
Investor Woche: Netflix kauft Warner Bros, Q2 Metals findet hohe Lithiumkonzentration bei Cisco, Antrhopic vor IPO, Ceconomy in chinesischer Hand, Rio Tinto mit Kupfer-Innovation
Wachstum und Inflation in der Eurozone liegen über den Erwartungen, was Zinssenkungen unwahrscheinlicher macht. In Indien dagegen sinken die Zinsen. Ein chinesisches Chip IPO erzielt 425 % Kursgewinn, Bayer gewinnt nach Unterstützung aus dem Weißen Haus. Netflix kauft Warner Bros für 72 Mrd. USD, Q2 Metals legt bemerkenswerte Bohrergebnisse beim Lithiumprojekt Cisco vor. Silber ist im Höhenflug, General Mills günstig bewertet.
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Marktentwicklung
Die Woche verlief insgesamt freundlich, wenngleich sich noch keine Jahresendrallye-Stimmung einstellen möchte. Der S&P 500 legte im Wochenverlauf um gut 1 % zu, der NASDAQ-100 sogar um etwas mehr als 2 %, der DAX stieg um knapp 1,5 %. Der USD gab moderat auf 1,17 nach, Bitcoin näherte sich von oben der 90.000 USD Marke, Gold bleibt über 4.200 USD.
Top Meldungen
Eurozonen-Inflation steigt auf 2,2 %
Die Inflation in der Eurozone stieg im November unerwartet auf 2,2 % und übertraf damit die Erwartungen der Ökonomen, die einer Reuters-Umfrage zufolge mit 2,1 % gerechnet hatten. Die Inflationsrate im Dienstleistungssektor lag mit 3,5 % auf dem höchsten Stand seit April. Die Kerninflation lag mit 2,4 % auf dem Niveau des Vormonats.
Eurozone wächst stärker
Die Eurozone ist im dritten Quartal stärker gewachsen als gedacht. Am Freitag vom Statistikamt der Europäischen Union veröffentlichten Zahlen wuchs das BIP im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 % und im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 %. Zuvor war Eurostat von einer Zunahme um 0,20 % gegenüber dem Vorquartal ausgegangen.
Leitzinssenkung in Indien
Die indische Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) hat am Freitag einstimmig beschlossen, ihren Leitzins von 5,50 % auf 5,25 % zu senken. "Das Gleichgewicht zwischen Wachstum und Inflation, insbesondere die günstigen Inflationsaussichten sowohl für die Gesamtinflation als auch für die Kerninflation, bieten weiterhin den politischen Spielraum, die Wachstumsdynamik zu unterstützen", erläuterte RBI-Gouverneur Sanjay Malhotra den Schritt. Ansonsten soll der geldpolitische Kurs beibehalten werden.
NVIDIA-Herausforderer Moore Threads gewinnt bei IPO 425 %
Die Aktie des chinesischen Chipherstellers Moore Threads gewann bei ihrem IPO am Freitag rund 425 % an Wert und schloss nach einem Ausgabekurs von 114,28 RMB bei 600,5 RMB. Investoren setzen auf das Ziel Pekings, die Abhängigkeit von US-Chips zu verringern. Moore Threads wurde durch einen ehemaligen NVIDIA (ISIN: US67066G1040, WKN: 918422) Manager gegründet und gilt langfristig als chinesischer Herausforderer des Unternehmens.
Bayer erhält Rückendeckung aus dem Weißen Haus
Die Bayer (ISIN: DE000BAY0017, WKN: BAY001) Aktie stieg am Dienstag um bis zu 14 %, nachdem Unterstützung aus dem Weißen Haus bekannt wurde. "Die EPA hat wiederholt festgestellt, dass Glyphosat beim Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend ist, und die Behörde hat wiederholt Roundup-Etiketten genehmigt, die keine Warnhinweise zu Krebs enthielten", schrieb US-Generalstaatsanwalt Sauer in einer Stellungnahme für den Obersten Gerichtshof.
Netflix vor Kauf von Warner Bros für 72 Mrd. USD
Netflix (ISIN: US64110L1061, WKN: 552484) will Warner Brothers (ISIN: US9344231041, WKN: A3DJQZ) für 72 Mrd. USD übernehmen. Die beiden Unternehmen trafen laut einer Meldung am Freitag eine Vereinbarung, der zufolge Netflix das Filmstudio sowie die Streaming- und Pay-TV-Dienste HBO und HBO Max übernehmen wird. Der Deal wurde einstimmig von den Verwaltungsräten von Netflix und Warner genehmigt und soll in 12 bis 18 Monaten abgeschlossen werden. Netflix zahlt demnach pro Warner-Brothers-Aktie 23,25 USD in bar und 4,50 USD in eigenen Aktien.
Swiss Re erwartet steigenden Gewinn
Swiss Re (ISIN: CH0126881561, WKN: A1H81M) erwartet im Jahr 2026 einen Nettogewinn von 4,5 Mrd. USD nach 4,4 Mrd. USD in diesem Jahr. Der Rückversicherer kündigte ein Rückkaufprogramm über 500 Mio. USD an und will weiterhin ein jährliches Dividendenwachstum je Aktie von mindestens 7 % in den nächsten zwei Jahren erreichen.
Q2 Metals mit Top-Lithiumgehalten bei Cisco
Q2 Metals (ISIN: CA74739G1072, WKN: A3D4CR) legte in dieser Woche Ergebnisse für fünf Bohrlöcher aus dem Bohrprogramm beim Lithiumprojekt Cisco im kanadischen Quebec vor. Heraus sticht Bohrloch CS25-044: Es förderte den breitesten durchgehenden Spodumen-Pegmatit-Abschnitt zutage, der bisher durch Q2 gebohrt wurde. Zwei separate Abschnitte ergaben 457,4 Meter mit 1,65 % Li2O und 36,9 m mit 1,65 % Li2O.
"Bohrloch 44 unterstreicht erneut die globale Bedeutung des Cisco-Projekts als Lithiumfundstelle in Hartgestein. Die bisherigen Ergebnisse werden die Grundlage für die erste Mineralressourcenschätzung bilden, die wir voraussichtlich im ersten Quartal 2026 bekannt geben werden", kommentierte Alicia Milne, Präsidentin und CEO von Q2 Metals.
Die vier weiteren Bohrergebnisse dieser Woche:
CS25-040: 12 separate Intervalle, darunter 95,1 Meter bei 1,56 % Li2O, 81,9 m bei 1,56 % Li2O und 66,5 m bei 1,26 % Li2O
CS25-041: 7 separate Intervalle, darunter 53,9 m bei 1,53 % Li2O , 54,0 m bei 1,21 % Li2O und 41,2 m bei 1,31 % Li2O
CS25-042: 16 separate Intervalle, darunter 32,7 m bei 1,56 % Li2O , 26,5 m bei 1,53 % Li2O , 26,3 m bei 1,47 % Li2O , 32,1 m bei 1,14 % Li2O und 26,1 m bei 1,13 % Li2O
CS25-043: 16 separate Intervalle, darunter 38,2 m bei 1,47 % Li2O, 22,2 m bei 1,38 % Li2O und 21,4 m bei 1,52 % Li2O
Börsengang von Anthropic schon 2026?
Anthropic hat einem Bericht der FT zufolge die Anwaltskanzlei Wilson Sonsini mit den Vorbereitungen für einen Börsengang beauftragt. Auch Gespräche mit Investmentbanken haben demnach bereits stattgefunden. Das IPO könnte demnach bereits 2026 erfolgen. Dem Bericht zufolge verhandelt Anthropic zudem über eine private Finanzierungsrunde, die das Startup mit mehr als 300 Mio. USD bewerten könnte.
JD.com hält 59,8 % an Ceconomy
Das chinesische E-Commerce-Unternehmen JD.com (ISIN: KYG8208B1014, WKN: A2P5N8) hat sich mit rund 59,8 % die Mehrheit an der Saturn/Mediamarkt-Mutter Ceconomy (ISIN: DE0007257503, WKN: 725750) gesichert. Die Anteile wurden im Rahmen des am 27. November ausgelaufenen Übernahmeangebots eingesammelt, bei dem 4,60 EUR Cash pro Aktie geboten wurden. Ceconomy soll von der Börse verschwinden.
Rio Tinto fördert erstes Nuton-Kupfer in Johnson Camp-Mine
Rio Tinto (ISIN: GB0007188757, WKN: 852147) hat mithilfe seiner Nuton-Technologie erfolgreich das erste Kupfer aus der Johnson Camp-Mine in Arizona gefördert. Demnach wurde letzten Monat in der Mine des Vertragspartners Gunnison Copper (ISIN: CA4028801088, WKN: A40TP4) die erste Kupferkathode mit der von Rio Tinto entwickelten Bioleaching-Technologie hergestellt, bei der vor Ort gezüchtete Mikroorganismen zum Einsatz kommen.
Unter der Lupe
Hohe Dividende, niedrige Bewertung: General Mills ist ein Fall für die Watchlist
Die Aktionäre des Lebensmittelherstellers General Mills (ISIN: US3703341046, WKN: 853862) hatten in den vergangenen Jahren wenig Grund zur Freude: Seit April 2023 hat sich der Kurs in etwa halbiert. Technisch ist die Aktie angeschlagen, seit im Sommer die 200-Tage-Linie nach unten durchbrochen wurde. Im langfristigen Chart sieht der Kursrückgang weniger dramatisch aus: Hier scheint der seit 1980 laufende Aufwärtstrend zwar nicht gänzlich ungefährdet, aber intakt. Um die Marke von 40 USD herum wartet das nächste signifikante Unterstützungsniveau.
General Mills stellt Snacks, Cerealien, Fertiggerichte, Teigwaren, Backmischungen und -zutaten, Tiernahrung und Premium-Eiscreme her. Zu den bekanntesten Marken im Portfolio gehören Nature Valley, Cheerios, Old El Paso, Pillsbury, Betty Crocker, Blue Buffalo und Häagen-Dazs. 81 % des Umsatzes wurden zuletzt in den USA erzielt - und hier größtenteils durch Verkäufe an Endverbraucher im Einzelhandel.
Morningstar sieht den fairen Wert der Aktie bei 60 USD und damit rund ein Drittel über dem aktuellen Kursniveau. Analyst Kristoffer Inton sieht das Unternehmen insbesondere in seinem Kerngeschäft gut aufgestellt. "In vielen Kategorien verfügt General Mills nicht nur über die Topmarke, sondern auch über mehrere führende Marken, die zusammen einen dominanten Marktanteil erzielen", schrieb er in einem Bericht im September. Dies gelte insbesondere für Frühstückscerealien, Snacks und Tiernahrung.
Natürlich ist General Mills Risiken ausgesetzt, darunter sich ändernde Verbraucherpräferenzen und Gesundheitstrends und die Substitution von Markenprodukten in inflationären Zeiten. Doch die starke Markenposition und die Fähigkeit, Inputkosten relativ gut unter Kontrolle zu halten, sprechen für das 1928 gegründete Unternehmen aus Minneapolis.
"Gestützt auf kurzfristige Investitionen zur Verringerung von Preisunterschieden und zur Entwicklung neuer Produkte erwarten wir, dass General Mills mit seinem starken Markenportfolio seinen Wettbewerbsvorteil behaupten wird", sagt Inton. Er glaubt, dass Preis- und Innovationsinvestitionen das zuletzt schwache organische Wachstum wiederherstellen dürften.
Und die Bewertung? Das zukunftsgerichtete KGV liegt mit 12,6 deutlich unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von 15,7, das KBV liegt bei 2,6 (5-Jahres-Durchschnitt: 3,9). Das Unternehmen hat die Dividenden in den letzten Jahren deutlich erhöht: Von 0,51 USD auf 0,61 USD, die Dividendenrendite liegt aktuell bei mehr als 5,2 %.
Die durch das Wall Street Journal befragten Analysten sind zurückhaltend: Es gibt lediglich 5 Kaufempfehlungen (bei 15x hold und 3x sell), das Kursziel liegt im Median bei 52,50 USD. Ab 2027 erwartet die Wall Street bei General Mills wieder steigende Gewinne.
Chart der Woche
Silber setzt seinen Höhenflug fort
Der Silberpreis setzt seinen Höhenflug nach einer sehr kurzen Verschnaufpause fort. Nachdem im Oktober auf dem Niveau von knapp 55 USD pro Feinunze eine Korrektur eingesetzt hatte, wurden neue Allzeithochs markiert: Am Freitag kostete Silber rund 59 USD. Der Preis hat sich damit seit Jahresbeginn fast verdoppelt. Ursächlich für die Dynamik sind steigende ETF-Zuflüsse und abgeräumte Lagerbestände. Bloomberg-Daten zufolge entsprechen die Nettozuflüsse in silbergedeckte ETFs in den vier Tagen bis Donnerstag bereits dem höchsten vollen Wochenwert seit Juli.
Die UBS Analysten Dominic Schnider und Wayne Gordon sehen die zentralen Treiber für die Hausse weiterhin intakt. Das sind: Sinkende Zinsen, steigende Verschuldungsängste und Abwertungspotenzial beim USD. Daniel Hynes, Rohstoffstratege bei ANZ Group Holdings, sieht spekulative Kräfte ihren Fokus neu ausrichten: "Da Gold eine Verschnaufpause einlegt, scheinen Investoren ihre Aufmerksamkeit nun auf Silber zu richten." Der Goldpreis hat in diesem Jahr rund 60 % zugelegt.

Fun Fact
Der dritte Apple-Gründer verkaufte seinen 10 % Anteil für 800 USD
Ronald "Ron" Gerald Wayne ist der dritte Gründer von Apple (ISIN: US0378331005, WKN: 865985) neben Steve Jobs und Steve Wozniak. Wayne erhielt bei der Gründung des Unternehmens einen Anteil von 10 %. Gemessen an der heutigen Marktkapitalisierung entspricht dies einem Wert von mehr als 400 Mrd. USD. Doch Wayne zeichnete nicht nur das erste Apple Logo, sondern wahrscheinlich auch den ersten Verkaufsauftrag für Apple Aktien. 11 Tage nach der Gründung gab er seine Anteile aus Sorge um Haftungsrisiken zurück - für 800 USD.

