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Bedrohung für NVIDIA?Nach Google meldet auch Amazon Erfolg bei Chip-Entwicklung

Werden die Karten im KI-Rennen neu gemischt? Nachdem Alphabet sich mit seinen Tensor Processing Units (TPUs) zum Konkurrenten von NVIDIA aufgeschwungen hat, steigt nun auch Amazon in das Geschäft mit KI-Chips ein.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / dpa / Matthias Balk

Am Dienstag gab Amazon Web Services die Markteinführung seines maßgeschneiderten KI-Chips Trainium3 bekannt. Der durch das 2015 übernommene Annapurna Labs, das Chipdesign-Unternehmen von AWS, entwickelte Chip soll demnach die Kosten für das Training und den Betrieb von KI-Modellen im Vergleich zu Systemen mit gleichwertigen Grafikprozessoren (GPUs) um bis zu 50 % senken.

"Pionierunternehmen im Bereich der KI, darunter Decart, ein KI-Labor, das sich auf effiziente, optimierte generative KI-Video- und Bildmodelle spezialisiert hat, die interaktive Echtzeit-Erlebnisse ermöglichen, nutzen die Fähigkeiten von Trainium3 für anspruchsvolle Workloads wie generatives Echtzeit-Video und erreichen eine 4-mal schnellere Frame-Generierung bei halben Kosten von GPUs", heißt es in einer Mitteilung des Versandriesen.

Nach Google nun auch AWS: Bedrohung für NVIDIA-Chips?

Erwächst aus der Entwicklung von Amazon (ISIN: US0231351067, WKN: 906866) ein Bedrohungspotenzial für NVIDIA? Dass die Aktie am Dienstag leicht im Plus schloss, lässt vermuten: Zunächst nicht. Tatsächlich sind viele Käufer der AWS-Chips zugleich Kunden von NVIDIA (ISIN: US67066G1040, WKN: 918422). Anthropic etwa setzte Ende Oktober mehr als eine Million Trainium2-Chips für sein KI-Modell Claude ein. Im November investierte NVIDIA mehr als 10 Mrd. USD in Anthropic, um dem Unternehmen die durch seine Chips erzeugte Rechenleistung zu verkaufen.

Dennoch wächst die Erkenntnis, dass die Marktführerschaft des einstigen Grafikkartenspezialisten nicht ewig währt. Amazon gab nun bekannt, dass auch Karakuri, Metagenomi, NetoAI, Ricoh und Splash Music zu den eigenen Chip-Kunden zählen. Nachdem Meta (ISIN: US30303M1027, WKN: A1JWVX) Interesse an den Chips der Google-Mutter Alphabet bekundet hatte, geriet die NVIDIA-Aktie stark unter Druck.

NVIDIA selbst gibt sich gelassen. Als Reaktion auf die Gespräche zwischen Alphabet und Meta in der vergangenen Woche hieß es in einem Beitrag auf X, die eigenen Produkte böten "höhere Leistung, Vielseitigkeit und Austauschbarkeit" als die spezialisierten Chips von Google und AWS. Man sei "der Branche eine Generation voraus - es ist die einzige Plattform, die jedes KI-Modell ausführt und dies überall dort tut, wo Rechenleistung benötigt wird."

"Sind kein Ersatz für NVIDIA"

Ron Diamant, Vizepräsident von AWS und Chefarchitekt der Trainium-Chips sieht Trainium derzeit "nicht als Ersatz für NVIDIA." Hauptziel sei es, Kunden mehr Optionen für unterschiedliche Rechenlasten zu bieten. "Der größte Vorteil liegt letztendlich im Preis-Leistungs-Verhältnis."

Nicht nur im Bereich der Chips wird in diesen Tagen deutlich, dass die Karten im KI-Rennen jederzeit neu gemischt werden können. Für Aufsehen sorgte ein internes Memo des ChatGPT-Entwicklers OpenAI. CEO Sam Altman rief darin "Alarmstufe Rot" aus und kündigte Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität des hauseigenen Chatbots an. Anvisiert werden die Verbesserung der Personalisierungsfunktionen für die Benutzer, die Steigerung seiner Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit sowie die Ermöglichung der Beantwortung eines breiteren Spektrums von Fragen.

Alarmstufe Rot bei OpenAI

Das Memo dürfte eine Reaktion auf die Veröffentlichung des neuen Gemini-Modells durch Alphabets (ISIN: US02079K3059, WKN: A14Y6F) Google sein, das OpenAI in Branchen-Benchmark-Tests übertraf und bei Anwendern gut ankommt. Seit der Veröffentlichung des Bildgenerators Nano Banana im August verzeichnet Gemini dynamisch steigende Benutzerzahlen: 650 Millionen User wurden im Oktober gezählt - nach 450 Millionen im Juli.

Nicht nur das Rennen um die Spitzenplätze im KI-Ökosystem ist offen - auch generelle Fragen zur Entwicklung der Technologie und ihrer Risiken sind es. Stichwort: Data Poisoning. Das Unternehmen Newsguard hat ein global operierendes russisches Desinformationsnetzwerk namens "Pravda" aufgedeckt, das KI-Modelle mit falschen Informationen füttert, um Chatbots zu beeinflussen und massenhaft russische Narrative zu streuen. 150 Pravda-Websites mit Millionen Artikeln in den verschiedensten Sprachen beeinflussen ChatGPT, Gemini und Co. so stark, dass in jedem dritten Fall durch Pravda gestreute Fehlinformationen ausgegeben werden.