
Investor Woche: Schwacher US-Arbeitsmarkt, GTA VI verschoben, DHL und Commerzbank mit starken Zahlen, Rheinmetall, Deutsche Börse
Der US-Arbeitsmarkt beunruhigt mit hohen Entlassungszahlen, die BoE sieht sich zwischen den Stühlen und hält den Leitzins konstant. Rheinmetall baut jetzt auch Satelliten. Deutsche Börse und NASDAQ sehen einem Kartellverfahren entgegen. Oneok bietet 6 % Dividendenrendite und Wachstumspotenzial.
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Marktentwicklung
Eine von Sorgen um eine KI-Blase und die Konjunktur geprägte Woche neigt sich dem Ende zu. Der NASDAQ-100 gab um mehr als 4 % nach und rutschte unter die Marke von 25.000 Punkten, beim S&P 500 belief sich das Minus auf knapp 3 %. Der DAX gab um gut 2 % nach. EUR/USD schwankte um 1,15, Gold um 4.000 USD. Bitcoin unterschritt zeitweise die 100.000 USD.
Topmeldungen
Schwache Arbeitsmarktdaten aus den USA
Laut Daten des Outplacement-Unternehmens Challenger, Gray & Christmas haben US-Unternehmen im Oktober die meisten Stellenstreichungen seit über zwei Jahrzehnten angekündigt: 153.074 und damit fast dreimal so viele wie im Vorjahresmonat. Haupttreiber waren die Technologie- und Logistikbranche. "Einige Branchen korrigieren sich nach dem Einstellungsboom während der Pandemie, doch die zunehmende Verbreitung von KI, die sinkende Konsum- und Unternehmensnachfrage sowie steigende Kosten führen zu Sparmaßnahmen und Einstellungsstopps", heißt es in dem Bericht.
BoE hält Zinsen konstant
Die Bank von England beließ ihren Leitzins am Donnerstag unverändert bei 4 % und brach damit mit einem seit August 2024 geltenden Muster, das eine vierteljährliche Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte vorsah. "Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Zinssätze allmählich sinken werden, aber wir müssen sicher sein, dass die Inflation wieder auf dem Weg zu unserem Zielwert von 2 % ist, bevor wir sie erneut senken", sagte Andrew Bailey, Gouverneur der BoE.
DHL übertrifft die Erwartungen
DHL (ISIN: DE0005552004, WKN: 555200) hat diese Woche Zahlen vorgelegt und die Erwartungen übertroffen. Trotz der Handelskonflikte und eines durch Währungseffekte um 2,3 % rückläufigen Umsatz, steigerte das Unternehmen das operative Ergebnis (EBIT) auf 1,5 Mrd. EUR bzw. um 7,6 %. Damit verbesserte sich die Profitabilität des Konzerns: Die EBIT-Marge lag bei 7,3 % und damit über den 6,7 % des dritten Quartals 2024.
Rheinmetall steigert Umsatz mit Panzern um 28 % - und baut jetzt auch Satelliten
Rheinmetall (ISIN: DE0007030009, WKN: 703000) legte am Donnerstag Zahlen vor: Der Umsatz legte in den ersten drei Quartalen um 20 % auf 7,5 Mrd. EUR zu. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg von 613 auf 724 Mio. EUR. Der Auftragsbestand stieg bis Ende September auf einen Rekordwert von fast 64 Mrd. EUR, wobei CEO Papperger bis Ende des Jahres 80 Mrd. EUR erwartet. Die Gewinnmarge lag mit 9,6 % leicht unter dem Vorjahresniveau.
Künftig wird das Portfolio um Satelliten erweitert. Dazu wurde ein Gemeinschaftsunternehmen mit der finnischen Satellitenfirma Iceye gegründet, das unter Iceye Space Solutions firmieren und in Neuss sitzen soll. An dem Gemeinschaftsunternehmen hält Rheinmetall 60 % der Anteile, die Finnen halten 40 %. Es geht um SAR-Satelliten, die dem Militär sehr präzise Aufklärungsbilder liefern.
Commerzbank mit starkem Zinsausblick
Die Commerzbank (ISIN: DE000CBK1001, WKN: CBK100) rechnet für 2025 nun mit einem Nettozinsertrag von rund 8,2 Mrd. EUR, gegenüber der kürzlich nach oben korrigierten Prognose von rund 8,0 Mrd. EUR. Für das am 30. September beendete Quartal meldete die Bank einen Nettozinsertrag von 2,04 Milliarden Euro, was dem Wert des Vorjahresquartals und den internen Prognosen entspricht. Die Gesamteinnahmen stiegen wegen höherer Provisionserlöse um 7,4 % auf 2,94 Mrd. EUR.
EU-Kartellverfahren gegen Deutsche Börse und NASDAQ
Die Europäische Kommission hat eine Wettbewerbsuntersuchung gegen die Deutsche Börse (ISIN: DE0005810055, WKN: 581005) und die Nasdaq eingeleitet. Dabei geht es um die Notierung, den Handel und das Clearing von Finanzderivaten. Die EU-Kommission wirft den beiden Börsen vor, bei bestimmten Derivaten nicht in den Wettbewerb zu treten und vermutet, dass die Unternehmen die Nachfrage aufgeteilt, Preise koordiniert und vertrauliche Geschäftsinformationen ausgetauscht haben könnten.
Take-Two verschiebt GTA VI in den November 2026
Und es heißt noch länger warten: Rockstar Games, das GTA Entwicklerstudio im Besitz von Take Two Interactive (ISIN: US8740541094, WKN: 914508), meldete am Donnerstag eine abermalige Verschiebung des Release-Termins für das unter Gamern sehnlichst erwartete Grand Theft Auto VI. Anstatt wie bislang vorgesehen im Mai 2026 wird nun der 19. November 2026 als Termin genannt. Ob es dabei bleibt? Wetten werden angenommen.
Unter der Lupe
Oneok: 6 % Dividende und starke Wachstumsperspektiven
Der Blick auf den Oneok (ISIN: US6826801036, WKN: 911060) Chart scheint zunächst das sprichwörtliche fallende Messer zu zeigen, dem Anleger besser aus dem Weg gehen. Doch ein genauerer Blick lohnt sich schon allein aufgrund der Bewertung: Oneok wird mit einem zukunftsgerichteten KGV von 11,2 bewertet, der Buchwert liegt bei 1,93. Die zukunftsgerichtete Dividendenrendite liegt mit knapp 6,1 % auf einem sehr hohen Niveau.
Das 1906 gegründete und in Tulsa in Oklahoma ansässige Unternehmen ist ein diversifizierter Midstream-Dienstleister im Erdgasgeschäft und vor allem in den Regionen Midcontinent, Permian und Rocky Mountain aktiv. Oneok verdient an der Gewinnung, Verarbeitung, Speicherung und dem Transport von Erdgas.
In den letzten Jahren wurden mehrere bedeutende Akquisitionen getätigt. Im September 2023 übernahm Oneok Magellan Midstream Partners für 18,8 Mrd. USD. 2024 folgte die Übernahme von Medallion Midstream sowie der Kauf einer kontrollierenden Mehrheit bei Enlink Midstream. Die danach noch ausstehenden Aktien von EnLink Midstream wurden im Februar 2025 erworben.
Die Akquisitionen eröffnen neue Möglichkeiten für zusätzliche Investitionen zur Steigerung der Transportmengen im Netzwerk. Mehrere in Arbeit befindliche NGL-Projekte sollen bis 2027 die Fraktionierungskapazität um 33.000 Barrel pro Tag und die Pipelinekapazität um 540.000 Barrel pro Tag steigern.
Geplant ist zudem die Anbindung von 2,8 Milliarden Kubikfuß pro Tag bestehender Erdgasvorkommen im Perm-Becken an eine mexikanische Pipeline. Die Preise in dieser Gegend waren in den letzten Jahren sehr niedrig, die Anbindung an die Pipeline verspricht dementsprechend großes Potenzial.
"Das Unternehmen ist auf Kurs, den Nutzen dieser Akquisitionen zu maximieren und durch die zu günstigen Preisen erworbenen Vermögenswerte zusätzlichen Wert zu generieren", notierte Morningstar Analyst Adam Baker in einem Bericht Ende Oktober. Zu diesem Zeitpunkt hatte Oneok gerade Zahlen vorgelegt und die Analystenerwartungen mit einem Quartalsgewinn je Aktie von 1,49 USD leicht übertroffen. Morningstar hob deshalb den fairen Wert von 90 auf 91 USD an.
Für die kommenden Jahre erwartet die Wall Street deutliche Gewinnsteigerungen: 5,93 USD pro Aktie 2026 und 6,85 USD pro Aktie 2027. Zwölf der durch das Wall Street Journal befragten Analysten empfehlen die Oneok Aktie zum Kauf (bei 2x Overweight und 9x Hold)
Auch die Charttechnik sollte berücksichtigt werden: Der im November 2024 eingeschlagene, recht starke Abwärtstrend bleibt zunächst intakt. Aktuell befindet sich der Kurs auf dem Niveau einer von 2021-2024 bestehenden Konsolidierungszone. Bildet sich hier ein Boden heraus, könnte dies vor dem Hintergrund der zuletzt gestiegenen Erdgaspreise in den USA eine Gelegenheit darstellen.
Chart der Woche
Buffett Indikator steht bei 217 % und Berkshires Cash ist auf Rekordniveau
Der Buffett Indikator ist nach der Legende von Omaha benannt, die bekanntlich nichts von überbewerteten Aktien hält. Die Berechnung ist sehr simpel: Die gesamte Marktkapitalisierung des US-Aktienmarktes wird durch das aktuelle BIP geteilt. Aktuell liegt der Wert bei deutlich über 200 % - das Niveau, bei dem Buffett zufolge längst das "Spiel mit dem Feuer" begonnen hat.
Auch andere Indikatoren weisen auf eine Überbewertung des Marktes hin. Das konjunkturbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE) liegt aktuell bei 39,5 und damit deutlich über dem historischen Durchschnitt von 17. Zuletzt lag das erwartete 12-Monats-Forward-KGV des S&P 500 am 29. Oktober bei 23,1. Damit liegt das Forward KGV über den historischen Durchschnittswerten für 5 Jahre (19,9), 10 Jahre (18,6), 15 Jahre (17,0), 20 Jahre (16,1) und 25 Jahre (16,3). Der Höchstwert der letzten 30 Jahre lag bei 24,4.
Auffällig ist zudem die geringe Marktbreite, die mit Konzentrationsrisiken einhergeht. Sinnbildlich für das MAG-7-Problem: NVIDIA (ISIN: US67066G1040, WKN: 918422) macht 8 % des S&P 500 aus, erwirtschaftet aber einen wesentlichen Teil seines Umsatzes mit einer geringen Anzahl von Kunden.
Warren Buffett höchstpersönlich ist womöglich eine noch dringendere Warnung vor einer Marktkorrektur als der nach ihm benannte Indikator. Das letzte Quartal war das zwölfte Quartal in Folge, in dem Berkshire Hathaway (ISIN: US0846707026, WKN: A0YJQ2) mehr Aktien verkaufte als kaufte. Die vorsichtige Haltung ließ den Cashbestand des Unternehmens auf einen Rekordwert von 381,7 Mrd. USD anwachsen.

Fun Fact
Kolumbianischer Farmer findet 600 Mio. USD und gibt sie der Polizei
Der kolumbianische Bauer Jose Mariena Cartolos führte auf einem seit mehr als 200 Jahren im Familienbesitz befindlichen Grundstück Arbeiten zur Errichtung einer Palmölplantage durch. Beim Ausheben eines Bewässerungsgrabens stieß Cartolos auf mehrere große, blaue Behälter. Die Behälter waren bis zum Rand mit Bargeld gefüllt - insgesamt 600 Mio. USD Cash lagen vor seinen Füßen. Das Geld soll Teil von Pablo Escobars 30 Mrd. USD schwerem Vermögen sein, das angeblich im ganzen Land vergraben ist. Der Bauer übergab das Geld der Polizei. Kurios: Hätte der Staat Cartolos nicht 3.000 USD Zuschuss zu seinen Arbeiten gewährt, wäre das Geld vielleicht nie gefunden worden.

