
Krypto-Präsident: Trump-Familie vor Beteiligung an Kryptobörse Binance
Als Vorbild dient die Beteiligung des TRON-Gründers an einer Trump-Firma: Im Gegenzug soll Binance-Gründer Changpeng Zhao begnadigt und Binance die vollständige Rückkehr auf den US-Markt ermöglicht werden.
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Vertreter der Familie von US-Präsident Trump haben Gespräche über eine Beteiligung am US-Zweig der Kryptobörse Binance geführt. Dies berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen. Binance hatte sich 2023 des Verstoßes gegen AML-Vorschriften schuldig bekannt.
Binance-Gründer Changpeng Zhao will Begnadigung
Wie die Zeitung weiter berichtet, insistiert der Binance-Gründer Chanpeng Zhao – der vier Monate hinter Gittern saß - auf eine Begnadigung durch die Trump-Regierung. Zhao ist noch immer der größte Anteilseigner von Binance. Die weltweit größte Kryptobörse wurde 2017 in Shanghai gegründet und gab später zu Protokoll, ihren Firmensitz "nirgendwo" zu haben.
US-Behörden werfen Binance vor, Transaktionen mit sanktionierten Gruppen wie der Hamas und dem Islamischen Staat zu ermöglichen und Anwendern durch die Verschleierung ihres Standortes bei der Geldwäsche zu helfen. Im Rahmen einer 2023 erzielten gerichtlichen Einigung musste Binance 4,3 Mio. USD zahlen und Peng als CEO zurücktreten. Peng wurde im September aus der Haft entlassen.
Wie eine Beteiligung genau aussehen könnte, ist bislang unklar – ebenso, wie weit die Gespräche gediehen sind. Das WSJ berichtet, dass mit Steve Witkoff auch ein langjähriger Vertrauter von Trump in die Gespräche eingebunden war. Witkoff ist aktuell Hauptunterhändler im Nahen Osten und im Krieg in der Ukraine. Regierungsbeamte wiesen diese Information jedoch zurück.
Binance-Kapitalspritze für Trumps World Liberty Financial?
Möglich wäre eine Beteiligung von World Liberty Financial. Trump ist "Chief Crypto Advocate" bei dem im vergangenen Jahr gegründeten dezentralisierten Finanzprotokoll. Sein Sohn Barron Trump ist als "Defi Visionär" aktiv, Eric und Donald Jr, ebenfalls eingebunden. Steve Wittkoffs Sohn Zach Witkoff ist Mitbegründer des Unternehmens.
World Liberty Financial lehnte eine Stellungnahme ebenso ab wie die Trump Organization undBinance.US sowie Binance.
Binance könnte nach einer Begnadigung von Zhao leichter auf den US-Markt zurückkehren und Geschäfte im Ausland tätigen. Trumps Familie wiederum könnte vom Comeback der größten Kryptobörse auf dem US-Markt profitieren.
Als Vorbild dient in den Überlegungen von Binance laut WSJ der in China geborene Krypto-Unternehmer Justin Sun. Der Gründer der TRON-Blockchain war mit zivilrechtlichen Klagen der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC konfrontiert.
TRON-Gründer investierte in Trump – SEC lässt Klage fallen
Sun investierte im November 30 Mio. USD in World Liberty Financial und wurde damit dessen größter Investor. Im vergangenen Monat beantragte die SEC vor Gericht, Klagen gegen Sun und drei seiner Unternehmen auszusetzen.
Bei Binance wird dies offenbar als Blaupause verstanden: Eine Kapitaleinlage bei Word Liberty Financial oder einem anderen Trump-Unternehmen gegen die Begnadigung des Mehrheitsaktionärs Zhao und die Rückkehr von Binance auf den US-Markt.
Trump wird vorgeworfen, die Grenzen zwischen Präsidentschaft und Geschäftsleben zunehmend verschwimmen zu lassen. "Doch ein Geschäftsabschluss mit einem Schwerverbrecher, der von seiner Regierung um Begnadigung ersucht, wäre eine beispiellose Überschneidung zwischen seinem Unternehmen und der Regierung", kommentiert die US-Zeitung.
Der Präsident hat sich in der Krypto-Szene einen Namen als Unterstützer gemacht. Er will die USA zur "Krypto-Hauptstadt" der Welt machen und die Branche durch Deregulierung stärken.
In der vergangenen Woche wurde die Einrichtung einer strategischen Krypto-Reserve mit Bitcoin und weiteren Coins angekündigt. Krypto-Anhänger hatten sich hier jedoch mehr erhofft: Die Reserven basieren auf beschlagnahmten Beständen, Aufstockungen durch budgetfinanzierte Käufe sind nicht vorgesehen.
Seit seiner Gründung im vergangenen Herbst ist World Liberty Financial in die Kritik geraten, weil es die Möglichkeit bietet, ohne öffentliche Bekanntgabe Geld an Trump und seine Familie zu leiten. Kritik hatte sich auch an der Ausgabe von Memecoins unmittelbar vor der Amtseinführung entzündet.