerks bedeuten, dass sie eine künftige Krise überproportional verstärken könnten", hieß es in einem Bericht zu Private Debt Fonds. Die Fonds, die in der Regel Kredite an risikoreichere und stärker verschuldete Unternehmen vergeben, unterliegen einer weniger strengen Aufsicht als Banken - was offenbar zunehmend für Beunruhigung sorgt.