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Meme und Penny StocksNASDAQ verschärft nach Pump and Dump Regeln für kleine Aktien

Die milliardenschweren Pump and Dump-Betrügereien an der NASDAQ haben Folgen: Die Börse verschärft nun die Regeln für IPOs und will künftig auch bereits gelistete Unternehmen schneller wieder vom Kurszettel nehmen.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / ZUMAPRESS.com / Jimin Kim / SOPA Images via ZUMA Press Wire

Die Technologiebörse NASDAQ hat nach Betrugsvorfällen im Stile von Pump-and-Dump-Schemata verschärfte Listing-Regeln angekündigt. Vorgesehen ist die Einführung strengerer Grenzwerte für die Mindestgröße des Angebots und die Kapitalaufnahme bestimmter Unternehmen bei Börsengängen. Außerdem sollen bereits gelistete Unternehmen, die die Voraussetzungen nicht mehr erfüllen, schneller delistet werden können.

Höherer Mindestwert für IPOs - mit Zuschlag für China

Für IPOs soll fortan ein Mindestmarktwert von 15 Mio. USD gelten. Für neue Notierungen von Unternehmen, die hauptsächlich in China (einschließlich Hongkong und Macau) tätig sind, soll ein Mindestwert von 25 Mio. USD gelten. Unterschreiten gelistete Unternehmen einen Marktwert von 5 Mio. USD (gemessen an den börsennotierten Wertpapieren), soll ein beschleunigtes Verfahren zur Aussetzung und Streichung zum Einsatz kommen.

John Zecca, NASDAQs Executive Vice President und Global Chief Legal, Risk & Regulatory Officer, erläuterte: "Wir haben uns unter anderem mit der extremen Volatilität und der potenziellen Manipulation des Handelsmarktes befasst, die auf unseren US-Märkten beobachtet wurde, insbesondere im Hinblick auf kleinere Unternehmen, die hauptsächlich in China tätig sind." Die Börse hatte im Rahmen ihrer Untersuchung neue Muster im Zusammenhang mit potenziellen Pump-and-Dump-Systemen aufgedeckt.

Zecca betont, dass die geplanten Verschärfungen nicht gänzlich neu seien. So hatte es ab Mai 2020 zeitweise bereits ähnliche Vorschriften gegeben. "Diese Regeln verlangten seinerzeit, dass die Unternehmen ein Mindestangebot von 25 Mio. USD vorweisen oder mindestens 25 % des Wertes ihrer gesamten Wertpapiere dem US-Publikum anbieten mussten. Heute schlagen wir die Wiedereinführung dieser Regel in einem sehr ähnlichen Kontext vor."

Sieben Kleinstaktien verloren binnen Tagen 3,7 Mrd. USD

Im Vorfeld waren Anleger durch betrügerische Aktivitäten um mehrere Milliarden Dollar geprellt worden. Sieben an der Nasdaq gelistete chinesische Kleinstwerte hatten im Juli innerhalb weniger Tage mehr als 80 % ihres Wertes eingebüßt - kumuliert 3,7 Mrd. USD. Die Aktien waren über WhatsApp-Gruppen und soziale Medien gepusht worden. Das FBI meldete im Juli einen 300-prozentigen Anstieg der Beschwerden von Opfern "in Bezug auf Ramp-and-Dump-Aktienbetrug" im Vergleich zum Vorjahr.

Die Spur führt ins Reich der Mitte. "Als wir uns einige der potenziellen Trends angeschaut haben, die zu extremer Volatilität und potenzieller Marktmanipulation auf den Kapitalmärkten führen, ist uns aufgefallen, dass ein erheblicher Teil der von diesem Handel betroffenen Wertpapiere von Unternehmen ausgegeben wird, deren Geschäftstätigkeit hauptsächlich in China stattfindet", so Zeca.

Tatsächlich hat sich laut NASDAQ-Angaben im vergangenen Jahr eine rekordhohe Zahl chinesischer Unternehmen um eine Notierung beworben. Fast 70 % der Fälle, in denen die Börse in den letzten beiden Jahren die US-Aufsichtsbehörden informiert hat, stehen mit Unternehmen aus der Volksrepublik in Verbindung. Dabei machen chinesische Firmen weniger als 10 % der Notierungen aus.

Die geplanten Änderungen verstehen sich zunächst als Vorschläge und bedürfen der Genehmigung durch die US-Börsenaufsicht SEC. Hier werden jedoch kaum Änderungen erwartet. Die Regierung unter Präsident Donald Trump erwägt ohnehin, Chinas Unternehmen vom US-Kapitalmarkt abzuschneiden. Viele Unternehmen aus der Volksrepublik sind diesem Schritt zuvorgekommen: Dem Datenanbieter Wind zufolge haben seit 2019 mehr als 80 chinesische Unternehmen ihre Aktien von den US-Börsen genommen. Die hohe Zahl der Börsengänge geht eher auf sehr kleine Unternehmen zurück. Die 62 chinesischen IPOs im vergangenen Jahr brachten durchschnittlich weniger als 7 Mio. USD ein.