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RatgeberNischeninvestment Hybridanleihen: Zweistellige Renditen sind drin

Eine Hybridanleihe der Bayrischen Landesbank bietet aktuell eine Rendite von 7,5 %. Mit einem neuen Papier von VW sind sogar mehr als 8 % möglich. Wie funktionieren Hybridanleihen? Wie groß sind die Ausfallrisiken? Und welche speziellen Hürden gibt es für Privatanleger?

von Verumo-Redaktion

Lesezeit 5 min
Titelbild: picture alliance / dpa / Boris Roessler

Die Renditen vieler Hybridanleihen können sich sehen lassen. 11,2 % bietet etwa ein bis 2027 laufendes Papier der Deutschen Pfandbriefbank (ISIN: DE000A2DASM5, WKN: A2DASM). Die italienische Banca Monte die Paschi die Siena hat eine bis 2029 laufende Schuldverschreibung (A2R5JW) emittiert, mit der Anleger zum aktuellen Kurs rund 10,4 % Rendite einfahren. Eine Hybridanleihe der Bayrischen Landesbank (BLB5EM) bietet immerhin noch 7,5 %.

Auch Industrieunternehmen werfen einiges ab. Eine Hybridanleihe der TUI AG (ISIN: DE000A3E5KG2, WKN: A3E5KG) etwa bietet bei einer Laufzeit bis April 2028 eine Rendite von 7,8 %. Mit SGL Carbon (ISIN: DE000A351SD3, WKN: A351SD) sind 6,5 % drin, mit Zalando (ISIN: DE000A3E4597, WKN: A3E459) 6,3 %. Eine Hybridanleihe der Bayer AG (ISIN: XS2451802768, WKN: A3MQSV) bietet 4,8 %, ein Papier der Lufthansa (ISIN: XS1271836600, WKN: A161YP) 4,7 %. Volkswagen platziert seit letzter Woche zwei Schuldtitel bei institutionellen Investoren und ruft dabei laut "Handelsblatt" Zinskupons von mehr als 8 % auf.

Extra-Risiko gegen höhere Rendite: So funktionieren Hybridanleihen

Wer angesichts solcher Renditen bereits die eigene Altersvorsorge neu kalibriert, sollte jedoch innehalten. Hybridanleihen bieten vor allem deshalb eine gute Rendite, weil auch die Risiken hoch sind.

Die Emittenten von Hybridanleihen können die Hälfte des emittierten Nennwerts auf ihr Eigenkapital anrechnen. Dadurch stärken die Emittenten ihr Rating. Möglich ist dies, weil es sich um Nachranganleihen handelt. Wird der Emittent insolvent, erhalten zunächst alle anderen Gläubiger ihr Geld. Die nachrangigen Gläubiger gehen deshalb in aller Regel vollständig leer aus.

Allzu oft kommt dies aber nicht vor. Das Handelsblatt beruft sich auf Daten der Ratingagentur S&P, denen zufolge über einen Zeitraum von zehn Jahren nur 1,8 % aller Unternehmen mit Investmentgrade Ratings ihre Anleihen – inkl. Hybridanleihen – nicht bedienen.

Eine weitere Besonderheit ist die oft extrem lange oder sogar unendliche Laufzeit von Hybridanleihen. Anleger rechnen jedoch damit, dass Emittenten ihre vorzeitigen Kündigungsrechte wahrnehmen. Davon profitieren auch die Schuldner: Lässt der Emittent den ersten Kündigungstermin verstreichen, kann dies bereits die Anrechnung auf das Eigenkapital gefährden, einen in den Bedingungen vorgesehenen Zinszuschlag auslösen und das Rating am Kapitalmarkt unter Druck setzen.

Tatsächlich gibt es Papiere mit unbefristeter Laufzeit, also gewissermaßen ewige Anleihen. Eine am 30. April 2022 emittierte Hybridanleihe der Deutschen Bank etwa (ISIN: DE000DL19WG7, WKN: DL19WG) wird in der Anleihedatenbank der Börse Stuttgart mit einem Fälligkeitstermin am 01.01.3000 geführt.

Die Emittentin verfügt jedoch über ein Kündigungsrecht: Ab dem 30.10.2028 bis 29.04.2029 jederzeit, danach ab dem 30.04.2029 zu jedem (jährlichen) Zinstermin. Im Fall einer Kündigung erfolgt die Rücknahme zu 100 % des Nennwertes. Aktuell liegt der Kurs unter pari, die Rendite liegt bei 8,2 %.

Sonderfall: Hybridanleihen von Banken sind besonders riskant

Besonders groß ist das Verlängerungsrisiko bei angeschlagenen Unternehmen und in kriselnden Branchen – wie aktuell etwa dem Immobiliensektor.

Ein weiteres Risiko von Hybridanleihen besteht im Ausfall des Zinskupons. Emittenten dürfen die Zinszahlungen bei knapper Kassenlage ausfallen lassen – dann aber auch keine Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten.

Dass die Hybridanleihen von Banken die höchsten Renditen abwerfen, ist kein Zufall. Das Ausfallrisiko ist hier größer als bei anderen Unternehmen. Während die Rückzahlung der Anleihe eines Industrieunternehmens ausschließlich durch Insolvenz gefährdet ist, kann es bei Banken deutlich schneller gehen.

Hybridanleihen sind hier oft gleichzeitig AT1 (Additional Tier-1) Bonds: Gerät eine Bank in Schieflage wie im Frühjahr die Credit Suisse, wird der Wert der Anleihen vollständig dem Eigenkapital zugeschlagen, Gläubiger gehen leer aus.