
Abkehr vom US-Dollar: Pakistan bezahlt russisches Öl in chinesischer Währung
Pakistan bezahlt russische Öllieferungen in Renminbi und will den Tauschhandel mit Russland, Afghanistan und dem Iran einführen. Die Front gegen den US-Dollar als Leitwährung erweitert sich damit um einen langjährigen westlichen Verbündeten.
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Der pakistanische Erdölminister Musadik Malik teilte am Montag mit, dass das Land einen auf Regierungsebene vereinbarten Import vergünstigten russischen Öls in chinesischer Währung bezahlt habe. Damit wendet sich Pakistan ein Stück weit von der Dollar-Dominanz ab.
Der Schritt ist aus der Not geboren: Das südostasiatische Land kämpft mit einer Wirtschaftskrise und Zahlungsproblemen, ein Zahlungsausfall der Auslandsschulden ist nicht ausgeschlossen. Die Devisenreserven der Zentralbank nähern sich der Nulllinie. Vergünstigtes Öl ist deshalb eine willkommene Möglichkeit zur Milderung der Krise.
Anfang des Jahres hatten Pakistan und Russland Öllieferungen vereinbart. Die Vereinbarung umfasst demnach die Lieferung von 100.000 t leichteren Öls. 45.000 t davon sind nun im Hafen von Karachi angekommen. Der Rest befindet sich auf dem Weg.
Pakistan in schwerer Wirtschafts- und Zahlungskrise
Wie hoch der Rabatt gegenüber dem Weltmarktpreis ausfällt, ist nicht bekannt. Minister Malik sagte jedoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters, die Zahlung sei in RMB erfolgt.
Mit dem Government-to-Government (G2G)-Abkommen hat Russland sich einen neuen Absatzmarkt neben China und Indien erschlossen. Aufgrund des Ukrainekrieges ist der Verkauf von Öl in westliche Länder stark eingebrochen. Indien, China und Pakistan erhalten russisches Öl zu einem rabattierten Preis.
In Peking gibt es viel Verständnis für die pakistanischen Bemühungen um günstiges Öl. Das chinesische Außenministerium sieht darin eine "normale Handelskooperation", die "im Rahmen der Souveränität" des Landes liege. Man sei grundsätzlich offen für die Abwicklung des Ölhandels in RMB. Pakistan ist ein langjähriger westlicher Verbündeter.
Analysten: Verschiebung von Westen nach Osten
Die Pläne in Islamabad reichen jedoch offenbar deutlich weiter. So hatte die pakistanische Regierung zu Beginn des Monats einen Prozess erläutert, mit dem der Tauschhandel mit Russland, Afghanistan und dem Iran eingeführt werden soll. Der Tauschhandel würde dem Land den Handel mit Rohstoffen ohne US-Dollar ermöglichen. Analysten sehen in diesen Bestrebungen eine Verschiebung von Westen in Richtung Osten.
Wie der Minister weiter erläuterte, wird Pakistans Refinery Limited (PRL) das durch Russland abgelieferte Rohöl raffinieren. Zuvor sei durch Tests sichergestellt worden, dass das russische Rohöl für die Raffinerie und Vermarktung vor Ort geeignet sei. Der Minister verwies auf die Verarbeitung von Erdölprodukten aus dem Nahen Osten durch Pakistan in der Vergangenheit und sieht die lokalen Raffinerien gut für die Aufgaben gerüstet.
Ein Drittel der Ölimporte künftig aus Russland
Malik betonte, es seien "Iterationen verschiedener Produktmischungen durchgeführt" worden. Man sei sich sehr sicher, dass das Vorhaben kommerziell rentabel sein werde. Das russische Öl werde mit etwa 60-70 % arabischem Leichtöl gemischt. Wie viel billiger das Öl am Ende für die Verbraucher an der Tankstelle ist, teilte das Ministerium noch nicht mit. Malik betonte jedoch: "Es wird sicherlich einen Unterschied machen."
Für das wirtschaftlich angeschlagene Pakistan ist der Rohstoffhandel die wichtigste Stellschraube. Der Großteil der Zahlungen an das Ausland entfällt auf Energieimporte. 2022 importierte das Land rund 154.000 Barrel täglich. Laut Ministerium soll künftig ein Drittel der gesamten Importe auf russisches Rohöl entfallen. Bislang bezieht das Land Öl vorwiegend aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).
Abkehr vom USD nimmt langsam Fahrt auf
Noch ist der US-Dollar die globale Leitwährung. Doch mehr und mehr Länder versuchen, sich vom Greenback abzuwenden. Langfristig will China seinen Yuan als Leitwährung etablieren. Sogar der französische Präsident Macron hatte bei seinem Besuch in Peking eine Abkehr vom Dollar in den Raum gestellt.
Die BRICS Staaten gründeten schon 2014 eine eigene Entwicklungsbank, die ebenfalls eine Abkehr vom US-Dollar anstrebt. So soll die Entwicklungsbank einen wachsenden Teil ihrer Kredite nicht mehr in Dollar, sondern in den Währungen der BCRIC Mitgliedsländer vergeben.
Noch aber bleibt der US-Dollar das Maß aller Dinge. Dennis Austinat, Deutschland-Chef der internationalen Multi-Asset-Plattform Trive, sagte im April gegenüber der Zeitschrift "Capital", dass im vierten Quartal des vergangenen Jahres 58 % der weltweiten Devisenreserven auf den Greenback entfielen. Ende der 1990er waren es rund 70 %.