
Tesla im Rallyemodus: Qualität gegen Wachstum im EV-Sektor - Buffet steigt bei BYD aus
Berkshire Hathaway beendet sein BYD-Engagement nach 17 Jahren. Teslas Aktie steigt vor den Q3-Lieferzahlen deutlich. Der EV-Sektor sortiert sich zwischen Qualität und Wachstum neu.
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Warren Buffetts Berkshire Hathaway hat seinen Anteil an BYD Co. (ISIN: CNE100000296, WKN: A0M4W9) vollständig verkauft. Das Ende der 17-jährigen Beteiligung fällt in eine Phase, in der BYD in China mit einem harten Preiswettbewerb ringt und das Wachstum deutlich nachlässt.
Derweil zieht Tesla (ISIN: US88160R1014, WKN: A1CX3T) vor den erwarteten Q3-Lieferzahlen an. Nach Musks Kauf von 2,57 Mio. Tesla-Aktien zog der Kurs zuletzt bis auf 434,21 USD an (Stand: 22.09.2025). Analysten verweisen auf eine spürbare Stimmungsaufhellung; Piper Sandler hob das Kursziel auf 500 USD an.
Berkshire beendet BYD-Engagement nach 17 Jahren
Berkshire war 2008 mit rund 225 Mio. Aktien bei BYD eingestiegen und begann 2022 mit Teilverkäufen. Der vollständige Ausstieg wird von BYD-Seite als normale Portfolioentscheidung gewertet. Gleichzeitig mehren sich operative Bremsspuren: BYD senkte laut Quellen sein Absatzziel für 2025 um bis zu 16 % auf 4,6 Mio. Fahrzeuge.
Auch die Profitabilität steht unter Druck. BYDs Quartalsgewinn sank im zweiten Quartal um 29,9 % gegenüber dem Vorjahr - der erste Rückgang seit über drei Jahren. Hintergrund ist ein scharfer Preiswettbewerb im Heimatmarkt. Das verändert das Narrativ vom reinen Mengenwachstum hin zu stärkeren Qualitätsmaßstäben bei Marge und Cashflow.
Tesla-Rallye ohne Substanz?
Die Tesla-Rallye speist sich aus mehreren Faktoren: dem Insiderkauf von Musk, aufgestockten Kurszielen und der Aussicht auf die Q3-Liefermeldung Anfang Oktober, die traditionell zu Beginn des Monats veröffentlicht wird. Schätzungen reichen von rund 440.000 bis knapp 500.000 Fahrzeugen. Die Spanne unterstreicht die Unsicherheit nach zwei rückläufigen Quartalen.
Fundamental bleibt der Nachweis "Qualität" herausfordernd. Im zweiten Quartal 2025 sank der Umsatz um 12 %; die Automotive-Bruttomarge (ex Regulierungskredite) lag bei rund 15 %, deutlich unter den Spitzenwerten der Jahre 2021/22. Tesla selbst warnte zudem vor "einigen rauen Quartalen" angesichts auslaufender Förderungen und intensiver Konkurrenz.
Preiskampf in China verschiebt Gleichgewicht
In China kühlt die Dynamik bei Elektro- und Hybridfahrzeugen sichtbar ab; das trifft Volumenführer und Herausforderer gleichermaßen. Für BYD bedeutet das: stärkerer Fokus auf Profitabilität und Kapitaldisziplin statt maximaler Reichweite über Preise. Für westliche Hersteller wie Tesla verschiebt sich der Wettbewerbsvorteil weg von reinen Stückzahlen hin zu Software, Fertigungseffizienz und Bilanzqualität.
Europa bleibt zugleich Testfeld für Marktanteile chinesischer Marken: BYD gewinnt etwa in Spanien mit günstigen PHEV-Angeboten und dichterem Händlernetz an Boden. Das erhöht den Druck auf Preise und Mix in der EU und zwingt Anbieter, "Qualität" - verstanden als nachhaltige Margen, Service-Netze und Technologieführerschaft - gegen reines Volumenwachstum abzuwägen.
Unter dem Strich schärft der Berkshire-Ausstieg bei BYD die Sicht auf Risiken im Modell "Wachstum um jeden Preis", während Teslas Kursplus vor den Q3-Zahlen zeigt, wie stark Narrativ und Kapitalmarktvertrauen wirken können. Ob daraus nachhaltige Qualität im Sinne stabiler Margen und Cashflows erwächst, entscheidet sich mit den nächsten Liefer- und Ergebnisdaten.