
Investor Woche: Bullish IPO erfolgreich, UK wächst, Europas Industrie schrumpft, US-Inflationszahlen gemischt, Tencent schlägt Erwartungen, Cisco mit guten KI-Zahlen
Verbraucher- und Erzeugerpreise in den USA fielen gegensätzlich aus. Europas Industrie leidet unter Zöllen, UK wächst im zweiten Quartal, Frankreichs Zinsen nähern sich Italiens an. Die Bullish Aktie hebt ab, BYD bietet jetzt auch Tablets an, Tencent schlägt Erwartungen und könnte stärker als gedacht von KI profitieren.
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Marktentwicklung
Eine freundliche Woche ohne allzu starke Impulse neigt sich ihrem Ende zu. Am Freitagvormittag notierte der S&P 500 auf Wochensicht mit 1,1 % im Plus, der NASDAQ 100 lag mit 0,8 % im grünen Bereich. Der deutsche Leitindex DAX konnte um 1,2 % zulegen. Gold verharrt in seiner Konsolidierungszone, der EUR schwankte im Wochenverlauf zwischen 1,16 und 1,17.
Topmeldungen
USA: Verbraucher- und Erzeugerpreise, Arbeitsmarkt
Die Inflation in den USA lag - gemessen an den Verbraucherpreisen - im Juli bei 2,7 % und damit so hoch wie im Vormonat. Ökonomen hatten im Vorfeld damit gerechnet, dass die Inflation auf 2,8 Prozent steigt. Die Kerninflation stieg allerdings leicht auf 3,1 %.
Die Großhandelspreise stiegen dagegen deutlich um 3,3 % gegenüber dem Vorjahr an - der stärkste Anstieg seit Februar und deutlich mehr als im Juni mit 2,4 % und als am Markt erwartet (2,5 % laut Bloomberg-Befragung).
"Die Zölle veranlassen die Unternehmen dazu, ihre Preise untereinander zu erhöhen, was sich mit der Zeit in höheren Verbraucherpreisen niederschlagen wird", kommentierte Bill Adams, Chefökonom der Comerica Bank.
Der Arbeitsmarkt zeigt sich stabil: Die Zahl der Arbeitslosenanträge sank in der Woche bis zum 9. August auf 224.000, nach 227.000 in der Vorwoche. Analysten hatten in einer Umfrage des Wall Street Journal mit 229.000 neuen Arbeitslosenanträgen gerechnet.
Britische Wirtschaft wächst im zweiten Quartal um 1,4 %
Die britische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal um 0,3 %, teilte das britische Statistikamt am Donnerstag mit. Dies stellt einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Wachstum von 0,7 % im ersten Quartal dar. Auf Jahresbasis wuchs die britische Wirtschaft im zweiten Quartal um 1,4 %. Die britischen Verbraucher indes zeigen eine Bereitschaft zum Sparen wie seit 2007 nicht mehr.
Zinssenkung in Australien - Aussicht auf weitere Lockerungen
Die Reserve Bank of Australia hat am Dienstag die dritte Zinssenkung seit Jahresbeginn vorgenommen und den Leitzins in Down Under um 25 Basispunkte auf 3,6 % gesenkt.
"Da die zugrunde liegende Inflation weiter in Richtung der Mitte des Zielbereichs von 2 bis 3 % zurückgeht und sich die Arbeitsmarktbedingungen wie erwartet leicht entspannen, kam der Vorstand zu dem Schluss, dass eine weitere Lockerung der Geldpolitik angemessen sei", heißt es im Bericht zur Sitzung RBA. "Die zugrunde liegende Inflation wird sich weiter abschwächen (...) und es wird davon ausgegangen, dass der Leitzins einem allmählichen Lockerungspfad folgt", führen die Notenbanker weiter aus.
Französische Bond-Renditen erreichen fast italienisches Niveau
Die langfristigen Finanzierungskosten Frankreichs nähern sich erstmals seit der globalen Finanzkrise denen Italiens an. 10-jährige italienische Staatsanleihen notieren aktuell mit einer Rendite von 3,521 %, Frankreichs Schuldtitel mit gleicher Laufzeit mit 3,375 %. Dadurch liegen die Kreditkosten Frankreichs nur noch 0,14 Prozentpunkte unter denen Italiens, dessen Renditen sich seit einem deutlichen Rückgang im Jahr 2023 weitgehend seitwärts bewegten.
Industrieproduktion in der Eurozone sinkt um 1,3 %
Die Industrieproduktion in der Eurozone fiel im Juni gegenüber dem Vormonat um 1,3 %. Damit wurde der Anstieg von 1,1 Prozent im Mai mehr als umgekehrt, wie Eurostat-Daten vom Donnerstag zeigten. Der Markt hatte einen Rückgang um 0,90 % erwartet.
Die Güterproduktion in allen Kategorien - von langlebigen Gebrauchsgütern bis hin zu kurzfristigeren Konsumgütern - ging im Juni gegenüber dem Vormonat zurück. Die Energieproduktion stieg leicht an.
Die Entwicklung in den einzelnen Mitgliedstaaten verlief jedoch sehr unterschiedlich: So ging die deutsche Industrieproduktion im Juni um 2,3 % zurück, während die Produktion in Frankreich und Spanien um 3,8 % bzw. 1,1 % stieg.
Bullish IPO: Aktie legt zu
Am Mittwoch legte die Krypto-Handelsplattform Bullish (ISIN: KYG169101204, WKN: A41FDL) ihr Börsendebüt hin: Die Aktie eröffnete bei 90 USD und notierte im Nachmittagshandel über 150 % ihres IPO-Kurses von 37 USD, erreichte zeitweise 118 USD. Am Donnerstag lag der Kurs bei 75 USD.
"Wir sind heute an die Börse gegangen und es gibt eine ganze Reihe anderer, die uns folgen werden. Ich denke, das ist insgesamt von Vorteil, weil es den Leuten mehr Möglichkeiten gibt, auf diese Anlageklasse zuzugreifen", sagte Bullish-Präsident Chris Tyrer in einem Interview gegenüber Reuters.
Cisco mit starken KI-Aufträgen
Cisco (ISIN: US17275R1023, WKN: 878841) meldete für das vierte Quartal höhere Gewinne und Umsätze, die die Erwartungen der Analysten übertrafen, angetrieben durch die steigende Nachfrage nach seinen KI-Produkten. Berichtet wurde ein Nettogewinn von 2,8 Milliarden US-Dollar oder 71 Cent pro Aktie, gegenüber 2,2 Milliarden US-Dollar oder 54 Cent im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn lag bei 99 Cent pro Aktie und damit 0,01 USD höher als im Durchschnitt erwartet. Die Aufträge für KI-Infrastrukturen überstiegen 800 Mio. USD.
"Die KI-Infrastrukturaufträge, die wir im Geschäftsjahr 2025 von Webscale-Kunden erhalten haben, waren mehr als doppelt so hoch wie unser ursprüngliches Ziel. Dies deutet auf eine enorme Chance hin, da wir den erforderlichen Architekturwandel anführen und die für das KI-Zeitalter erforderliche kritische Infrastruktur aufbauen", kommentierte CEO Chuck Robbins.
BYD bietet jetzt auch Tablets an
Der chinesische Automobilkonzern BYD (ISIN: CNE100000296, WKN: A0M4W9) bietet jetzt auch Tablets an. Ein vollständig in Eigenregie entwickeltes Gerät wurde nun präsentiert und soll im neuen Plug-in-Hybrid-SUV Tai 7 der Submarke Fang Cheng Bao zum Einsatz kommen. Das Tablet soll sich mit dem Fahrzeugbetriebssystem vernetzen lassen.
Vernetzte Unterhaltungselektronik ist auf dem chinesischen Automarkt ein wichtiger Trend: Produzenten wie Huawei und Xiaomi ergattern Teile der Wertschöpfung in der Autoproduktion. Die Hersteller steuern gegen. BYD ist für die Produktion von Tablets durch das Geschäftsfeld der Auftragsfertigung von Unterhaltungselektronik gut aufgestellt.
Unter der Lupe
Tencent schlägt Erwartungen: KI-Schnäppchen aus China?
Tencent (ISIN: KYG875721634, WKN: A1138D) hat in dieser Woche Zahlen über den Erwartungen vorgelegt, die den Kurs deutlich nach oben getrieben haben. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 15 %, der bereinigte operative Gewinn um 18 %.
Morningstar Analyst Ivan Su führt vor allem auf den effektiven Einsatz von KI zurück. "Wir sehen erhebliches Potenzial für Tencent, seine KI-Tools weiter zu nutzen, um die Interaktion und Monetarisierung auf WeChat zu verbessern. Mit den zahlreichen KI-Investitionen ist Tencent unserer Ansicht nach gut aufgestellt, um mit seinen GPU-Investitionen hohe Renditen zu erzielen", schrieb er am Donnerstag in einem Bericht für Morningstar Equity Research.
Morningstar erhöhte nach den Zahlen die Prognosen für die Werbeeinnahmen des Unternehmens in den nächsten fünf Jahren um durchschnittlich 6 %, die Prognose für den operativen Gewinn im gleichen Zeitraum um 7 %. Den fairen Wert sehen die Analysten nun bei 102 USD (aktueller Kurs: etwa 77 USD).
"Zwar scheint der Markt höhere Investitionen im KI-Bereich bereits eingepreist zu haben, das langfristige Renditepotenzial dieser Investitionen ist jedoch noch nicht vollständig erkannt", kommentiert Su.
Die durch das Wall Street Journal befragten Analysten erwarten in den kommenden Jahren deutliche Gewinnzuwächse. 47 Analysten empfehlen die Tencent Aktie zum Kauf - drei mehr als noch vor drei Monaten (bei 8x overweight, 3x hold, 1x sell). Das Kursziel liegt im Median bei 85,29 USD.
Grafik der Woche
Apple kauft mehr Aktien zurück als 488 S&P 500 Unternehmen wert sind
Die Aktionäre von Apple (ISIN: US0378331005, WKN: 865985) können auf eine starke Aktienperformance zurückblicken. Diese wurde auch durch ein XXXL-Aktienrückkaufprogramm befeuert. Chief Market Strategist Charlie Bilello veröffentlichte nun Daten, die das Ausmaß des Programms verdeutlichen. Demnach hat Apple im letzten Jahrzehnt Aktien im Wert von 704 Milliarden USD zurückgekauft.
Dieser Betrag übersteigt die Marktkapitalisierung aller Unternehmen weltweit außer 13 und ist höher als die von 488 Unternehmen im S&P 500-Index. Bilello zufolge gibt es derzeit 14,84 Mrd. ausstehende Apple Aktien. Zurückgekauft wurden in der letzten Dekade 95,66 Mrd. eigene Aktien.
Nicht alle sind mit dieser Strategie zufrieden: Kritiker monieren, dass Apple den hohen Cashflow weniger in sich selbst und stärker in Akquisitionen im KI-Bereich investieren sollte. Gefordert werden strategische Deals etwa mit Perplexity. Apple-Chef Tim Cook hatte zuletzt seine Bereitschaft für KI-Zukäufe jeder Größe bekannt.

Bildquelle: x.com/charliebilello/status/1953643549435527320
Fun Fact
Warren Buffett verdient mit Coca-Cola 2,23 Mio. USD pro Tag
Die Investmentlegende Warren Buffett kaufte über die Holding Berkshire Hathaway (ISIN: US0846707026, WKN: A0YJQ2) im Jahr 1988 400 Millionen Aktien des Getränkeherstellers Coca-Cola (ISIN: US1912161007, WKN: 850663). Das Investment zahlt sich für Buffett bis heute aus: Die Dividende liegt aktuell bei 0,51 USD pro Quartal und Aktie, so dass Berkshire 816 Mio. USD pro Jahr zufließen: 2,23 Mio. USD pro Tag.