Bild zum Artikel: Nach den Quartalszahlen: Oracle zählt ab heute zu den KI-Gewinnern

Nach den QuartalszahlenOracle zählt ab heute zu den KI-Gewinnern

Oracle schließt Milliardendeals mit KI-Größen am laufenden Band ab. Die Cloud-Infrastruktur soll bis 2030 um 70 % pro Jahr wachsen. Der Datenbankveteran wird damit zu einem Gewinner der Künstlichen Intelligenz.

von Verumo-Redaktion

Lesezeit 5 min
Titelbild: Wolterk / Bigstock

Die Oracle Aktie (ISIN: US68389X1054, WKN: 871460) legte an einem Tag um fast 40 % zu. Am Dienstag hatte das Unternehmen aus dem texanischen Austin Zahlen vorgelegt - und die Investoren nachdrücklich davon überzeugt, Oracle ab sofort zu den Gewinnern des KI-Geschäfts zu zählen.

Milliardendeals mit dem Who's-Who der KI

Der fast 50 Jahre alte Datenbank- und Softwareriese unterzeichnete im abgelaufenen Geschäftsquartal milliardenschwere Verträge aus dem KI-Sektor, erläuterte Chief Executive Safra Catz - die erwartet, dass in den kommenden Monaten weitere Deals in dieser Größenordnung folgen dürften. So seien "bedeutende Cloud-Verträge mit dem Who's-Who der KI, einschließlich OpenAI, xAI, Meta, Nvidia, AMD und vielen anderen" abgeschlossen worden.

"Oracle hat die richtigen Schritte unternommen, um sich nicht nur als bedeutender Akteur in der Cloud, sondern auch als bedeutender Akteur im KI-Rennen zu positionieren", konstatierte Daniel Newman vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Futurum Group.

Die Deals ließen vergessen, dass die Erwartungen der Analysten beim Umsatz und Gewinn eigentlich verfehlt wurden. Durch die Verträge, die sich auf die Cloudinfrastruktur OCI beziehen, stieg der Auftragsbestand auf 455 Mrd. USD und schlug damit die Erwartungen. Oracle gilt im Cloudgeschäft als Nachzügler, der Marktanteil wird auf 3 % geschätzt.

70 % Wachstum pro Jahr im Cloudgeschäft

Doch KI bringt die Wende: Das Cloudgeschäft wuchs um 28 %, die Umsätze mit OCI sogar um 55 %. Das Management erwartet zudem, dass die Oracle-Cloud-Infrastruktur bis 2026 um 77 % wachsen und über fünf Jahre hinweg ein annualisiertes Wachstum von 70 % erreichen wird. Morningstar erhöhte die Fair-Value-Schätzung für die Oracle Aktie von 205 USD auf 330 USD.

Morningstar Analyst Luke Yang kommentierte in einer Notiz nach den Zahlen: "Oracles Fünfjahresprognose für OCI von 144 Milliarden US-Dollar bedeutet, dass das Unternehmen im Geschäftsjahr 2030 eine ähnliche Größe wie Google Cloud erreichen wird, was unsere Erwartungen völlig übertroffen hat."

Besonderes Interesse weckten die Kommentare von Oracle-Mitbegründer und Chairman Larry Ellison auf der Telefonkonferenz zum Thema KI-Inferenz. Dies beschreibt der Konzern auf seiner Website als "die Fähigkeit von KI, nach viel Training mit kuratierten Datensätzen, Schlussfolgerungen aus Daten zu ziehen, die sie noch nie zuvor gesehen hat."

"Millionen von Kunden nutzen diese KI-Modelle, um Unternehmen und Regierungen zu führen", so Ellison. "KI-Inferenz wird verwendet, um Roboterfabriken, Roboterautos, Robotergewächshäuser und biomolekulare Simulationen für die Entwicklung von Medikamenten zu betreiben."

Strategischer Wettbewerbsvorteil bei KI-Inferenz

Oracle verfügt auf dem Markt für KI-Inferenz über einen strategischen Wettbewerbsvorteil, da das Unternehmen über seine Datenbanken den Schlüssel zu den privaten Daten vieler Unternehmen besitzt. Die neue KI-Datenbank von Oracle wird es Kunden Ellison zufolge leicht machen, ihre privaten Daten abzufragen oder Fragen zu stellen.

"Inferenz ist die Arbeitslast, die am schnellsten wachsen und die größten Chancen bieten wird", sagt Analyst Newman. "Mit seinen massiven Daten und seiner Infrastruktur verfügt Oracle über ein überzeugendes Unterscheidungsmerkmal bei KI-Inferenzen für Unternehmen."

"Oracles Beziehungen zu renommierten KI-Unternehmen wie OpenAI sowie seine Beteiligung an Stargate machen das Unternehmen zu einem zentralen Ansprechpartner für KI-Training und Inferenz-Workloads", sagt auch Luke Yang. Tatsächlich ruft allein OpenAI bei Oracle jährlich Kapazitäten von 30 Mrd. USD ab.

Das Wachstum geht allerdings auch mit hohen Investitionen einher. Oracle hob die Prognose für die Investitionen im laufenden Geschäftsjahr um 10 auf 35 Mrd. USD an. Morningstar rechnet mit einem Spitzeninvestitionsumfang von 88 Mrd. USD bis zum Geschäftsjahr 2030, was nahe an den drei führenden Hyperscalern liegt. "Folglich prognostizieren wir für Oracle aufgrund des erheblichen Investitionsdrucks drei Jahre lang einen negativen freien Cashflow", so Yang.