
Investor Woche: Ölpreise rauf, Edelmetalle runter, Ford, Coca-Cola, Hensoldt und Intel mit starken Zahlen, Tesla mit Rekordumsatz
Britische Inflation stagniert, türkische Teuerung steigt. Nexperia-Krise gefährdet deutsche Industrie. Tesla mit Rekordumsatz, jedoch mit geringerem Gewinn. Hensoldt, Coca-Cola, Ford, Intel überzeugen im staken Zahlen. SAP enttäuscht mit Cloud-Prognose. Ambev gilt als renditestarke Burggraben-Aktie.
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Marktentwicklung
Der DAX lag am Freitagmittag um gut 0,60 % im Plus, der NASDAQ-100 machte gegenüber dem letzten Freitag etwa 0,80 % gut. Der S&P 500 konnte um gut 1 % zulegen. Die Edelmetalle schalteten diese Woche in den Korrekturmodus, Öl legte sanktionsbedingt deutlich zu. Der EUR/USD bewegt sich weiterhin nahe an der Marke von 1,16.
Topmeldungen
US-Sanktionen gegen Russland treiben Ölpreis
Die USA haben Strafmaßnahmen gegen russische Ölkonzerne verhängt. Diese sanktionieren jede wirtschaftliche Interaktion mit Rosneft und Lukoil. US-Finanzminister Scott Bessent zufolge sind die Maßnahmen "die Folge des mangelnden, ernsthaften Engagements Russlands" für einen Friedensprozess in der Ukraine. Die Ölpreise zogen in der Folge von niedrigem Niveau aus deutlich an.
Britische Inflation bleibt überraschend bei 3,8 %
Die jährliche Inflationsrate Großbritanniens blieb im September mit 3,8 % unerwartet auf dem Niveau des Vormonats. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen im Jahresverlauf. Ökonomen hatten ebenso wie die BoE mit 4 % gerechnet. Auch die aktuelle Teuerung liegt allerdings weit über dem 2-Prozent-Ziel.
Japans Exporte steigen
Die japanischen Exporte stiegen im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,2 % und erholten sich damit vom Rückgang im August (0,1 %) und nach vier monatlichen Rückgängen in Folge. FactSet-Ökonomen hatten allerdings einen Anstieg um 5,7 % erwartet. Zum Anstieg beigetragen haben könnte die Abwertung des Yen. Die Lieferungen in die USA gingen um 13,3 % zurück.
China meldet 4,8 % Wachstum im dritten Quartal
China gab bekannt, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 % gewachsen ist, nach 5,2 % Wachstum im zweiten Quartal. In den ersten neun Monaten des Jahres wuchs die Wirtschaft laut dem Nationalen Statistikamt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,2 %. Die Daten für das dritte Quartal zeigen das langsamste Wachstum seit einem Jahr.
China löst USA als Deutschlands wichtigsten Handelspartner ab
Die Volksrepublik hat die USA als dem Volumen nach wichtigsten deutschen Handelspartner abgelöst. Das geht aus Berechnungen von Reuters auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Mit den USA wurden von Januar bis August demnach Güter im Wert von 162,8 Mrd. EUR gehandelt, mit China auf 163,4 Mrd. EUR. Einerseits brachen die deutschen Lieferungen in die USA in den ersten acht Monaten des Jahres um 7,4 % auf 99,6 Mrd. EUR ein. Andererseits wuchsen die Importe aus China mit 8,3 % auf 108,8 Mrd. EUR. Die Exporte in die Volksrepublik sanken dagegen um 13,5 % und damit noch stärker als die Ausfuhren in die USA.
Türkische Zentralbank drosselt Zinssenkungen nach Inflationsanstieg
Die Inflation in der Türkei ist im September erstmals seit Mai 2024 wieder angestiegen und erreichte 33,3 %. Die türkische Notenbank reagierte darauf und senkte den Leitzins um lediglich einen Prozentpunkt, nachdem sie die Zinsen im September und Juli um 2,5 bzw. 3 Prozentpunkte gesenkt hatte.
Ford kann Quartalsgewinn mehr als verdoppeln
Der Nettogewinn des Autobauers Ford (ISIN: US3453708600, WKN: 502391) stieg im dritten Quartal von 900 Mio. USD auf 2,4 Mrd. USD - vor allem dank des gut laufenden Geschäfts mit Pickups und SUVs. Der Umsatz im dritten Quartal überschritt die Marke von 50 Mrd. USD und erreichte damit einen Rekordwert, übertraf zudem die von Analysten erwarteten 43 Mrd. USD. In den USA stiegen die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 8 %.
Tesla meldet Rekordumsatz und Gewinneinbruch
Tesla (ISIN: US88160R1014, WKN: A1CX3T) erzielte im dritten Quartal einen Rekordumsatz von 28 Mrd. USD, ein Plus von 12 % gegenüber dem Vorjahr. Der freie Cashflow erreichte mit 4 Mrd. USD ebenfalls einen Rekordwert. Der Umsatzsprung wurde durch das Auslaufen einer Steuergutschrift in den USA begünstigt. Der Nettogewinn des Autobauers sank allerdings um 37 % auf 1,4 Mrd. USD. Dies wird auf gestiegene Forschungs- und Entwicklungskosten in Bereichen wie KI sowie auf einen Rückgang der Einnahmen aus Emissionszertifikaten zurückgeführt.
Intel meldet Gewinn
Intel (ISIN: US4581401001, WKN: 855681) meldete einen Nettogewinn von 4,1 Mrd. USD für das dritte Quartal nach einem Verlust von 16,6 Mrd. USD im Vorjahr. Nach dem Einstieg der US-Regierung und dem Deal mit NVIDIA sind die Aktien des Unternehmens deutlich gestiegen. Laut Intel-Chef Lip-Bu Tan gibt es jedoch noch viele Baustellen: Die Umgestaltung der Produktlinien, Kostensenkungen und die Gewinnung von mehr Kunden für das Auftragsgeschäft mit Chips stehen demnach auf der Prioritätenliste weit oben.
SAP mit verhaltenen Zahlen
Auch das DAX-Schwergewicht SAP (ISIN: DE0007164600, WKN: 716460) legte in dieser Woche Zahlen vor und enttäuschte den Markt teilweise. In den drei Monaten Juli bis September legte der Cloudumsatz bei um 22 % auf 5,29 Mrd. EUR zu - etwas weniger als durch Analysten im Schnitt erwartet. Der Gesamtumsatz stieg um 7 % auf 9,08 Mrd. EUR. Der besonders beachtete Cloudumsatz dürfte im Gesamtjahr währungsbereinigt um rund 26 % steigen - ein Wachstum am "unteren Ende des Ausblicks", wie das Unternehmen mitteilte.
Nexperia-Krise bedroht Automobilbau und Maschinenbau
China stoppte die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführte Firma übernommen hatte. Autobauern gelingt bislang offenbar eine weitgehende Substitution: Es gebe "vorerst weiterhin keine Auswirkungen auf die Produktion in den fahrzeugbauenden Werken der Marke Volkswagen in Deutschland", heißt es etwa aus Wolfsburg, nachdem zuvor noch genau davor gewarnt worden war. Auch der Maschinenbau sieht sich betroffen.
Hensoldt erhöht Prognose für "Book-to-Bill"
Hensoldt (ISIN: DE000HAG0005, WKN: HAG000) hebt die Prognose für das laufende Jahr an - zumindest gemessen am Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz (Book-to-Bill), das nun bei 1,6-1,9 nach bislang erwarteten 1,2 liegen soll. Grund dafür sind parlamentarische Freigaben für mehrere Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr. Der Umsatz wird auf 2,5 Mrd. EUR geschätzt (bislang: 2,5-2,6 Mrd. EUR), die EBITDA-Marge auf 18 % oder höher (bislang: 18 %).
Coca-Cola steigert Umsatz und Gewinn
Coca-Cola (ISIN: US1912161007; WKN: 850663) meldete einen Umsatzanstieg um 5 % auf 12,46 Mrd. USD und lag damit leicht über den Erwartungen. Der Gewinn stieg deutlich auf 3,68 Mrd. USD oder 86 Cent pro Aktie. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn noch bei 2,85 Mrd. USD oder 66 Cent pro Aktie. Für die Jahresprognose - ein organisches Umsatzwachstum von 5 bis 6 % und einen um 8 % höheren bereinigten Gewinn - sieht sich das Unternehmen auf Kurs.
Unter der Lupe
Ambev: Breiter Burggraben, 8 % Dividendenrendite, Forward-KGV von 11,2
Ambev (ISIN: US02319V1035, WKN: A1W749) ist die größte Brauerei Lateinamerikas: Das Unternehmen entstand 1999 durch die Fusion der beiden größten brasilianischen Getränkeunternehmen Brahma und Antarctica. Nach der Fusion mit der kanadischen Brauerei Labatt erhielt AB InBev (ISIN: BE0974293251, WKN: A2ASUV) eine Mehrheitsbeteiligung von 62 %.
Die Brauerei verfügt über einen sehr breiten wirtschaftlichen Burggraben: "Ambev verfügt über Monopolstellungen in verschiedenen Regionen, darunter 60 % Marktanteil im Bierbereich in Brasilien, über 65 % in Argentinien, El Salvador und Uruguay und über 70 % in Bolivien. Dadurch profitiert Ambev von einer erheblichen Fixkostenhebelwirkung und Preismacht im Einkauf. Dies spiegelt sich in den überdurchschnittlichen Kapitalrenditen des Unternehmens sowie einem überlegenen Working Capital Management und Cash Cycles wider", schrieb Morningstar-Analystin Verushka Shetty im September in einer Analyse.
Zudem gebe es Wachstumschancen, weil der Pro-Kopf-Konsum in der Region niedriger sei als in Industrieländern und Verbraucher zunehmend ausländische Biere bevorzugten, was Ambev mit dem starken Portfolio von InBev, zu dem die Marken Budweiser und Corona gehören, gut bespielen könne.
Die Ambev Aktie fällt durch einige günstige Kennzahlen auf. Das zukunftsgerichtete KGV liegt bei rund 11,2, das KBV bei 2,0. Das Verhältnis von Unternehmenswert zu EBITDA liegt bei knapp 6,6. Und nicht zuletzt: Die Dividendenrendite (Forward) liegt laut Morningstar-Daten bei 8 %. Zusammen mit der Rückkaufsrendite ergibt sich ein Gesamtertrag von 8,96 %. Morningstar taxiert den fairen Wert deshalb auf 3,40 USD - ein erheblicher Abstand zum aktuellen Kurs von 2,21 USD.
Die durch das Wall Street Journal befragten Analysten sehen das Kursziel im Median bei 2,71 USD. 4 von 19 Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf (bei 2x Overweight, 10x Hold und 3x Sell).
Chart der Woche
Machen hohe Bewertungen zwingend eine Blase?
Fast täglich wird irgendwo das Platzen der Blase am Aktienmarkt prognostiziert - so oft, dass es schon fast schwerfällt, daran zu glauben. Hoch sind die Bewertungen allerdings wirklich. "Aus historischer Sicht sind die Aktienbewertungen extrem überzogen. Nichts scheint die Begeisterung der Anleger länger als ein oder zwei Tage dämpfen zu können", schreibt Seeking Alpha-Analyst Bret Jensen in einer Kolumne.
Wird die Bewertung der Märkte an einer Reihe von Kennzahlen wie Gewinnmultiplikatoren, Unternehmenswert oder Gesamtmarktkapitalisierung im Verhältnis zum BIP gemessen, bestätigt sich das Bild einer gefährlich hohen Bewertung auf dem Niveau früherer Extremwerte, an die sich ein deutlicher Kursrückgang anschloss.
Jensen erinnert an den Internetboom zur Jahrtausendwende: Damals "war Microsoft mit einer Marktkapitalisierung von rund 600 Mrd. USD die wertvollste Aktie am Markt. Das entsprach etwas mehr als einem Drittel des damaligen jährlichen BIP Frankreichs." Heute sei die MarketCap der größten Unternehmen höher als das BIP in Frankreich oder Großbritannien. Das Platzen der KI-Blase sei deshalb ein Szenario für eine deutliche Marktumkehr.
Ein weiteres Risiko sieht Jensen in der sich verschlechternden Kreditqualität: "Die CMBS-Zahlungsausfallraten für CRE-Kredite gegen Büroimmobilien sind höher als auf dem Höhepunkt der großen Finanzkrise. Die CMBS-Zahlungsausfallraten gegen Mehrfamilienhäuser haben sich in den letzten 13 Monaten etwa verdoppelt und liegen bei knapp über 6,5 %."
Schließlich habe die Kaufkraft der Verbraucher in den vergangenen Jahren gelitten. "Dies hat dazu geführt, dass die oberen 10 % der Haushalte (Jahreseinkommen 250.000 US-Dollar oder mehr) mittlerweile 50 % aller Konsumausgaben auf sich vereinen."

Fun Fact
Steve Jobs erscheint 2026 auf einer 1 USD Gedenkmünze
Die United States Mint wird demnächst eine neue 1-Dollar-Münze vorstellen. Das Motiv: Die Apple-Legende Steve Jobs. Laut einem kürzlich vorgestellten Entwurf zeigt die Münze den jungen Steve Jobs in Rollkragenpullover, Jeans und Sneakers vor einer nordkalifornischen Landschaft mit charakteristisch bewachsenen Hügeln.
Auf der Münze finden sich mehrere Inschriften: "UNITED STATES OF AMERICA", "CALIFORNIA", "STEVE JOBS" und das Zitat "MAKE SOMETHING WONDERFUL". Die Steve Jobs Münze wird ab 2026 direkt über die Website der U.S. Mint erhältlich sein. Einzelstücke kosten 13,25 USD, ein Viererset mit drei weiteren Münzen über bekannte US-Innovationen ist für 27,50 USD zu haben.

