
Investor Woche: Sorge um US-Regionalbanken, Continental und Nestlé legen zu, Questcorp treibt Bohrungen in Mexiko voran, Merck beugt sich Trump
Die Märkte sorgen sich um Kreditportfolio-Qualität von US-Regionalbanken. Questcorp Mining meldet Explorationserfolge. Continental überrascht mit guten Zahlen, Nestlé überzeugt mit entschlossenem Sparprogramm. Merck und wohl auch Novo beugen sich Trump. IDEX bietet eine günstige Bewertung.
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Marktentwicklung
Eine eher schwache Woche an den Aktienmärkten neigt sich dem Ende zu. Der DAX lag am Freitagmittag mit 2,5 % im Minus. Auch NASDAQ-100 und S&P 500 lagen im roten Bereich: Die Märkte sorgen sich nicht zuletzt um den Zustand der US-Regionalbanken. US-Staatsanleihen notierten unter der Marke von 4 %, der EUR/USD lag bei 1,17. Gold beschleunigt die Rallye und notiert bei 4.350, Bitcoin dagegen gibt auf 105.000 USD nach.
Topmeldungen
Sorge um US-Regionalbanken drückt Kurse
Die Aktien von US-Regionalbanken fielen am Donnerstag nach Berichten über mutmaßliche Betrügereien von Kreditnehmern und Sorgen um die Qualität der Kreditportfolios. Der KBW-Regionalbankenindex schloss am Donnerstag mit einem Minus von 6,3 Prozent, dem niedrigsten Schlussstand seit Juni und dem größten Tagesverlust seit April. Zu den größten Verlierern am Markt gehörten mit Zions Bank (ISIN: US9897011071, WKN: 856942) und Western Alliance Bank (ISIN: US9576381092, WKN: A0ETE2) zwei Mitglieder des größeren KBW-Bankenindex. Der Markt ist nach den Pleiten von First Brands und Tricolor sichtbar nervös.
IWF mit schwacher Wachstumsprognose für Deutschland
Der IWF hat die Wachstumsprognose für Deutschland für das kommende Jahr leicht auf 0,90 % reduziert und ist damit trotz der fiskalpolitischen Maßnahmen pessimistischer als die Bundesregierung. Steigende Löhne und Staatsausgaben könnten hohe Unsicherheit und höhere Zölle nicht ausgleichen.
Continental überrascht mit guten Zahlen
Continental (ISIN: DE0005439004, WKN: 543900) überrascht die Märkte mit guten Zahlen zum dritten Quartal: Ein guter Start in die Winterreifensaison und höhere Preise führten zu einem Umsatz von 5,0 Mrd. EUR und einer bereinigten EBIT-Marge von 11,4 %. Analysten hatten im Schnitt 4,9 Mrd. EUR und 9,5 % erwartet. Der bereinigte Free Cashflow belief sich auf etwa 200 Millionen EUR und lag damit klar über dem Marktkonsens von 113 Millionen EUR. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde bestätigt.
Nestlé streicht 16.000 Stellen
Die Aktie von Nestlé (ISIN: CH0038863350, WKN: A0Q4DC) konnte in dieser Woche aufgrund ehrgeiziger Sparpläne deutlich zulegen. Der im September ernannte Konzernchef Philipp Navratil will 16.000 Stellen einsparen - das entspricht 6 % der Belegschaft, drei Viertel davon in der Verwaltung, den Rest in der Produktion. "Nestlé war in der Vergangenheit nicht die effizienteste Firma", sagte Navratil. Marktanteile zu verlieren, sei nicht länger eine Option. In den ersten neun Monaten erzielte Nestlé einen Umsatz von 65,9 Mrd. CHF und damit ein bereinigtes Wachstum von 3,3 %.
Trump übt Druck auf Pharmakonzerne Merck und Novo Nordisk aus
US-Präsident Donald Trump setzt Pharmakonzerne weiter unter Druck. Der Darmstädter Pharmakonzern Merck (ISIN: DE0006599905, WKN: 659990) gibt den Forderungen nun nach und senkt die Preise für künstliche Befruchtungen in den USA im Gegenzug für eine Befreiung von Einfuhrzöllen. Demnach sollen die Merck-Fruchtbarkeitsmedikamente Gonal-F, Ovidrel und Cetrotide ab Anfang 2026 über den von Trump geplanten Direktvertrieb "TrumpRX" mit einem Rabatt von bis zu 84 % erhältlich sein.
Der Kurs von Novo Nordisk (ISIN: DK0062498333, WKN: A3EU6F) indes gab deutlich nach, da Trump drastische Preissenkungen für das Medikament Ozempic versprochen hatte. Der Preis werde nach Abschluss der Verhandlungen seiner Regierung mit dem dänischen Unternehmen "viel niedriger" sein.
Unter der Lupe
IDEX: Günstige Bewertung mit starkem Burggraben
Bei dieser Aktie sollten Value Investoren hellhörig werden: IDEX (ISIN: US45167R1041, WKN: 877444) aus Lake Forest in Illinois produziert u. a. Pumpen, Durchflussmesser, Ventile und Fluidsysteme für Kunden aus Industrie, Brandschutz und Sicherheit, Biowissenschaften und Wasser. Produziert wird mit 7.000 Mitarbeitern in 20 Ländern. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 3,3 Mrd. EUR.
Was macht IDEX so besonders? Krzysztof Smalec von Morningstar sieht einen breiten ökonomischen Burggraben. "Idex besitzt eine Reihe von Unternehmen mit Burggraben, die in ihren Nischenmärkten meist führend sind und typischerweise den ersten oder zweiten Marktanteil belegen. (...) Dank seiner Kompetenz im Lean Manufacturing kann Idex in einem Umfeld mit hoher Produktvielfalt und geringen Stückzahlen effektiv agieren und seinen Kunden eine große Vielfalt hochentwickelter, konfigurierbarer oder anpassbarer Produkte anbieten." Dadurch und bedingt durch den Umstand, dass vielfach unternehmenskritische Geräte hergestellt werden, ergeben sich Smalec zufolge hohe Kundenwechselkosten und daraus resultierend eine Preissetzungsmacht.
"Wir gehen davon aus, dass das organische Umsatzwachstum die Industrieproduktion jährlich um etwa 1 bis 2 % übertreffen wird", schreibt Smalec und verweist auf die F&E-Ausgaben des Unternehmens.
Doch beim organischen Wachstum bleibt es nicht. "Die M&A-Strategie des Unternehmens und die starken Kundenbeziehungen untermauern die Widerstandsfähigkeit, wobei robuste Margen und eine gesunde Bilanz die kontinuierliche Wertschöpfung unterstützen", hieß es in einem Bericht von SeekingAlpha im August (der Kurs hat sich seitdem fast nicht verändert).
Wie ist IDEX derzeit bewertet? Das zukunftsgerichtete KGV liegt bei gut 19 (5-Jahres-Durchschnitt: 26,5), das KBV bei 3,1 (4,9). Zuletzt wurde eine Dividende von 0,71 USD pro Quartal ausgeschüttet; zusammen mit den Aktienrückkäufen ergibt sich hier eine Rendite von knapp 2,5 %. Morningstar sieht den fairen Wert der IDEX Aktie bei 210 USD, womit das Papier zum aktuellen Kurs von 165 USD um gut 20 % unterbewertet wäre.
Im langfristigen Chart ist ein von 2009 bis 2022 laufender Aufwärtstrend zu sehen, der in eine mehrjährige Konsolidierungsphase überging, an die sich seit November 2024 eine deutliche Korrektur anschloss.
Der Gewinn pro Aktie lag in den letzten beiden Quartalen über der Spanne der Erwartungen. Für das laufende Jahr wird ein Gewinn von 8,33 USD erwartet, für 2026 9,18 USD und für 2027 9,31 USD.
Sechs durch das Wall Street Journal befragte Analysten empfehlen die IDEX Aktie zum Kauf (bei 3x Overweight und 8x Hold). Im Median liegt das Kursziel bei 197,50 USD.
Chart der Woche
Questcorp Mining treibt Bohrprogramm in Mexiko voran
Die Aktie des Edelmetallexplorers Questcorp Mining (ISIN: CA7479762071, WKN: A40DY5) hat in den letzten zwölf Monaten um mehr als 100 % zugelegt. Das Unternehmen führt derzeit sein erstes Bohrprogramm auf dem Gold- und Silberprojekt La Union im mexikanischen Sonora durch - und meldete hier erhebliche Fortschritte. "Das Programm ist nun zu zwei Dritteln abgeschlossen, wobei die ersten und zweiten Bohrungen bei vier der fünf Hauptziele abgeschlossen sind", teilte Questcorp am Donnerstag mit. CEO Saf Dhillon zufolge wurden nun sieben Bohrlöcher abgeschlossen, 2-5 weitere sind geplant.
Ergebnisse aus den Bohrkernen liegen noch nicht vor, erste frühe Erkenntnisse zeichnen sich jedoch bereits ab. So erkundeten zwei Bohrungen das Zielgebiet der Union-Mine unterhalb der historischen Abbaustätten und durchschnitten dabei die Formationen Clemente und Caborca. Bei den Bohrungen stießen die Geologen auf die charakteristische mikrokonglomeratische Karbonateinheit, die in der Vergangenheit die Mineralisierung am Boden der Union-Mine beherbergte.
Im Zielgebiet Famosa erprobten zwei Bohrungen die Streichenerweiterung der Mineralisierung in den historischen Grubenbauen sowie die Fußwand und die hängende Wand eines steil nach Westen abfallenden Hauptstrukturmerkmals. Ausgewählte Schürfproben von der Halde Famosa ergaben einen Goldgehalt von 59,4 g/t Gold und 833 g/t Silber.
In einem ohnehin positiven Marktumfeld konnten sich viele Bergbauaktien mit Bezug zu Mexiko zuletzt besonders gut entwickeln. Die Aktie von Fresnillo (ISIN: GB00B2QPKJ12, WKN: A0MVZE) etwa, das eine Reihe Gold- und Silberminen mit teils sehr günstigen Kosten im Land betreibt, hat sich seit Jahresbeginn in etwa vervierfacht. Stark entwickelte sich auch die Aktie von Coeur Mining (ISIN: US1921085049, WKN: A0RNL2), das Anfang des Jahres mit der Übernahme von SilverCrest auch die Mine Las Chispas in Sonora ins Portfolio aufnahm.
Das Interesse ausländischer Investoren am mexikanischen Bergbau wächst, was zur Aufwertung der Währung des Landes beigetragen hat. Questcorp Mining startete Ende September eine Privatplatzierung, in deren Rahmen 3,5 Mio. CAD erlöst werden sollen. Neben den laufenden Explorations- und Bohrarbeiten auf dem Gold- und Silberprojekt La Union sollen mit den Mitteln auch die bevorstehenden Explorationsarbeiten beim Kupferprojekt North Island in Kanada finanziert werden.

Bildquelle: Verumo, Tradingview
Fun Fact
ChatGPT kündigt Erotikinhalte für verifizierte Erwachsene an
ChatGPT soll nach Aussage von OpenAI-Chef Sam Altman "erwachsene Nutzer wie Erwachsene behandeln" - und ihnen auch Erwachseneninhalte anbieten. Dies geht aus einem Beitrag von Altman bei X am Dienstag hervor. Das Unternehmen sei nun so weit, bestimmte Beschränkungen aufzuheben, "da wir nun in der Lage sind, die schwerwiegenden Probleme im Bereich der psychischen Gesundheit zu entschärfen und über neue Instrumente verfügen". Altman kündigte konkret an: "Im Dezember, wenn wir die Altersfreigabe umfassender einführen und als Teil unseres Prinzips 'behandle erwachsene Nutzer wie Erwachsene', werden wir noch mehr zulassen, z. B. Erotik für verifizierte Erwachsene." Unser Kommentar: KI braucht Cashflow. Und Sex sells bekanntlich.

