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Nach Einstieg von RevolutWird Wero zu einer europäischen PayPal Alternative?

Die europäische Bezahl-App Wero kommt in Deutschland langsamer in die Gänge als in Belgien und Frankreich. Dass nun Kunden des FinTechs Revolut den Dienst bald nutzen können, ist ein positives Signal im Hinblick auf den noch zu erreichenden Netzwerkeffekt.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / Sipa USA / SOPA Images

Wenn es nach Tanja Müller-Ziegler, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) geht, ist die Sache klar: Europa braucht eigene Zahlungslösungen und muss in diesem Punkt deutlich unabhängiger von den USA werden.

Müller-Ziegler betont auf dem Retail Banking Day der Börsen-Zeitung die mit dem gegenwärtigen Status Quo verbundenen Risiken: "Wenn Zahlungsdienste ausfallen, kommt die Realwirtschaft zum Stillstand. Werden Zahlungsströme kontrolliert, entstehen Abhängigkeiten – wirtschaftlich, politisch und geopolitisch."

Die Girocard endet an der deutschen Grenze

Tatsächlich werden insbesondere grenzüberschreitende Zahlungen in Europa durch US-Konzerne dominiert – allen voran PayPal, VISA und MasterCard. Laut Bundesbank wickeln internationale Kartensysteme zwei Drittel aller Zahlungen in der Eurozone ab. Müller-Ziegler verweist auf nationale Lösungen wie die Girocard, die jedoch an den Landesgrenzen endeten. "Es ist nicht hinnehmbar, dass jemand seine Girocard an einer Tankstelle in Brüssel nicht nutzen kann, während US-Karten überall problemlos funktionieren."

Sie fordert unter anderem, die European Payments Initiative (EPI) mit ihrem Bezahlverfahren Wero zu unterstützen und perspektivisch zu einer Alternative zu PayPal und Co. auszubauen. An Wero beteiligen sich auch die Genossenschaftsbanken. Wero? Die meisten Verbraucher dürften davon bislang wenig gehört haben.

Wero ist ein europäisches mobiles Bezahlsystem der EPI. Die EPI ist ein Zusammenschluss europäischer Zahlungsdienstleister und Banken aus sieben Ländern. Zu den Anteilseignern gehören u.a. die Deutsche Bank, die Sparkassen-Finanzgruppe, die DZ-Bank (für den Geno-Sektor), die spanischen Banken BBVA und Banco Santander, die ING, die französischen Banken Credit Agricole, Credit Mutuel und Societe Generale und die italienische Unicredit.

Wero stößt Echtzeitüberweisungen an

Wero ist ein mobiles, girokontobasiertes Bezahlsystem, das schnelle, sichere und einfache Geldtransfers von einem Konto zum anderen ermöglicht. "Schnell" bedeutet konkret, das Zahlungsaufträge in der App eine SEPA Echtzeitüberweisung auslösen, die innerhalb von zehn Sekunden ausgeführt und auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben wird.

In der App können Bankkonten einer Wallet hinzugefügt werden. Wer Geld an eine Person senden möchte, benötigt nicht die IBAN des Empfängerkontos, sondern lediglich die E-Mail-Adresse oder Handynummer des Empfängers. Nach der Auswahl des Kontakts muss lediglich der Überweisungsbetrag angegeben, optional eine Nachricht hinzugefügt und die Zahlung mit einem Klick auf den Weg gebracht werden. Sekunden später geht das Geld auf dem Empfängerkonto ein.

Die erste große Hürde, die Wero zu nehmen hat, ist der Netzwerkeffekt. "Aktuell funktioniert das [Bezahlen] mit allen Kontakten in Deutschland, Frankreich und Belgien, die Wero bereits aktiviert haben und denen du vertraust", heißt es bei Wero selbst.

FinTech Revolut macht mit

Mit anderen Worten: Möglicherweise findet sich in den eigenen Kontakten kein einziger potenzieller Empfänger eine Wero-Zahlung. Voraussetzung für die Aktivierung von Wero ist zudem ein Girokonto bei einer Bank, die an dem Zahlungsdienst teilnimmt. Perspektivisch sollen Zahlungen zudem in mehr Ländern möglich sein.

Sparkassen, Volksbanken und Postbank zählen ein halbes Jahr nach dem Start der App 1,4 Millionen Kundinnen und Kunden, die mitmachen. Die EPI hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl bis zum Jahresende zu verdoppeln. In Frankreich und Belgien sind die Wero-Nutzerzahlen deutlich höher Rund 40 Millionen Bürger beider Länder nutzen die App.

Für weiteres Wachstum spricht, dass Wero das FinTech Revolut gewinnen konnte - vorerst noch nicht als Anteilseigner bei der EPI, dafür aber als Scheme-Member: Kunden von Revolut können Wero in Kürze nutzen.