
Investor Woche: Puma vor Verkauf nach China, BYD verdreifacht Verkäufe in Europa, Novo mit Studienerfolg, Dell erhöht Gewinnprognose, Tesla mit mehr Robotaxis, Jefferies, Wacker Chemie
Ifo-Index und US-Verbrauchervertrauen überraschend schwach. Puma vor chinesischer Übernahme. Novo Nordisk meldet Studienerfolg für Gewichtsmedikament, Dell hebt Ausblick an. Tesla will mehr Robotaxis in Austin und BYD verdreifacht Verkäufe in Europa. Merck & Co. Aktie springt nach langer Durststrecke wieder an.
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Marktentwicklung
In der kurzen Thanksgiving-Woche zeigten sich die Märkte freundlich. Der DAX legte bis Freitagnachmittag um 2,3 % zu, der NASDAQ-100 bis zum Mittwochabend sogar um 4,1 %, der S&P 500 um 3,1 %. Der EUR/USD notierte über 1,15, Gold knapp unter 4.200 USD, Bitcoin erholte sich etwas.
Top Meldungen
Inflationsrate in Deutschland bleibt bei 2,3 %
Die Inflationsrate in Deutschland lag im November bei 2,3 % und damit auf demselben Niveau wie im Oktober. Dies geht aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Bundesbank-Ökonomen erwarten in den kommenden Monaten einen leichten Anstieg, was sich mit den Inflationserwartungen der Verbraucher deckt.
US-Verbraucher schlecht gelaunt
Der Conference Board Consumer Confidence Index sank im November um 6,8 Zähler auf 88,7 Punkte. "Das Verbrauchervertrauen rutschte nach einer längeren Seitwärtsbewegung auf den zweittiefsten Stand seit April", sagte Conference Board Chefökonomin Dana Peterson. Die Zukunftskomponente lag den zehnten Monat in Folge unterhalb von 80 Punkten, was als Hinweis auf eine drohende Rezession gilt.
ifo-Index sinkt überraschend
Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im November, anders als durch die meisten Ökonomen erwartet, von 88,4 auf 88,1 Punkte gesunken. Die Unternehmen blickten zwar etwas optimistischer auf ihre Lage, bewerteten aber zugleich ihre Aussichten skeptischer als zuletzt. "Insbesondere die Erwartungen bekamen einen deutlichen Dämpfer", kommentierte ifo-Chef Clemens Fuest.
Übernahmespekulationen bei Puma
Puma (ISIN: DE0006969603, WKN: 696960) ist Gegenstand von Übernahmespekulationen, der Aktienkurs zog zeitweise um 18 % an, nachdem entsprechende Berichte bei Bloomberg veröffentlicht wurden. Als Kaufinteressent wird demnach der chinesische Sportartikelkonzern Anta Sports gehandelt, zu dem die Marken Fila und Jack Wolfskin gehören. Auch das ebenfalls chinesische Lin Ning kommt in Betracht. Beide Konzerne könnten sich mit Finanzinvestoren zusammentun, berichtet Reuters.
Novo Nordisk punktet mit Studie zu Semaglutid-Nachfolger
Novo Nordisk (ISIN: DK0062498333, WKN: A3EU6F) meldet für das neue Gewichtsabnahmemedikament Amycretin einen Studienerfolg. In einer klinischen Studie der Phase 2 verloren Patienten mit Typ-2-Diabetes innerhalb von 36 Wochen bis zu 14,5% ihres Gewichts." Die Daten bestätigten das Potenzial von Amycretin, das beste Medikament seiner Klasse zu werden", sagte Novo-Forschungschef Martin Holst Lange. Für das kommende Jahr sind die entscheidenden Studien der dritten Phase geplant.
Wacker Chemie streicht 1.500 Stellen
Wacker Chemie (ISIN: DE000WCH8881, WKN: WCH888) streicht bis Ende 2027 weltweit mehr als 1500 Arbeitsplätze, den Großteil davon in Deutschland. Der Personalabbau wird damit rund die Hälfte der geplanten Einsparungen von 300 Mio. EUR jährlich beisteuern.
SEC ermittelt wegen First Brands Pleite gegen Jefferies
Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ermittelt im Zusammenhang mit dem insolventen Autoteilehersteller First Brands Group gegen die Investmentbank Jefferies. Dies berichtet die FT unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte Quellen. Es geht dabei um die Frage, ob Jefferies den Anlegern seines Point Bonita-Fonds ausreichende Informationen über das Engagement im Automobilgeschäft zur Verfügung gestellt hat.
BHP erhält von Anglo American erneut eine Absage
BHP (ISIN: AU000000BHP4, WKN: 850524) teilte am vergangenen Wochenende mit, einen erneuten Anlauf für die Übernahme von Anglo American (ISIN: GB00BTK05J60, WKN: A41BF3) unternommen zu haben. Nach der abermaligen Ablehnung durch den Anglo-Vorstand hat der Bergbauriese jedoch umgehend zurückgerudert. "Das Angebot und seine abrupte Zurückweisung gingen ziemlich schnell vonstatten", sagte Andy Forster, Fondsmanager beim BHP-Aktionär Argo Investments. Das Angebot von BHP hätte Anglos Pläne zum Zusammenschluss mit Teck Resources (ISIN: CA8787422044, WKN: 858265) zunichtegemacht.
Dell hebt Ausblick an
Dell (ISIN: US24703L2025, WKN: A2N6WP) erhöhte die Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf 111,2 bis 112,2 Mrd. USD, gegenüber der bisherigen Spanne von 105 bis 109 Mrd. USD. Das Unternehmen meldete für das dritte Quartal einen Gewinn von 1,55 Mrd. USD bzw. 2,28 USD pro Aktie sowie einen Umsatzanstieg von 11 % auf 27,01 Mrd. USD.
Tesla vor Verdopplung der Robotaxi-Flotte in Austin
Tesla (ISIN: US88160R1014, WKN: A1CX3T) drückt bei Robotaxis aufs Tempo: CEO Elon Musk erklärte am Dienstag in einem Beitrag auf X, dass sich die Flotte in Austin, Texas, "im nächsten Monat etwa verdoppeln dürfte". Der dortige Service war im Juni eingeführt worden. Bislang sitzt aus Sicherheitsgründen noch ein Fahrer in den Robotaxis. Tesla will diese Sicherheitsfahrer in Teilen von Austin bis Ende des Jahres abschaffen.
BYD verdreifacht Fahrzeugverkäufe in Europa
BYD (ISIN: CNE100000296, WKN: A0M4W9) konnte die Verkaufszahlen in Europa (EU, Großbritannien, Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz) mehr als verdreifachen: Laut Daten des Europäischen Automobilherstellerverbands ACEA (European Automobile Manufacturers' Association) stiegen die Neuzulassungen von BYD-Modellen von 5.695 Fahrzeugen im Oktober 2024 auf 17.470 Fahrzeuge im Oktober 2025.
Unter der Lupe
Merck & Co vor Kurs-Comeback?
Die Aktie des Pharmaunternehmens Merck & Co. aus New Jersey (ISIN: US58933Y1055, WKN: A0YD8Q) hat schwache Jahre hinter sich: -13 % in den letzten drei Jahren bedeuten einen gewaltigen Rückstand zum S&P 500, der im selben Zeitraum um 69 % zulegen konnte. Hinter dem Unternehmen liegen einige Jahre mäßiger Erfolge in der Medikamentenentwicklung. Zudem steht die Post-Keytruda-Ära an: Ende der 2020er Jahre läuft das Patent für das Krebsmedikament, das mit einem Umsatzanteil von 47 % eine herausragende Stellung im Portfolio einnimmt, aus.
In letzter Zeit häufen sich die Fortschritte. Mitte November legte die Aktie nach positiven Studienergebnissen zu Winrevair, einem Medikament gegen pulmonale arterielle Hypertonie, deutlich zu. Neben diesem gilt auch der Pneumokokkenimpfstoff Capvaxive als geeignet für jährliche Umsätze in Milliardenhöhe. Gute Nachrichten gab es auch im Hinblick auf den oralen Cholesterinsenker Enlicitid, dessen Phase-3-Studienergebnisse im Juni 2025 positiv veröffentlicht wurden und das Immunologika Tulisokibart (eine differenzierte Therapie in Phase-3-Studien).
Außerdem ist es gut möglich, dass die Keytruda-Ära noch gar nicht vorbei ist. "Das US-Patent für Keytruda läuft 2028 aus, die Verhandlungen mit Medicare werden voraussichtlich bis 2029 abgeschlossen sein. Internationale Patente gelten jedoch bis 2031-2033, und eine subkutane Version (für die rund 50 % der Keytruda-Patienten, die keine Chemotherapie benötigen) ist bis 2039 patentgeschützt", notiert Morningstar-Analystin Karen Andersen in einem Bericht. Ebenso könnte die Markteinführung neuer Krebsmedikamente, einschließlich Kombinationspräparaten mit Keytruda, den Umsatz weiter steigern.
Die Bewertung scheint auf dem aktuellen Niveau eher günstig. Das KGV liegt mit knapp 14 deutlich unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von knapp 22, das Forward PE liegt bei gut 11. Das Unternehmen hat die Dividenden in den vergangenen Jahren jeweils im vierten Quartal kontinuierlich erhöht: Von 0,69 USD 2021 auf 0,85 USD bei der anstehenden Zahlung für dieses Quartal. Die Dividendenrendite für das kommende Jahr liegt bei 3,25 %.
Chart der Woche
Transatlantische Produktivitätslücke
Die Arbeitsproduktivität einer Volkswirtschaft scheint auf den ersten Blick ein theoretisches Konstrukt für Ökonomen zu sein. Doch sie besitzt eine durchschlagende Wirkung auf die Realität. Wenn die Produktivität in einem Land in einem Jahr stagniert und in einem anderen Land um 1 % zulegt, ergibt sich nach einem Jahr noch kein großer Unterschied. Wird diese Wachstumsdifferenz aber zum Dauerzustand, sind die Konsequenzen beträchtlich - sowohl für den individuellen Wohlstand als auch für die öffentlichen Finanzen.
In den vergangenen 25 Jahren ist das Wachstum der Arbeitsproduktivität auf dieser Seite des Atlantiks pro Stunde um zwei Drittel gesunken, wodurch Europa im Jahr 2023 33 Prozentpunkte hinter den USA zurücklag. Das Produktivitätswachstum ging von durchschnittlich 1,5 % jährlich zwischen 1999 und 2008 auf unter 0,4 % im Jahr 2024 zurück. In Kombination mit einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung schwinden so jegliche Potenziale für Wirtschaftswachstum.
"Indem sie Mittel für Investitionen freisetzt, schafft sie die Basis für bezahlbaren Wohnraum in Zeiten makroökonomischer Unsicherheit, bietet das beste Gegenmittel gegen Inflation bei steigenden Produktionskosten und kann den Lebensstandard potenziell anheben, wenn die Produktionskosten sinken", schreibt McKinsey Senior-Partnerin Ruth Heuss über die Produktivität.

Fun Fact
Bulle und Bär haben viele Eltern
Woher kommen eigentlich die Begriffe Bulle und Bär im Zusammenhang mit der Börse? Etwas Recherche liefert ein Ergebnis: Nämlich gar keines. Jedenfalls kein eindeutiges. Einmal heißt es, kalifornische Tierkämpfe seien der Ausgangspunkt der Analogie. Der US-Radiosender NPR sieht den Ursprung auch in Tierkämpfen, die aber im London des 18. Jahrhunderts verortet werden. Ein Linguist der Universität von Minnesota erklärte einmal gegenüber dem Wall Street Journal, dass "Bulle" das "Gebrüll eines eifrigen Käufers" widerspiegele und "Bär" auf die Redewendung "das Fell des Bären verkaufen, bevor man den Bären gefangen hat" zurückzuführen sei. Was stimmt nun? Sicher ist nur: Der Markt hat immer Recht.

