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AktienmarktFidelity Chef warnt: KI-Konzentration in Portfolios extrem hoch

Droht ein Platzen der KI-Blase oder MAG-7-Blase? Wer dieses Risiko nicht tragen möchte, muss in der Regel bereits ein Portfolio mit Standard-ETFs breiter diversifizieren. Doch auch das ist mit einem Risiko verbunden.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: [M] Verumo / Theo Jacob / Unsplash

Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo vor dem Platzen der KI- und Technologieblase gewarnt wird. Fidelity-Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld mahnt ebenfalls eine breitere Diversifizierung in den Portfolios an - und nennt dafür auch passende Zielmärkte.

Daten zeigen indes: Die Entscheidung gegen die dynamischsten Aktien am Markt ist selbst mit einem Risiko verbunden: Dem Risiko eines Renditeverlusts. Die Bedeutung der MAG-7 für die Berichtssaison des S&P 500 war im dritten Quartal signifikant und könnte Analystenschätzungen zufolge in den kommenden Quartalen noch zunehmen.

Roemheld hat im Gespräch mit der "Börsen-Zeitung" vor einer Übertreibung bei KI-Aktien gewarnt. Zwar sei die Situation nicht mit der zur Jahrtausendwende vergleichbar, als viele Unternehmen ohne Einkünfte hoch bewertet waren. "Die führenden Unternehmen in den USA haben monopolartige Businessmodelle, die ihnen extreme Cashflows und auch enorme Gewinnwachstumsraten in den letzten Jahren beschert haben."

Ein Problem im Sektor könnte einen Dominoeffekt auslösen

Es gebe jedoch Warnzeichen. "Also, wenn Nvidia 100 Mrd. Dollar in OpenAI investiert und dann umgekehrt OpenAI Equipment kauft, zum Teil auch bei Nvidia. Diese gegenseitigen Investitionen, diese gegenseitigen Abhängigkeiten, die machen mir ein wenig Sorgen", so Roemheld. So würden bei NVIDIA 50 % des Umsatzes von einer Handvoll Unternehmen generiert. Trete ein Problem im Sektor auf, sei der Dominoeffekt sofort da. Und bis ein Problem sichtbar werde, sei es nur eine Frage der Zeit.

Roemheld will nicht von einer Blase sprechen, sieht die Euphorie aber "schon in einem Stadium, das gefährlich erscheint" und will im KI-Sektor "nicht mehr so stark exponiert sein." Er warnt vor der hohen Konzentration des Sektors in vielen Portfolios. Fast 75 % der Aktien im MSCI World seien US-Aktien und mehr als ein Drittel KI bzw. Big Tech. "Diese Konzentration ist allein aus Risikoüberlegungen eines smarten Anlegers heraus extrem hoch und jede Lehre von Diversifikation muss einen mahnen, diese Gewichtungen im Portfolio anders aufzuteilen."

Roemheld nennt auch Alternativen, die er anstelle von Technologie und KI ins Visier nimmt. Dazu gehören Aktien von Unternehmen mit dauerhaft stabilen und bereits etablierten Geschäftsmodellen, Dividendentitel, das Thema Sicherheit und Verteidigung (im engeren militärischen als auch im weiteren Sinne in den Bereichen Cyber, Internet und Kommunikation), Infrastruktur und Rohstoffe.

China, Korea und Japan seien zudem interessante Märkte. China sei auch im Hinblick auf Tech und KI interessant, in Hongkong habe der Markt bereits ein "leises Aufflackern" gezeigt. "Über Deepseek und andere Faktoren kam wieder sehr viel Fantasie in chinesische Aktien und das wurde besonders über den Hang-Seng-Index gespielt. Aber wir sehen inzwischen auch ein paar Nachholeffekte im chinesischen Markt, also dem CSI 300."

Gelinge Peking der Abschluss eines Handelsdeals mit den USA und eine Stabilisierung des Immobiliensektors und des privaten Konsums, werde der chinesische Markt wieder durch mehr Nachfrage gekennzeichnet sein. "Und das sollte auch für internationale Kapitalflüsse sorgen." In Korea gebe es Potenzial aufgrund von Restrukturierungen, in Japan aufgrund sich abzeichnender Reformen und der zurückliegenden drei verlorenen Dekaden.

FactSet Daten zeigen, dass diese Unternehmen das Gewinnwachstum im S&P 500 signifikant beschleunigt haben. Demnach dürften die sieben Unternehmen für das dritte Quartal ein Gewinnwachstum von 14,9 % gegenüber dem Vorjahr melden. Insgesamt beträgt die gemischte Gewinnwachstumsrate für den S&P 500 im 3. Quartal 2025 8,5 %. Ohne die MAG-7 hätte der Wert 6,7 % betragen.

In Zukunft könnte die Divergenz zwischen dem Gewinnwachstum zwischen "MAG-7 und dem Rest" wachsen. Analysten erwarten für das vierte Quartal 2025 bis zum dritten Quartal 2026 für diese sieben Unternehmen Gewinnwachstumsraten von 14,9 %, 14,9 %, 17,5 % bzw. 19,7 %. Für die anderen 493 Unternehmen im S&P 500 erwarten Analysten im Durchschnitt Gewinnwachstumsraten von 5,0 %, 11,0 %, 11,4 % bzw. 14,6 %.

Wer - wie es bereits bei vielen Standard-ETFs der Fall ist - im US-Technologie- und KI-Sektor hoch exponiert ist, sollte eine bewusste Entscheidung treffen: Entweder auf eine Fortsetzung der Rallye wetten und das Risiko eines größeren Kursverlusts in Kauf nehmen oder breiter und in mehr Länder und Sektoren diversifizieren.