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KI-Boom befeuert MetallwendeDie USA investieren massiv in den Abbau kritischer Metalle

Die geopolitische Rivalität mit China zwingt die USA zu einem massiven Strategiewechsel. Der Kampf um künstliche Intelligenz wird im Erzberg entschieden: Die USA reagieren auf Chinas Dominanz bei kritischen Metallen mit einer milliardenschweren Mining-Offensive.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: Jason Winter / 123RF

Die globale Machtbalance in der Technologie hängt zunehmend von einem unscheinbaren Fundament ab: den Metallen, die Computerchips, Batterien und Windturbinen erst möglich machen. Während China den Weltmarkt für kritische Rohstoffe seit Jahren dominiert, vollzieht die US-Regierung nun eine historische Kehrtwende - und macht Bergbau wieder zur nationalen Priorität.

Amerikas verspätete Antwort auf Chinas Rohstoffstrategie

China kontrolliert laut Schätzungen rund 92 % der weltweiten Produktion von Magnet-Seltenerdmetallen, 77 % der Kobaltverarbeitung, 65 % der Lithiumaufbereitung und 44 % der Kupferraffination. Diese Metalle sind essenziell für Elektromotoren, Batterien und Rüstungstechnologien. Über die "Belt and Road Initiative" hat Peking zudem Minen in Afrika, Südamerika und Asien unter seine Kontrolle gebracht - oft mit der Bedingung, dass in China verarbeitete Metalle nicht exportiert werden dürfen. Damit entsteht ein einseitiger Materialfluss nach Osten.

Die USA hingegen hatten ihren Bergbausektor seit über 15 Jahren vernachlässigt. Kapital wurde in Technologie, Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen gelenkt, während strengere Umwelt- und ESG-Vorgaben viele Projekte bremsten. Diese Phase der "Kapitalaustrocknung" hat die heimische Rohstoffbasis stark geschwächt.

KI-Wettlauf zwingt zu neuer Rohstoffpolitik

Der geopolitische und technologische Wettbewerb um Künstliche Intelligenz verändert das Denken in Washington. Ohne stabile Lieferketten für kritische Metalle können Halbleiterproduktion, Elektromobilität und militärische Hightech-Projekte kaum abgesichert werden. Das Weiße Haus plant daher neue Förderprogramme, vereinfachte Genehmigungsverfahren und umfangreiche Investitionen in Exploration und Verarbeitung. Analysten erwarten eine "CAPEX-Superzyklus", also eine Investitionswelle, die sich über Jahre erstrecken könnte.

Ein Regierungsberater, zitiert von Metals & Miners Research, fasst es so zusammen: "Der Zugang zu Rohstoffen ist keine Frage des Marktes mehr, sondern der nationalen Sicherheit."

Neuer Zyklus für Minen und Investoren

Für die US-Bergbauindustrie eröffnet sich damit eine historische Chance. Unternehmen mit Projekten für Lithium, Nickel, Kobalt und Seltene Erden könnten von Subventionen, Kreditgarantien und staatlicher Nachfrage profitieren. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, Umweltstandards mit wirtschaftlicher Geschwindigkeit zu vereinbaren - ein Balanceakt, der über den Erfolg des "Mining Awakening" entscheiden wird.

Während China seine Dominanz ausbaut, positionieren sich auch Kanada, Australien und die EU als Partner der US-Strategie, um kritische Rohstoffketten zu diversifizieren. Sollte die Politik ihre Pläne konsequent umsetzen, könnte daraus der stärkste Metall-Boom seit Jahrzehnten entstehen.

Der Wettlauf um Metalle ist damit längst mehr als ein Marktphänomen - er ist Ausdruck eines neuen Rohstoffnationalismus. Die USA wollen die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten verringern und gleichzeitig ihre industrielle Basis neu aufbauen. Ob daraus ein nachhaltiger Bergbauboom wächst, hängt davon ab, ob Kapital, Technologie und gesellschaftliche Akzeptanz dauerhaft zusammenfinden. Sicher ist: Der nächste Technologiesprung beginnt nicht im Labor, sondern im Boden.