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Blow-off oder BodenKrypto-Prognosen von Rallyefortlauf bis Crash-Szenario

Die SEC schafft schnellere Wege für neue Krypto-ETFs, doch der Markt reagiert mit einem Rückgang und hoher Nervosität. Stimmen reichen von technischer Korrektur bis zu Crashwarnungen.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / Hans Lucas / Romain Costaseca

Bitcoin hat nach einem schnellen Rücksetzer kurzfristig die Marke von 112.000 USD unterschritten. Laut Forbes drückten wenige Minuten Abgabedruck den Kurs um rund 3 % und löschten binnen kurzer Zeit 200 Mrd. USD an Krypto-Marktkapitalisierung. Technisch fiel der Kurs aus einem Aufwärtskanal und unter die 50-Tage-Linie, was auf weiter nachlassendes Momentum hindeutet.

Neue ETF-Standards treffen auf angeschlagenes Chartbild

Regulatorisch gab es parallel einen Schub: Die US-Börsenaufsicht SEC erlaubte großen Handelsplätzen generische Listing-Standards für Krypto-ETFs. Neue Produkte können damit schneller an den Start gehen, was Beobachter als mögliches "Öffnen der Schleusen" bezeichnen. Erste US-ETFs mit Spot-Exposure auf XRP und Dogecoin handelten bereits mit nennenswertem Umsatz.

Charttechnisch bleibt das Bild fragil. FxPro-Analyst Alex Kuptsikevich verweist auf das Unterschreiten der Unterstützung nahe 115.000 USD und den Bruch des Aufwärtstrends seit Anfang September. Aus seiner Sicht deutet die Kombination der Signale auf anhaltenden Druck, sofern die Marktstimmung sich nicht grundlegend dreht.

Zinsumfeld und Liquidität bremsen die Risikoneigung

Die US-Notenbank hat den Leitzins zuletzt um 25 Basispunkte gesenkt. Dies beendet zwar den Straffungszyklus, Fed-Chef Jerome Powell stellte jedoch datenabhängige Schritte in Aussicht. Laut XS.com-Analystin Linh Tran erklärt dies, warum Bitcoin trotz grundsätzlich günstigerem Zinsumfeld nicht durchstartet. Marktteilnehmer reduzieren Leverage und nehmen Gewinne mit.

Auch 10x-Research-Chef Markus Thielen sprach nach dem FOMC-Termin eher von Konsolidierung als von einem sofortigen Ausbruch. On-chain-Aktivität gehe zurück, während ein Anstieg gehebelter Long-Positionen die Anfälligkeit für Abwärtsbewegungen erhöhe.

Krypto-Szenarien von Konsolidierung bis Korrektur

Abseits der kurzfristigen Technik divergieren die Einschätzungen deutlich. Bloomberg-Stratege Mike McGlone hält in einem Interview einen Rückgang von mehr als 90 % für möglich und nennt als Extremziel 10.000 USD in diesem Zyklus. Er verweist auf eine gestiegene Korrelation zum S&P 500, schwächere Outperformance gegenüber Gold sowie veränderte Volatilitätssignale.

Noch breiter ist die Spanne bei der Gesamtkryptobewertung: Ökonom Lars Zeberg skizziert ein Blow-off-Top nahe 12,95 Billionen USD, gefolgt von einem "horrenden" Einbruch bis in den zweistelligen Milliardenbereich. Sein Szenario stützt er auf ein steigendes Keilmuster, klassisch als Umkehrsignal interpretiert. Andere Stimmen rechnen dagegen mit weiterem Aufwärtsraum bis Ende 2025.

Im kurzfristigen Hier und Jetzt überwiegen jedoch die Hinweise auf eine Korrekturphase. Händler reagieren auf das schwächere Momentum und abnehmende Handelsvolumen, während regulatorische Impulse durch die ETF-Öffnung mittelfristig neue Produkte an den Markt bringen könnten. Der Spannungsbogen zwischen schneller Produktzulassung und vorsichtiger Risikoneigung prägt damit die nächsten Wochen.