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GesundheitssektorTrump gibt Cannabis-Aktien Rückenwind - nur wie lange?

Ein Trump-Video in sozialen Netzwerken lässt die Kurse von Cannabis Aktien explodieren. Was bleibt von der Rallye? Lohnt sich der Einstieg jetzt noch?

von Verumo-Redaktion

Lesezeit 5 min
Titelbild: Bigc Studio / Bigstock

Für Cannabis Aktien startete die Woche mit einem regelrechten Kursfeuerwerk. Tilray (ISIN: US88688T1007, WKN: A2JQSC) legte um zeitweise 68 % zu, Curaleaf Holdings (ISIN: CA23126M1023, WKN: A2N8GY) um bis zu 48 %, Green Thumb (ISIN: CA39342L1085, WKN: A2JN3P) stieg um bis zu 29 % an, Canopy (ISIN: CA1380357048, WKN: A3E2FV) legte um mehr als 28 % zu, auch Cronos (ISIN: CA22717L1013, WKN: A2DMQY) und Aurora Cannabis (ISIN: CA05156X8504, WKN: A4ZZ0W) erfreuten Anleger mit hohen Kurszuwächsen. Der Amplify Alternative Harvest ETF (ISIN: US0321084743, WKN: A411DL) legte um mehr als 25 % zu und stieg zeitweise auf das höchste Niveau seit November 2024.

Werden Cannabisprodukte in Medicare integriert?

Die Rallye folgte auf ein Video von US-Präsident Donald Trump in den sozialen Netzwerken, in dem die Vorzüge des Cannabis-Inhaltsstoffs Cannabidiol für Senioren regelrecht angepriesen wurden. Cannabidiol, das nicht berauschend wirkt, dem aber beruhigende, entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften zugeschrieben werden, wird durch eine Reihe Unternehmen produziert und gilt als potenzieller Wachstumsmarkt.

Auf Bundesebene sind die THC-Produkte in den USA bislang illegal - was sich unter Trump, so hoffen es die Märkte offenkundig, bald ändern könnte. Im Gegensatz dazu wurde Cannabidiol bereits 2018 legalisiert. Der Präsident hatte kürzlich erklärt, dass seine Regierung die Möglichkeit einer Neueinstufung von Marihuana als weniger gefährliche Droge prüfe.

In dem durch Trump geposteten Video - es handelte sich um ein Video des Commonwealth Project, einer Interessengruppe, die sich für die Integration von medizinischem Cannabis in die allgemeine Gesundheitsversorgung für über 65-Jährige einsetzt - wird die Verwendung von Cannabidiol zur Linderung von Schmerzen und Stress, zur Verbesserung des Schlafs und zur Behandlung von Gesundheitsproblemen dargestellt.

Medicaire-CBD brächte "keinen signifikanten Nutzen für Cannabisunternehmen"

Zu sehen ist auch ein Beitrag von Fox News, der in der Legalisierung von Marihuana zu medizinischen Zwecken Einsparpotenzial für das unter Kostendruck leidende Gesundheitswesen sieht. 64 Mrd. USD pro Jahr sollen möglich sein, sollte Cannabis vollständig in das Gesundheitssystem integriert werden.

Was würde eine weitergehende Legalisierung sowie die Integration von Cannabisprodukten in das Gesundheitswesen aus Sicht der Produzenten bringen? Eine Notiz von Morningstar Equity Research klingt ernüchternd - zumindest im Hinblick auf CBD. "Selbst wenn CBD von Medicare abgedeckt wäre, würden wir keinen signifikanten Nutzen für die Cannabisunternehmen erwarten, (...). Cannabisunternehmen erzielen den größten Teil ihrer Einnahmen mit THC", heißt es dort. Die Analysten glauben, dass die Rallye die Hoffnung auf gestiegene Chancen für eine Lockerung des THC-Verbots widerspiegelt.

Morningstar jedenfalls hält bei Curaleaf, Green Thumb und Tilray am bisherigen fairen Wert fest - der den Analysten zufolge "bereits das mögliche Ende der US-Bundesprohibition" reflektiert. Die Aktien seien nach der Rallye am Montag nun fair bewertet oder leicht überbewertet. "Wir bekräftigen unsere sehr hohe Unsicherheitsbewertung für alle drei Unternehmen, da sie noch keine durchgängig positiven freien Cashflows erwirtschaften konnten", heißt es weiter.

Hoffnung auf mehr Legalisierung könnte enttäuscht werden

Trump könnte - wie bereits sein Vorgänger - versuchen, Cannabis von der sogenannten Liste I in die Liste III zu verschieben. Eine solche Neueinstufung würde Cannabisunternehmen der Zugang zu Steuerabzügen ermöglichen und auch die Finanzierung erleichtern.

Doch dieser Weg ist nicht ausgemacht - es gibt auch gegenläufige Entwicklungen. Riskant erscheint aus Sicht der Unternehmen vor allem ein legislativer Ansatz, der Hanfderivate auch mit kleinsten Mengen nachweisbarem THC verbietet. Dieser Ansatz wird unter anderem durch den republikanischen Senator Mitch McConnell verfolgt. Auch im liberalen Kalifornien steht eine Verschärfung der Verkaufsbedingungen berauschender Produkte auf dem Plan.