Bild zum Artikel: Investor Woche: Zahl der "Bitcoin Aktien" wächst, US-Beteiligung am Israel-Iran-Konflikt offen, Stoxx Europe hängt S&P 500 ab, Stellenabbau auch bei Amazon, Microsoft, Procter & Gamble

Investor WocheZahl der "Bitcoin Aktien" wächst, US-Beteiligung am Israel-Iran-Konflikt offen, Stoxx Europe hängt S&P 500 ab, Stellenabbau auch bei Amazon, Microsoft, Procter & Gamble

Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran und eine mögliche US-Beteiligung sind das beherrschende Thema. Fed und BoE senken die Zinsen nicht, die Schweiz dagegen schon. Der Stoxx Europe 600 lässt den S&P 500 weiter hinter sich als gedacht.

von Verumo-Redaktion

Lesezeit 10 min
Titelbild: picture alliance / NurPhoto / Jakub Porzycki

Marktentwicklung

Die Märkte geben im Angesicht der Entwicklungen in Nahost spürbar ab, sind aber weit entfernt vom Panikmodus. Der DAX notierte am Freitagmittag rund 350 Punkte unter dem Wochenauftakt, der Dow Jones gab knapp 600 Punkte nach. Deutlich zulegen konnte der Ölpreis: Ein Barrel WTI kostete zeitweise rund 75 USD. Bei Gold und US-Anleiherenditen führten die Entwicklungen nicht zu entscheidenden Kursveränderungen.

Top Meldungen

Interveniert Trump in den Israel-Iran-Konflikt?

Donald Trump will innerhalb von zwei Wochen über eine direkte Intervention in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran entscheiden. Der US-Präsident befürwortet offenbar Angriffspläne, will jedoch zunächst abwarten, ob der Iran sein Atomprogramm einstellt.

Die USA verstärken derweil ihre Truppen in der Region. Ein dritter Zerstörer der US-Marine ist ins östliche Mittelmeer eingedrungen, eine zweite US-Flugzeugträgergruppe steuert auf das Arabische Meer zu.

In US-Medien wird die GBU-57 vorgestellt: Eine 30.000 Pfund schwere Bombe, die geeignet sein soll, die unterirdische Urananreicherungsanlage des Iran in Fordow zu zerstören.

Einem anberaumten Treffen der europäischen Außenminister am Freitag in der Schweiz mit iranischen Vertretern werden indes nur geringe Chancen auf Erfolg eingeräumt.

Fed und BoE lassen Leitzins unverändert, SNB senkt auf 0,0 %

Fed lässt Leizins unnverändert

Die US-Notenbank Federal Reserve hat den Leitzins in der bisherigen Spanne von 4,25 % bis 4,5 % belassen. Die Notenbanker ließen sich die Option für Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte offen, betonten jedoch, es nicht eilig zu haben.

Die Fed sitzt weiterhin zwischen den sprichwörtlichen Stühlen: Derzeit erwarten die Notenbanker in diesem Jahr einen stärkeren Anstieg von Inflation und Arbeitslosigkeit als noch im März prognostiziert.

Um eine klare Entscheidung für eine Lockerung der Geldpolitik zu treffen, wären Anzeichen für eine Abschwächung der Arbeitsmärkte oder stärkere Anzeichen dafür, dass die durch Zölle ausgelösten Preisanstiege relativ gering ausfallen, notwendig.

Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich jedoch stabil: In der vergangenen Woche sank die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosigkeit um 5.000 auf 245.000, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Dies lag im Rahmen der Erwartungen.

Laut dem FedWatch Tool der CME erwarten Marktteilnehmer mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 95 % im weiteren Jahresverlauf mindestens eine Zinssenkung.

Auch die Bank of England sitzt zwischen den Stühlen

Auch die Bank of England entschied sich am Donnerstag für eine Beibehaltung der aktuellen Zinsen von 4,25 %. "Die Welt ist höchst unberechenbar", begründete Notenbank-Gouverneur Andrew Bailey die Mehrheitsentscheidung. Die Entscheidung für eine Zinspause fiel mit einer Mehrheit von sechs zu drei Stimmen. Zinskontrakte spiegeln für August eine Wahrscheinlichkeit von 80 % für eine Zinssenkung wider.

Die BoE sieht sich in einer ähnlich schwierigen Situation wie die Fed. So ist die Arbeitslosenquote in Großbritannien in den drei Monaten bis Ende April auf 4,6 % gestiegen: Der höchste Stand seit vier Jahren und ein gutes Argument für eine Zinssenkung. Andererseits sind die Verbraucherpreise im Mai um 3,4 % gestiegen: Deutlich mehr als das Inflationsziel von 2 % zulässt.

Am Freitag lieferte das nationale Statistikamt Argumente für eine Zinssenkung nach: Die Einzelhandelsumsätze gingen im Mai im Vergleich zum Vormonat um 2,7 % zurück, was dem stärksten Einbruch seit Ende 2023 entspricht. Damit endete eine Serie von vier Monaten steigender Umsätze bis April.

SNB diskutiert Rückkehr der Negativzinsen

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich für eine Lockerung der Geldpolitik entschieden und den Leitzins zum sechsten Mal in Folge gesenkt: Von 0,25 % auf 0 %. Die SNP operiert in einem anderen Umfeld: Zusammen mit den gesunkenen Energiepreisen hat die Aufwertung des Franken dazu geführt, dass die Teuerung in der Schweiz im Mai auf minus 0,1 % gefallen ist. Auch die Inflationserwartungen sind sehr niedrig: Das Comeback der Negativzinsen steht an.

US-Unternehmen entlassen Mitarbeiter

Insgesamt ist der US-Arbeitsmarkt stabil, doch große Unternehmen reduzieren ihre Belegschaft. Laut dem Arbeitsmarktdatenanbieter Live Data Technologies haben US-Aktiengesellschaften ihre Angestelltenzahl in den vergangenen drei Jahren insgesamt um 3,5 Prozent reduziert. Jedes fünfte Unternehmen im S&P 500 zählt heute weniger Mitarbeiter als vor zehn Jahren. "Die Kürzungen gehen über typische Kostensenkungen hinaus und zeugen von einem umfassenden Philosophiewandel", kommentiert das Wall Street Journal.

Die Entwicklung betrifft Unternehmen aus allen Branchen. Amazon (ISIN: US0231351067, WKN: 906866) Chef Andy Jassy kündigte in dieser Woche in einer Mitteilung an die Belegschaft den Verlust bestimmter Arbeitsplätze durch KI an. Procter & Gamble (ISIN: US7427181091, WKN: 852062) kündigte den Abbau von 7.000 Stellen bzw. 15 % der Belegschaft an, Estée Lauder (ISIN: US5184391044, WKN: 897933) und Match Group (ISIN: US57667L1070, WKN: A2P75D) trennen sich von jedem fünften Manager, Microsoft (ISIN: US5949181045, WKN: 870747) plant tausende Entlassungen in den kommenden Wochen. Hewlett Packard (ISIN: US42824C1099, WKN: A140KD) beschäftigt so wenige Mitarbeiter wie nie zuvor seit der Unabhängigkeit vor zehn Jahren.

Unter der Lupe

Welche Unternehmen besitzen Bitcoin?

Unternehmen weltweit kaufen die Kryptowährung Bitcoin in der Hoffnung auf Kurssteigerungen – und zwar sowohl Kurssteigerungen im BTC als auch und vor allem in eigener Sache. Outet sich ein Unternehmen – das oft nichts mit Krypto zu tun hat – als Käufer von Bitcoin, wird es mit raketenhaften Kursgewinnen belohnt.

Laut Daten von BitcoinTreasuries.net halten insgesamt rund 130 börsennotierte Unternehmen Bitcoins im Wert von 87 Mrd. USD und folgen damit der Spur des Milliardärs Michael Saylor, der das Softwareunternehmen MicroStrategy zu einem Vehikel für den Bitcoin-Kauf erklärte. Wer Aktien von Strategy, wie das Unternehmen heute heißt, erwirbt, zahlt einen Aufschlag von rund 60 % auf die im Unternehmensbesitz befindlichen Bitcoins.

Eines dieser Unternehmen ist Twenty One Capital, das erst im Mai unter Federführung von Brandon Lutnick, dem Sohn von US-Handelsminister Howard Lutnick, entstand. Unterstützt wird das Unternehmen vom Stablecoin-Betreiber Tether und der japanischen SoftBank. 42.000 BTC will Twenty One Capital erwerben.

Das japanische Unternehmen Metaplanet (ISIN: JP3481200008, WKN: A0DNH7) – eigentlich in der Hotelentwicklung tätig – besitzt derzeit 10.000 BTC und will den Bestand bis Ende 2027 auf 210.000 erhöhen. Zu den strategischen Beratern zählt Eric Trump.

Block (ISIN: US8522341036, WKN: A143D6), mitbegründet und geleitet vom ehemaligen Twitter-Chef Jack Dorsey besitzt aktuell knapp 8.600 Bitcoins und investiert 10 % seines monatlichen Bruttogewinns in die Kryptowährung.

Gamestop (ISIN: US36467W1099, WKN: A0HGDX) startete im Mai mit dem Kauf von Bitcoin. Der Videospielhändler erlangte während der Pandemie 2021 als Memestock Berühmtheit. Der Bestand liegt aktuell bei gut 4.700.

Weitere prominente Käufer der Kryptowährung sind Next Technology Holding (ISIN: US9618842028, WKN: A3EHAX) und Semler Scientific (ISIN: US81684M1045, WKN: A1XEZJ). Die Trump Media & Technology Group steht kurz vor dem Start ihres Kaufprogramms.

Chart der Woche

Stoxx Europe lässt S&P hinter sich

Der Stoxx Europe 600 hat seit Jahresbeginn um 5,5 % zugelegt und damit den S&P 500 (ca. 1,5 %) hinter sich gelassen. Doch das ist nicht das ganze Bild: In USD gerechnet liegt der europäische Index noch sehr viel weiter vorn, weil der Greenback abgewertet hat. In USD gerechnet hat der Stoxx Europe 600 seit dem Jahreswechsel um mehr als 20 % zugelegt.

Die Kursentwicklung spiegelt sich in den Geldflüssen an den Kapitalmärkten wider. In privaten und professionellen Depots setzte bereits früh im Jahr eine Rotation von amerikanischen zu europäischen Aktien ein. Die Sorgen vor den Auswirkungen des Handelsstreits und anderer Komponenten der Trump-Politik auf die US-Wirtschaft in Verbindung mit der Hoffnung auf ein konjunkturelles Comeback des alten Kontinents haben zu einer Schubumkehr der Investitionsströme geführt.

"Das Kapital floss jahrelang in die andere Richtung, da die US-Wirtschaft dank der Biden-Politik beschleunigt aus der Pandemie herauskam, während die europäische Wirtschaft schwächelte und erst 2023 mit einer Rezession zu kämpfen hatte", erläutert Michael Field, Chefstratege für europäische Aktienmärkte bei Morningstar.

Morningstar zufolge flossen im ersten Quartal 26 Mrd. EUR netto in europäische Aktienfonds, nachdem zuvor zwölf Quartale lang Nettoabflüsse verzeichnet worden waren. Im April und Mai flossen netto 22 Mrd. EUR zu. Der bisherige Rekord aus dem vierten Quartal 2015 mit 31,4 Mrd. EUR Zuflüssen ist damit in Schlagdistanz gerückt.

Stoxx Europe und S&P 500 von anfang 2025 bis Juni
Stoxx Europe und S&P 500 von anfang 2025 bis Juni

Fun Fact

Schwedischer Milliardär kauft Regenwald, um ihn zu retten

Für den schwedischen Milliardär Johan Eliasch gibt es Assets, die keine Rendite abwerfen sollen. Eliasch kaufte im Jahr 2005 1.600 Quadratkilometer Amazonas-Regenwald in Brasilien – nur, um dessen Abholzung zu verhindern. In jenem Jahr gründete er den Rainforest Trust. Dieser verwaltet heute weltweit 14 Millionen Hektar Regenwald und schützt 2.245 gefährdete Arten. Eliasch erwarb über den Trust 161.000 Hektar Amazonas-Regenwald in der Nähe des Madeira-Flusses.