
Peso, Aktien und Staatsanleihen: Wetten auf Javier Mileis Erfolg zahlen sich aus
Die Kurse argentinischer Aktien und Anleihen ziehen deutlich an, Marktteilnehmer halten eine Rallye bis zum Jahresende für möglich. Das Land der Dauerkrise steht weiterhin vor großen Herausforderungen, könnte aber im kommenden Jahr an den Kapitalmarkt zurückkehren.
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Wer vor dem Wochenende auf argentinische Assets gesetzt hat, wurde nach dem starken Wahlergebnis der Partei des argentinischen Präsidenten Javier Milei bei den Parlamentswahlen mit satten Kurszuschlägen belohnt. Die Wähler haben der "Politik mit der Kettensäge" erneut ein Mandat erteilt.
Die Marktreaktion am Montag: Der argentinische Peso legte gegenüber dem USD um rund 4 % zu. Eine in USD denominierte Staatsanleihe mit Fälligkeit im Jahr 2046 stieg laut Tradeweb-Daten um rund 20 % und wurde zu rund 67 Cents pro Dollar gehandelt. Der argentinische Leitindex Merval verzeichnete mit einem Anstieg von 22 % den größten Zuwachs seit fast zwei Jahren.
Kehrt Argentinien an den Kapitalmarkt zurück?
In den Wochen zuvor waren die Märkte unter Druck geraten, nachdem infolge eines schwachen Ergebnisses bei einer Regionalwahl Zweifel an Mileis Position aufgekommen waren. Argentinische Bond- und Aktienkurse waren auf Talfahrt, die Währung hatte deutlich an Boden verloren.
Chris Hays, Portfoliomanager beim TCW-Team für festverzinsliche Schwellenländer, sieht das Land sogar schon auf dem Weg zur Rückkehr an die Kapitalmärkte. Der Rückgang der argentinischen Kreditkosten könne dem Land den Weg ebnen, bereits im nächsten Jahr neue Anleihen auf den internationalen Märkten zu begeben und damit den Bedarf an amerikanischer Unterstützung zu verringern. "Der Marktzugang steht auf dem Tisch", so Hays.
Auf dem Weg dorthin und auch bei der Wahl dürfte die Schützenhilfe aus dem Weißen Haus sehr willkommen sein. Das US-Finanzministerium hatte Peso-Käufe und einen 20 Mrd. USD schweren Währungsswap angekündigt und will zudem mit großen US-Banken eine ebenso umfangreiche, weitere Fazilität schaffen. Trump hatte vor der Wahl öffentlich durchblicken lassen, seine Unterstützung für Argentinien hänge an einem Erfolg Mileis.
"Anhaltende, deutliche Rallye"
Marktteilnehmer sind nun optimistisch im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Kurse. Thierry Larose, Portfoliomanager für Schwellenländeranleihen bei Vontobel etwa sagt: "Globale Investoren werden ihre Allokation wahrscheinlich erhöhen, und das sollte in den nächsten Tagen, Wochen, vielleicht bis zum Jahresende, zu einer sehr anhaltenden, deutlichen Rallye führen." Vontobel habe im Vorfeld der Wahlen Peso und argentinische Anleihen gekauft.
Auch andere institutionelle Investoren sind in dem Land vertreten. Laut Morningstar Direct hielten US-Fonds (inklusive ETFs) letzte Woche rund 5 Mrd. USD an argentinischen Staatsanleihen. Zu den größten Eigentümern zählten demnach Pimco, Fidelity und Blackrock.
Doch die chronische Krise in dem von Wirtschafts- und Finanzkrisen gebeutelten Land ist noch lange nicht vorbei, auch wenn die Inflation deutlich gesunken ist und die Haushaltsdefizite abgebaut wurden. Die argentinischen Devisenreserven sind weitgehend aufgebraucht, obwohl im kommenden Jahr 10 Mrd. USD für die Bedienung von Verbindlichkeiten benötigt werden. Dies ist auch auf Maßnahmen zur Stärkung des Peso (die auch zur Dämpfung der Inflation dienen) zurückzuführen.
Brad Setser, Senior Fellow beim Council on Foreign Relations, warnt: "Das Risiko besteht natürlich darin, dass die argentinischen Politiker glauben, dass die Kombination aus Mileis politischem Sieg und der Unterstützung der USA es ihnen ermöglicht, eine starke Peso-Politik fortzusetzen, obwohl Argentinien nicht über die entsprechende externe Bilanz verfügt."
"Argentinien braucht weiterhin ein neues Währungssystem"
Der Peso bleibt ein Problem, zumal wichtige Details der US-Hilfen (insbesondere die notwendigen Sicherheiten) noch nicht feststehen. Die Währung des Landes gilt als nach wie vor überbewertet, obwohl der Kurs unter Milei von 400 auf 800 Peso pro USD abgewertet worden war. Fast zwei Jahre nach Mileis Amtsantritt sind einige Kapitalverkehrskontrollen noch immer in Kraft, und der Wechselkurs wird weiterhin von der Zentralbank innerhalb bestimmter Bandbreiten gehalten, was die Devisenreserven unter Druck setzt.
Kommentatorin Mary Anastasia O'Grady spekuliert im Wall Street Journal bereits über mehr als nur eine Rückkehr an den Kapitalmarkt. "Wie viele Dollar Argentinien noch verbrennen wird, bis es zugibt, dass der Peso erneut abgewertet werden muss, ist ungewiss. Mileis großer Sieg dürfte das Vertrauen in seine Regierung wiederherstellen. Eine Erholung des Peso ist wahrscheinlich. Doch die fundamentale Bedrohung durch eine mögliche Rückkehr der Peronisten, die diese jüngste Panik ausgelöst hat, bleibt bestehen. Argentinien braucht weiterhin ein neues Währungssystem wie den Dollar."