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KI-ChipherstellerEin "chinesisches NVIDIA" hebt an der Börse gerade ab, ein anderes steht kurz vorm IPO

China macht bei der KI-Aufholjagd ernst und erweitert die Chip-Kapazitäten schnell. Davon könnten auch kleine Chiphersteller im Reich der Mitte profitieren. Die Aktie eines Kandidaten hat bereits stark zugelegt, ein anderer Produzent strebt ein IPO in Hongkong an.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / dpa / Jhphoto / HPIC

China ist bekannt für seine Fähigkeit, technologisch aufzuholen - unter anderem die deutschen Autobauer können das sprichwörtliche Lied darüber singen. Nun bläst Peking auch bei KI-Chips zum Angriff.

China will Chip-Produktion 2026 verdreifachen

Chinas Chiphersteller wollen die Gesamtproduktion an KI-Prozessoren im nächsten Jahr verdreifachen. Eine Fabrik zur Produktion von Huaweis KI-Prozessoren soll bereits Ende dieses Jahres die Produktion aufnehmen, zwei weitere sollen im nächsten Jahr in Betrieb gehen, berichtete FT am Mittwoch. Die neuesten Chips von Huawei sollen demnach Anforderungen eines Standards erfüllen, den das chinesische KI-Startup DeepSeek entwickelt hat.

Die Gesamtkapazität der drei neuen Werke könnte dem Bericht zufolge die derzeitige Gesamtproduktion ähnlicher Produktionslinien bei der Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) - Chinas führender Fabrik - übersteigen.

Besonders interessant für Anleger: SMIC plant offenbar bereits für das kommende Jahr eine Verdopplung seiner Kapazitäten für die Herstellung von 7-Nanometer-Chips - dem modernsten in China in Massenproduktion hergestellten Chiptyp. "Infolgedessen können kleinere chinesische Chipdesigner wie Cambricon (ISIN: CNE1000041R8, WKN: A3CVYH), MetaX und Biren deutlich größere Anteile der Kapazitäten von SMIC erhalten", heißt es bei FT weiter.

Cambricon: Umsatz +4.000 % im ersten Halbjahr

Cambricon gilt als potenzielle inländische Alternative zum KI-Riesen Nvidia (ISIN: US67066G1040, WKN: 918422) - und meldete für das erste Halbjahr einen Umsatzanstieg von über 4.000 %. Der Shift auf dem chinesischen Markt hin zu inländischen Chips ist also bereits in vollem Gange. Cambricon stellt KI-Chips für Server, Rechenzentren und andere Anwendungen her.

Cambricon Technologies ist ein börsennotiertes, aber staatseigenes Unternehmen und geht auf ein 2008 in der Chinesischen Akademie der Wissenschaften gestartetes Projekt zur Entwicklung eines auf DeepLearnings spezialisierten Chips zurück. 2016 folgte die Ausgliederung als eigenständiges Unternehmen, das 2018 mit 2,5 Mrd. USD bewertet wurde. Zu den frühen Investoren gehörten unter anderem Alibaba und Lenovo. 2020 folgte der Börsengang.

Ende 2022 wurde Cambricon von den USA auf die Sanktionsliste gesetzt, wodurch das Unternehmen Schwierigkeiten mit dem Zugang zu fortschrittlichen Fertigungsverfahren bekam. Es folgten Umsatzeinbrüche, Entlassungen und Verluste.

Danach aber ging es wieder bergauf: Der Aktienkurs legte im Jahr 2024 um 500 % zu, da die chinesische Regierung die Abhängigkeit von ausländischen Chips beenden will und fortan Druck auf Unternehmen ausübte, bei inländischen Anbietern zu kaufen. Seit Jahresbeginn liegt die Aktie um mehr als 110 % im Plus. Allein in den letzten drei Wochen hat sich der Kurs fast verdoppelt.

Im ersten Halbjahr erzielte Cambricon einen Umsatz von 2,88 Milliarden chinesischen Yuan (ca. 402,6 Mio. USD). Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn zeigte eine deutliche Trendwende und erreichte 1,04 Milliarden Yuan mit einem Verlust von 533 Millionen Yuan im Vorjahr.

"Zunehmende Dynamik in Chinas heimischer KI-Chip-Industrie"

"Auch wenn die Zahlen im Vergleich zu Nvidias Umsatz von 44,06 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal kleiner ausfallen, verdeutlichen die Ergebnisse von Cambricon eine zunehmende Dynamik in Chinas heimischer KI-Chip-Industrie angesichts der US-Beschränkungen für den chinesischen KI-Sektor", schrieb Tiyashi Datta von SeekingAlpha am Mittwoch in einer Notiz.

Mit Biren Technology steht ein weiterer chinesischer KI-Chipproduzent an der Schwelle zum IPO. Das Unternehmen beschaffte sich im Juni 1,5 Mrd. Yuan bei Investoren - Reuters-Quellen zufolge ein staatlich geförderter Fonds aus der Provinz Guangdong und ein weiterer aus der Regierung von Shanghai - und will noch im dritten Quartal das Parkett in Hongkong betreten. Biren operiert allerdings noch defizitär und erzielte 2024 nur 400 Mio. Yuan Umsatz.

Weitere aussichtsreiche Akteure im Rennen um den Gewinn von Anteilen auf dem chinesischen Markt für KI-Chips sind Huawei und die von Tencent (ISIN: KYG875721634, WKN: A1138D) unterstützten Unternehmen Enflame und MetaX.