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Investor WocheTrumps Steuerpaket kommt, gute Daten bei Konjunktur und Inflation, Teslas Absatz schwach, USD Index im Sinkflug, Sekur Private Data schließt Privatplatzierung ab, HF Sinclair

Trump hat sein Steuerpaket durch den Kongress gebracht. Der US-Arbeitsmarkt liegt über den Erwartungen – mit einem Haken. Die Inflation in Deutschland und der Eurozone entspricht im Juni dem Inflationsziel. Brainlab sagt den Börsengang ab, JPMorgan und Goldman Sachs bestehen einen Fed-Stresstest.

von Verumo-Redaktion

Lesezeit 10 min
Titelbild: picture alliance / abaca / Gripas Yuri

Marktentwicklung

Eine überwiegend freundliche Feiertagswoche (in den USA wird der 04. Juli gefeiert) geht zu Ende. Der NASDAQ 100 legte um rund 1 % zu, der S&P 500 um 1,3 %. Der DAX gab dagegen um rund 1,5 ab. Der USD zeigt sich weiter schwach und nimmt zum Euro mittlerweile Kurs auf 1,18. Der Goldpreis verharrt weiter in der Konsolidierung, WTI Öl legte im Wochenverlauf um mehr als 2 % zu.

Top Meldungen

Inflationsrate in Deutschland sinkt auf 2,0 %

Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juni auf 2,0 % gesunken, nachdem die Preise im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 2,1 % zugelegt hatten. Die Kerninflation, bei der stark schwankende Preise für Energie und Lebensmittel ausgeklammert bleiben, sank auf 2,7 %. Die Teuerung im Euroraum belief sich ebenfalls auf 2,0 % - stieg allerdings von 1,9 % im Juni leicht an.

Stromsteuersenkung "für alle" fällt aus

Die Stromsteuersenkung für alle Haushalte und Unternehmen kommt vorerst nicht. Der Koalitionsausschuss beschloss, dieses Vorhaben aus Kostengründen auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Die Steuersenkung hätte im kommenden Jahr zu Mindereinnahmen in Höhe von 5,4 Mrd. EUR geführt.

Arbeitsmarkt in den USA über den Erwartungen

In den USA wurden im Juni 147.000 neue Stellen geschaffen: Mehr als durch Ökonomen im Durchschnitt erwartet (110.000). Das Beschäftigungswachstum entfiel allerdings vor allem auf den öffentlichen Dienst und das Gesundheitswesen, während es im verarbeitenden Gewerbe zu Rückgängen kam. Die Arbeitslosenquote sank auf 4,1 %. Es gilt nun als sehr wahrscheinlich, dass es im Sommer nicht zu einer Zinssenkung durch die Fed kommen wird.

Trumps Steuerpaket kommt

Das Repräsentantenhaus hat das umfangreiche Steuer- und Ausgabengesetz der Republikaner am Donnerstag mit 218 zu 214 Stimmen verabschiedet. US-Präsident Donald Trump will das Gesetz nun am Freitag unterzeichnen. Das Gesetz sieht unter anderem die Verlängerung von Steuersenkungen aus Trumps erster Amtszeit, aber auch weitere Erleichterungen, mehr Ausgaben für den Grenzschutz und einige Einschnitte im Sozialsystem vor. Ökonomen gehen davon aus, dass das Gesetz die US-Staatsverschuldung um mehrere Billionen USD erhöhen wird.

ETF-AUM in den USA steigt auf 11,5 Billionen USD

Das verwaltete ETF-Vermögen (Asser Under Management, AUM) in den USA stieg im Juni infolge der steigenden Kurse auf 11,5 Billionen USD. Die monatlichen Zuflüsse legten im Vergleich zum Mai um 17 % auf 102,7 Mrd. USD zu. Seit Jahresbeginn flossen 566,4 Mrd. USD zu. Im Juni wurden 111 ETFs aufgelegt, etwa doppelt so viele wie im Mai.

Goldman Sachs und JPMorgan gewinnen im Stresstest

Goldman Sachs (ISIN: US38141G1040, WKN: 920332) und JPMorgan (ISIN: US46625H1005, WKN: 850628) wurde im Rahmen eines Stresstests durch die US-Notenbank ein starkes Eigenkapitalpolster attestiert. Dadurch stehen nun Mittel für höhere Dividenden und Aktienrückkäufe zur Verfügung. Goldman Sachs erhöht die Dividende um ein Drittel auf 4 USD pro Quartal. JPMorgan hebt die Quartalsdividende um 0,10 USD auf 1,50 USD an und kauft eigene Aktien im Wert von 50 Mrd. USD zurück.

Brainlab IPO abgesagt

Kurz nach dem Schließen des Orderbuchs am Dienstag um 14 Uhr wurde der geplante Börsengang von Brainlab abgesagt. CEO Rainer Birkenbach nannte geopolitische Unsicherheiten und ein "nicht optimales Umfeld" als Gründe. Dabei hatten alle Beteiligten viel für ein Gelingen des IPOs getan: Die Eigentümer hätten sich mit einem Ausgabepreis am unteren Ende der Spanne von 80-100 EUR abgefunden, die Konsortialbanken hatten Details zum Orderbuch offengelegt.

Teslas Absatz weiter im Sinkflug

Teslas (ISIN: US88160R1014, WKN: A1CX3T) Absatz steht weiter unter Druck. Der weltweite Absatz ging im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 13 % auf 384.122 Fahrzeuge zurück und verfehlte die Markterwartungen (393.000) damit leicht. Besonders der europäische Markt läuft schlecht, so dass Analysten für das Gesamtjahr nun mit weltweit 1,65 Mio. verkauften Fahrzeugen rechnen – 8 % weniger als im Vorjahr.

Uniper streicht 400 Stellen

Uniper (ISIN: DE000UNSE026, WKN: UNSE02) will aufgrund gesunkener Strompreise im kommenden Jahr 400 Stellen abbauen. Dabei soll auf Kündigungen möglichst verzichtet werden. Die Entscheidung erfolgt "vor dem Hintergrund aktueller herausfordernder Marktentwicklungen und regulatorischer Verzögerungen", so ein Sprecher.

Sekur Private Data schließt Privatplatzierung ab

Sekur Private Data (ISIN: CA81607F1036, WKN: A3DKJ0) gab am Mittwoch den Abschluss einer Privatplatzierung im Volumen von knapp 1,2 Mio. USD bekannt. Dabei wurden Einheiten bestehend aus Aktien und Kaufoptionen ausgegeben. Die Kaufoptionen sind mit einer Laufzeit von vier Jahren und einem Ausübungspreis von 0,05 CAD ausgestattet. Mit dem Erlös wird vorwiegend die Vermarktung der Sekur-Datenschutzkommunikationslösungen des Unternehmens in den USA, Europa und Afrika finanziert.

Unter der Lupe

HF Sinclair: Turnaround-Story im Energiesektor?

HF Sinclair (ISIN: US4039491000, WKN: A3DHPC) ist ein Energieunternehmen aus Dallas und in den Segmenten Raffination, Marketing, Erneuerbare Energien, Schmierstoffe und Spezialprodukte sowie Midstream tätig. Vor allem die schwache Performance im Raffinationsbereich drückt bislang auf die Bewertung. Das Management arbeitet jedoch daran, die Probleme im Raffinationsbereich zu beheben und die Betriebskosten zu senken.

"Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist entscheidend für die Verbesserung der Gesamtrentabilität des Unternehmens", schreibt Morningstar-Analyst Allen Good in einem aktuellen Bericht zur Aktie. Es ist Good zufolge zwar "unwahrscheinlich, dass HF Sinclair die niedrigeren Kosten einiger seiner größeren, besser positionierten Wettbewerber erreichen wird" – dennoch geht er davon aus, dass langfristig Betriebskosten von 6,50 USD/bbl erreicht werden (nach 7,98 USD 2024).

Zum aktuellen Kurs von 44 USD scheint HF Sinclair günstig bewertet: Das KBV liegt unter 1, die Dividendenrendite deutlich über 4 %. Morningstar setzt den fairen Wert bei 51 USD an, was dem 8,8-fachen der EBITDA-Prognose für 2025 von 1,3 Mrd. USD entspricht. Neun der durch das Wall Street Journal befragten Analysten sprechen eine Kaufempfehlung aus (bei 7x Hold und 1x Underweight).

Grafik der Woche

USD-Index verliert seit Jahresbeginn zweistellig

Der USD Index hat seit Jahresbeginn mehr als 10 % nachgegeben. Der Index misst den Wert des Dollars gegen einen gewichteten Korb mit sechs anderen Währungen. Sinkt der USD Index, ist dies gleichbedeutend mit einer Abwertung des Dollars. Gegenüber dem Euro hat die US-Währung seit dem Jahreswechsel sogar fast 14 % verloren.

Die Dollar-Abwertung hat Gründe. So wachsen die Sorgen vor der ausufernden Staatsverschuldung in den USA und um die Unabhängigkeit der US Notenbank Federal Reserve. Es gibt eine Reihe von Unsicherheiten – etwa im Bereich der Zollpolitik. Das Vertrauen in den größten Markt der Welt ist angeschlagen. Viele Anleger verkaufen deshalb US-Assets und schichten in andere Märkte um, was den Verkaufsdruck auf den USD auslöst. Nicht zuletzt hat Donald Trump recht offen kommuniziert, dass er den Dollar für überbewertet hält – zum Nachteil der USA.

Für US-Unternehmen mit starkem Auslandsgeschäft ist die Abwertung ein Vorteil: Ihre Auslandsumsätze sind in USD gerechnet mehr wert. Für ausländische Unternehmen mit US-Geschäft gilt das Gegenteil. Anleger mit Positionen im US-Aktien- oder Bondmarkt gehören zu den Verlierern der Abwertung: Der Kurswert in EUR sinkt. Betroffen davon sind etwa ETFs auf beliebte Indizes wie den MSCI World. Auch der Wert von Dividenden sinkt.

Auch, wenn in diesen Tagen viel über die Dollar-Abwertung geschrieben wird: Beispiellos sind die aktuellen Bewegungen nicht. So lag der durchschnittliche EUR/USD-Kurs in den letzten zehn Jahren bei 1,12 und damit unweit vom aktuellen Niveau entfernt. 2002/2003 sowie 2017 gab es stärkere Kursbewegungen als aktuell. Grund zur Panik besteht deshalb nicht.

US-Dollar Index, Stand 04.07.2025
US-Dollar Index, Stand 04.07.2025
Bildquelle: Tradingview

Fun Fact

Nigerianischer Betrüger verkauft Fake Flughafen für 242 Mio. USD

Emmanuel Nwude wurde vor 20 Jahren wegen eines spektakulären Betrugs verurteilt: Er verkaufte einen falschen Flughafen für 242 Mio. USD an eine Bank in Brasilien. Der Nigerianer gab sich als Paul Ogwuma, Gouverneur der Zentralbank von Nigeria (CBN), aus. In dieser Rolle überzeugte er Nelson Sakaguchi, den Direktor der brasilianischen Bank Banco Noroeste, von einer Investition in ein neues Flughafenprojekt in Nigerias Hauptstadt Abuja. Noroeste ließ sich dabei auch aufgrund einer 10 Mio. USD schweren Provision von dem 242 Mio. USD schweren Investment überzeugen. Doch das Projekt erwies sich als reine Erfindung: Nwude landete im Gefängnis, die Bank brach 2001 zusammen.