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Investor WocheOpenAI baut Chips mit Broadcom, IQM und Mistral AI mit Finanzierungen, Permira mit Teamviewer-Exit, Cathie Wood kauft nach, Bonds unter Druck,

Die Bondmärkte gerieten in dieser Woche weltweit unter Druck. Die deutsche Chemieindustrie meldet eine Auslastung auf 30-Jahres-Tief. Investoren legen bei IQM und Mistral AI nach. Cathie Wood kauft u.a. bei Bullish zu, OpenAI entwickelt KI-Chips künftig mit Broadcom. Cascades ist fundamental günstig bewertet.

von Verumo-Redaktion

Lesezeit 11 min
Titelbild: picture alliance / dpa / Silas Stein

Marktentwicklung

In den USA war am Montag Feiertag: Nach dem langen Wochenende gaben Nasdaq-100 und S&P 500 zunächst ab, um dann wieder anzuziehen. Der DAX liegt am Freitagmittag auf Wochensicht um 0,75 % im Minus. Gold markiert ein neues Allzeithoch, die Bondrenditen ziehen vor allem am langen Ende an. Der EUR/USD bewegt sich im Bereich von 1,16-1,17 seitwärts.

Top Meldungen

Chemie-Auslastung auf niedrigstem Stand seit 30 Jahren

Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie musste im zweiten Quartal einen Rückgang bei Produktion, Umsatz und Preisen verkraften. Die Nachfrage ging im In- und Ausland zurück. Die Produktion sank um 3,1 % gegenüber dem Vorjahr, der Umsatz sank um 2,7 % auf 52,2 Mrd. EUR, die Erzeugerpreise sanken um 0,20 %, die Kapazitätsauslastung erreichte nur noch 71,7 % und damit den niedrigsten Wert seit 1991.

IQM Quantum Computer sammelt 320 Mio. USD ein

Das deutsch-finnische Start-up IQM Quantum Computer hat 320 Mio. USD bei Investoren gesammelt und damit eine Bewertung von mindestens 1 Mrd. USD erreicht. Es handelte sich um die zweite institutionelle Finanzierungsrunde des 2018 gegründeten Start-ups. Nun steht die Expansion in den USA auf dem Programm. Derzeit verdoppelt sich der Umsatz des Unternehmens jährlich, 2028 soll die Marke von 100 Mio. USD und die operative Gewinnschwelle erreicht werden.

Mistral AI mit 14 Mrd. USD bewertet

Das französische KI-Start-up Mistral AI steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss einer 2 Mrd. EUR schweren Finanzierungsrunde, die das Unternehmen mit 14 Mrd. USD bewertet. Das durch Arthur Mensch, (ehemals Deepmind), Timothée Lacroix und Guillaume Lample (ehemals Meta) gegründete Unternehmen bestätigte die Berichte der Agentur Bloomberg allerdings noch nicht offiziell. Mistral bietet Open-Source-Modelle wie Mixtral 8x22B, aber auch kommerzielle Lösungen an.

Permira mit profitablem TeamViewer-Exit

Der Finanzinvestor Permira hat die letzten 12,46 Mio. Aktien des schwäbischen Softwareanbieters Teamviewer (ISIN: DE000A2YN900, WKN: A2YN90) für 115 Mio. EUR verkauft. "TeamViewer ist damit eine der erfolgreichsten Permira-Transaktionen weltweit", kommentierte ein Sprecher der Beteiligungsgesellschaft.

Das lässt sich leicht belegen: Permira war 2014 mit 870 Mio. EUR eingestiegen und hat mit dem Verkauf von Anteilen seit dem IPO vor sechs Jahren mehr als 5,7 Mrd. EUR eingenommen.

Das "tschechische Rheinmetall" geht an die Börse

Der tschechische Rüstungskonzern Czechoslovak Group (CSG) zieht einen Börsengang in Betracht, der das Unternehmen mit einem zweistelligen Milliardenbetrag bewerten könnte. "Die Gruppe befindet sich in einer frühen Phase der Bewertung möglicher strategischer Alternativen, um ihre Wachstumsstrategie voranzutreiben", heißt es dazu im Halbjahresbericht. CSG ist einer der führenden europäischen Hersteller von Artilleriemunition und - durch die Übernahme von Kinetic - einer der weltweit größten Produzenten von Kleinkalibermunition.

OpenAI und Broadcom planen Chipproduktion

OpenAI steigt in die Chipproduktion ein: Mit dem Chipkonzern Broadcom (ISIN: US11135F1012, WKN: A2JG9Z) wurde eine entsprechende Vereinbarung getroffen, die Unterstützung bei der Entwicklung und Produktion des Chips vorsieht. Damit folgt OpenAI anderen Tech-Unternehmen, die ebenfalls eigene KI-Spezialchips entwickeln.

Cathie Wood kauft bei 24 Aktien zu

Tech-Investorin Cathie Wood hat im August die Positionen in 24 Aktien für insgesamt 670 Mio. USD aufgestockt. Die größten Käufe wurden bei der Kryptobörse Bullish (ISIN: KYG169101204, WKN: A41FDL), den Biotechnologieunternehmen Crispr Therapeutics (ISIN: CH0334081137, WKN: A2AT0Z), Exact Sciences (ISIN: US30063P1057, WKN: 590273) und GeneDX (ISIN: US81663L2007, WKN: A3EEXG) sowie dem Broker Robinhood (ISIN: US7707001027, WKN: A3CVQC) getätigt. Woods Ark Innovation ETF (ISIN: US00214Q1040, WKN: A14Y8H) hat seit Jahresbeginn in EUR gerechnet um rund 10 % zugelegt, notiert aber weit unter den Höchstständen von 2021.

Unter der Lupe

Cascades: Bei dieser Bewertung ein Kauf?

Die Aktie des kanadischen Verpackungs- und Tissue-Herstellers Cascades (ISIN: CA1469001053, WKN: 910859) hat in den letzten fünf Jahren rund ein Drittel ihres Wertes verloren.

Cascaded - 1964 gegründet - stellt Verpackungs- und Tissueprodukte überwiegend aus Recyclingfasern her. Unter Marken wie Cascades Fresh, Cascades Protect, Cascades IMGN, Cascades PRO und Cascades Fluff & Tuff werden Lebensmittelunternehmen, die Instandhaltungsbranche, die Beherbergungs- und Wohnungswirtschaft, Kleinstunternehmen und Boutiquen beliefert.

Im Langfristchart ist eine seit 2016 laufende Konsolidierung zu sehen. Diese markierte zweimal ein Tief knapp unter 8 CAD. Das jüngste Tief von Mai 2025 lag mit 8,75 CAD deutlich darüber. Die Aktie nähert sich von unten ihrem 200-Tage-Durchschnitt. Die Aktie befindet sich aus technischer Sicht also am unteren Ende einer breiten Handelsspanne.

Doch was Cascades interessant macht, ist die fundamentale Bewertung. Das vorausblickende KGV liegt laut Morningstar bei knapp über 6 (5-Jahres-Durchschnitt: 8,83), das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 0,59. Die Dividendenrendite liegt bei 4,82 % - und dies trotz einer deutlichen Schuldenreduktion im zweiten Quartal.

Am 07. August hatte Cascades Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt. Es wurde ein Verlust von 0,03 USD pro Aktie berichtet - allerdings ein bereinigter Gewinn pro Aktie von 0,19 USD und damit deutlich mehr als im Vorjahresquartal (0,08 USD) und im ersten Quartal (0,13 USD). Die Differenz erklärt sich insbesondere aus Wertminderungsaufwendungen.

Die EBITDA-Marge lag zum 30.06.25 bei 9,17 % und ist damit zum dritten Mal in Folge gestiegen. CEO Huges Simon sagte bei der Vorstellung der Zahlen, er gehe davon aus, dass das Ergebnis im dritten Quartal gegenüber dem letzten Quartal leicht zulegen wird.

Cascades ist vielleicht eine kleine Glamour-Aktie, aber auf dem aktuellen Niveau doch recht günstig bewertet. Morningstar sieht die Aktie auf Basis eines quantitativen Ratings um fast 30 % unterbewertet. Das Interesse von Analysten nimmt zu: Noch vor einem Monat gab es keine Einstufungen von durch das Wall Street Journal befragten Analysten. Aktuell gibt es eine Kaufempfehlung (bei 5x hold).

Von der wachsenden Nachfrage nach recycelten Verpackungen könnte das Unternehmen ebenso profitieren wie von sinkenden Rohstoff- und Energiekosten in Nordamerika. Gelingen Gewinnwachstum und Schuldenreduktion, könnte der Kurs davon profitieren.

Grafik der Woche

Braut sich der heiße Herbst an den Bondmärkten zusammen?

Die weltweiten Staatsschulden steigen nicht erst seit gestern, doch das Problem der näher rückenden Schuldentragfähigkeitsgrenze beunruhigt die Bondmärkte zusehends. Braut sich der heiße Herbst an den Anleihemärkten zusammen?

Am Dienstag war es zu deutlichen Renditeanstiegen bei Staatsanleihen gekommen - vor allem am langen Ende. Die Rendite der 30-jährigen Bundesanleihe kletterte um fünf Basispunkte auf 3,41 % und damit auf den höchsten Stand seit 2011. Die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen stieg um fast 6 Basispunkte auf 5,697 Prozent, den höchsten Stand seit 1998. Die Rendite Frankreichs stieg um einen ähnlichen Betrag auf 4,513 Prozent, den höchsten Stand seit 2009.

In Frankreich steht ein Showdown an: Am Montag wird der französische Premierminister Francois Bayrou voraussichtlich eine Vertrauensabstimmung verlieren und damit über seine Sparpläne stürzen. Frankreich ist mit 114 % seines BIP verschuldet, im laufenden Jahr wird ein Defizit von 5,8 % erwartet. Noch in der zweiten Jahreshälfte 2022 lagen die Renditen italienischer Staatsanleihen bei zehn Jahren Laufzeit fast zwei Prozentpunkte höher als jene französischer Schuldverschreibungen. Dieser Unterschied ist nahezu vollständig abgeschmolzen, Frankreich könnte schon bald "in Führung gehen."

Die Schuldenproblematik ist bekanntlich kein europäisches Phänomen. In dieser Woche kratzte die Rendite 30-jähriger US-Anleihen zum wiederholten Male an der Marke von 5 % - ein Niveau, das von den Märkten sehr genau beobachtet wird. Bei japanischen Staatsanleihen mit 30-jähriger Laufzeit erreichten die Renditen am Mittwoch ein Rekordhoch.

Dass nur höhere Inflationserwartungen die Bondkurse drücken, glauben Analysten nicht. Die "Es ist unseres Erachtens schlichtweg so, dass die Staatsschuldenquoten mittlerweile mancherorts auf einem so hohen Niveau rangieren, dass eine Bereinigung nach guter alter Kaufmannssitte mit 'Gürtel enger schnallen und sparen' nicht mehr zu bewerkstelligen ist", heißt es bei Leon Ferdinand Bost, Uwe Hohmann und Eugen Keller von Metzler Research.

"Die Schuldenbremse ist weitgehend aufgeweicht, und die Bundesregierung will viel höhere Schulden machen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zur Situation in Deutschland. Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG, sieht ein längerfristiges Problem: "Es ist im Grunde genommen ein Spiegelbild der politischen Unsicherheit, des Mangels an Reformen und der steigenden Verschuldung."

Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen, im Zeitraum der letzten 5 Jahre (September 2021 - 2025)
Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen, im Zeitraum der letzten 5 Jahre (September 2021 - 2025)
Bildquelle: Verumo, tradingeconomics.com

Fun Fact

Mit 1-Cent-Spenden das Studium finanziert

Ein komplettes Studium finanzieren mit 1 Cent? Dies gelang im Jahr 1987 dem damals 18-jährigen Mike Hayes. Für sein vierjähriges Studium an der University of Illinois benötigte er 28.000 USD. Obwohl seine Eltern - der Vater Apotheker, die Mutter Lehrerin - nicht mittellos waren, war diese Summe außer Reichweite: Mike hatte vier Geschwister.

Mike rechnete nach: Wenn er 2,8 Millionen Menschen davon überzeugen könnte, ihm einen Penny zu schenken, wäre das Studium gesichert. Hayes traf den damals äußerst reichweitenstarken Journalisten Bob Greene und fragte ihn geradeheraus: "Wie viele Leute lesen Ihre Kolumne? Millionen, richtig?" Greene fand die Idee interessant und schrieb darüber. "Stecken Sie den Penny in den Umschlag", appellierte er an seine Leser.

Was folgte, war eine virale Verbreitung ohne soziale Netzwerke: 90.000 Briefe mit 2,9 Mio. Pennys trafen bei Hayes ein. Das Studium war also finanziert.