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Zollstreit erhöht UnsicherheitenIm S&P 500 steigen die Aktienrückkäufe, während die Gewinnprognosen sinken

Die starke Gewinnentwicklung im ersten Quartal und durch die Zollpolitik behinderte Investitionen haben zu Aktienrückkaufankündigungen auf Rekordniveau geführt. Gleichzeitig senkten Analysten ihre Prognosen für das zweite Quartal ungewöhnlich stark.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / dpa / Silas Stein

Die im S&P 500 gelisteten Unternehmen gaben letzte Woche Aktienrückkauf-Planungen für die kommenden Monate im Wert von 192 Mrd. USD bekannt. Zahlen der Deutschen Bank zufolge markiert dies den höchsten wöchentlichen Wert seit 1995. Die Summe der in den letzten drei Monaten angekündigten Aktienrückkäufe beläuft sich damit dem Institut zufolge auf 518 Mrd. USD – der höchste jemals innerhalb eines Dreimonatszeitraums gemessene Wert.

S&P 500 Aktienrückkäufe auf Rekordniveau

Aktienrückkäufe erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Laut S&P Global erreichten die Rückkäufe von S&P-500-Unternehmen im vergangenen Jahr einen Jahresrekord von 942,5 Mrd. USD.

Ein ehemaliger Co-Leiter der Abteilung für Aktienkapitalmärkte einer großen US-Investmentbank äußerte gegenüber der "Financial Times" die Vermutung, dass die Entwicklung auf Unsicherheiten im Zusammenhang mit den US-Einfuhrzöllen zurückzuführen ist. Steigende Rückkäufe seien ein Spiegelbild der Tatsache, dass die globale Zollunsicherheit die Planung betrieblicher Investitionen behindere. "Wenn der Aktienkurs gefallen ist, hat das Management die Möglichkeit, Geld für Aktienrückkäufe auszugeben und den Gewinn pro Aktie zu steigern."

Tatsächlich erscheint diese Option aus Sicht des Managements vor allem interessant, wenn zum einen genügend Liquidität zur Verfügung steht und zum anderen die eigene Aktie nicht allzu hoch bewertet ist. Rückkäufe steigern die Rentabilität auf Basis des Gewinns pro Aktie, indem sie die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien verringern.

S&P 500 holt mit Rallye viele Verluste wieder auf

Vor diesem Hintergrund erscheint eine Abschwächung der Rückkaufpläne allerdings noch möglich: Viele Ankündigungen dürften auf einem deutlich niedrigerem Kursniveau erfolgt sein, das sich mittlerweile wieder relativiert hat. Der S&P 500 verzeichnete bis Freitag seine beste tägliche Gewinnserie seit 20 Jahren, was auch auf die Vielzahl der angekündigten Rückkäufe zurückgeführt wird.

Die Liste der prominenten Rückkäufer ist lang. Apple (ISIN: US0378331005, WKN: 865985) kündigte 100 Mrd. USD an, Alphabet (ISIN: US02079K1079, WKN: A14Y6H) 70 Mrd. USD, Wells Fargo (ISIN: US9497461015, WKN: 857949) 40 Mrd. USD und Visa (ISIN: US92826C8394, WKN: A0NC7B) 30 Mrd. USD. Die Gewinne der S&P 500 Unternehmen sind im ersten Quartal stärker ausgefallen als erwartet. Laut JPMorgan (ISIN: US46625H1005, WKN: 850628) lagen die Gewinne bislang um 7,8 % über den Erwartungen.

Doch das muss nicht so bleiben: Im zweiten Quartal könnten die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Handelsstreitigkeiten sich in den Ergebnissen niederschlagen. Im April senkten Analysten die Gewinnschätzungen für das zweite Quartal laut FactSet überdurchschnittlich stark.

Gewinnerwartungen für das zweite Quartal deutlich reduziert

"Die Bottom-up-Schätzung für das zweite Quartal (…) sank vom 31. März bis zum 30. April um 2,4 % von 65,55 USD auf 63,96 USD", heißt es bei dem Dienst. Die Bottom-Up-Schätzung stellt die Median-Schätzungen aller im Index enthaltenen Unternehmen für das zweite Quartal dar.

Was auf den ersten Blick nicht allzu dramatisch klingt, wirkt in der Rückschau beachtlich. In den letzten 20 Quartalen betrug der durchschnittliche Rückgang der Bottom-up-EPS-Schätzung im ersten Monat eines Quartals 1,8 %. In den letzten 40 und 60 Quartalen waren es 1,6 %, in den letzten 80 Quartalen 1,9 %.

Außerdem haben Analysten in den vergangenen Monaten ihre Schätzungen für das Gesamtjahr 2025 reduziert. Vom 31. Dezember bis zum 30. April sank die Bottom-up-EPS-Schätzung für das Kalenderjahr 2025 um 3,1 % von 274,12 USD auf 265,68 USD, was ebenfalls deutlich über der durchschnittlichen Senkung im langfristigen Durchschnitt liegt (aber dem 5-jährigen Durchschnitt entspricht).