
Investor Woche: USA Rating & Haushaltsstreit dominieren Märkte, Deutschland in der Flaute, Magnificent 7, Porsche, Volkswagen, Stellantis
Angesichts von Ratingverlust und der mit Trumps Steuerpaket anstehenden weiteren fiskalischen Lockerung wachsen die Sorgen um die US-Schuldentragfähigkeit. Deutschlands Konjunktur lief zum Jahresauftakt besser als gedacht: Ein Hoffnungsschimmer? Deutsche Autobauer sind weiterhin niedrig bewertet.
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Top Meldungen
Marktentwicklung
Die Märkte entwickelten sich in dieser Woche recht unterschiedlich: Ein Zeichen dafür, dass der ganz große Panik- und Wiederaufholmodus erstmal vorüber ist. Der DAX gewann bis Freitagvormittag mehr als 400 Punkte hinzu und notiert jenseits der 24.000 Punkte, während der S&P 500 leicht nachgab und der NASDAQ-100 weitgehend unverändert notierte. Die 10-jährigen US-Anleiherenditen stiegen im Wochenverlauf zeitweise deutlich über 4,5 %, Gold konnte wieder zulegen und kostete rund 3.300 USD. Der USD gab im Wochenverlauf zum Euro leicht nach.
USA: Unruhe wegen Ratingverlust und Trumps Steuerpaket
Die US-Staatsverschuldung gerät in den Blickpunkt der Märkte, nachdem die Ratingagentur Moody's dem Land die höchste Bonitätsnote entzogen hatte. Auch, wenn S&P und Fitch bereits vor geraumer Zeit dasselbe Urteil gefällt und obwohl der Ausblick stabil ist, wachsen die Sorgen um die Schuldentragfähigkeit der größten Volkswirtschaft der Welt.
Am Mittwoch griff die seit Wochen zu beobachtende Unruhe am US-Bondmarkt auch auf den Aktienmarkt über. Anlass war eine äußerst schwache Auktion 20-jähriger Anleihen mit einem kräftigen Tail von 1,2 Basispunkten und einem schwachen Bid-to-Cover-Verhältnis. Die Aktienmärkte gaben deutlich nach, die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen erreichte den höchsten Stand seit 2023.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt das durch US-Präsident Trump auf den Weg gebrachte Steuerpaket. Ein Billionen-Dollar-Gesetz mit Steuersenkungen und Ausgabenkürzungen wurde am Donnerstag knapp durch das Repräsentantenhaus verabschiedet und liegt nun dem Senat vor.
Der über 1.000 Seiten umfassende Gesetzentwurf erhöht die Haushaltsdefizite bis 2034 um weitere 2,7 Billionen USD. Der Ball liegt nun im Feld von Senatsführer John Thune, der innerhalb seiner knappen Mehrheit genügend Unterstützung gewinnen muss. Diese muss er ohne Änderungen erreichen, die die fragile Einigung im Repräsentantenhaus gefährden könnten.
Die Republikaner im Senat sind in Bezug auf den Gesetzesentwurf gespalten und streben weitere Ausgabenkürzungen oder größere Steuererleichterungen an.
Deutschlands Wirtschaft in der Dauerflaute
Deutschlands Wirtschaft findet den Weg aus der Rezession nicht. Das Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsweisen geht von 0,0 % Wachstum im laufenden Jahr aus. Im November 2024 waren die Wirtschaftsweisen noch von 0,4 Prozent Wachstum ausgegangen. Deutschland befinde sich weiterhin "in einer ausgeprägten Schwächephase", heißt es in dem Bericht. Und der Zoll-Hammer ist noch gar nicht abgearbeitet: "Die deutschen Exporte dürften mit den sprunghaft und unberechenbar steigenden Zöllen noch weiter zurückgehen."
Auch in Brüssel herrscht bzgl. der Konjunktur in Deutschland Alarmstimmung: Zwei Tage vor den Wirtschaftsweisen senkte die EU-Kommission ihre Wachstumsprognose für Deutschland. Die Kommission sagt für das laufende Jahr eine Stagnation voraus, nachdem sie im Herbst noch ein Plus von 0,7 % prognostiziert hatte. Für die EU werden 1,1 % und für die Eurozone 0,90 % erwartet.
Eine gute Nachricht zur Konjunktur folgte jedoch am Freitag: Die deutsche Wirtschaft ist zu Jahresbeginn doppelt so stark gewachsen wie gedacht. Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wuchs das BIP um 0,4 % statt um 0,20 % wie erwartet.
Unter der Lupe
Europas Autobauer: Hohe Dividenden, niedrige Bewertungen
Der europäische Automobilsektor steht seit geraumer vor großen Herausforderungen, die Aktienkurse vieler Autobauer gehören zu den Performance-Schlusslichtern der vergangenen Jahre. Nun muss die Branche auch noch mit den tarifären Unwägbarkeiten aus Washington leben. Der Kursverfall hat auch die Bewertungen in den Keller gedrückt – und zwar so weit, dass manche Value-Investoren längst hellhörig werden.
Beispiel Porsche (ISIN: DE000PAG9113, WKN: PAG911): Das Unternehmen schüttet in diesen Tagen Dividenden aus (Ex-Dividenden-Tag: 22. Mai). 2,31 EUR gibt es wie schon im Vorjahr pro Aktie, was einer Dividendenrendite von knapp 5 % entspricht. 2023 gab es 1,01 EUR. Länger reicht die Dividendenhistorie nicht zurück, der Börsengang erst im September 2022 stattfand. Das zukunftsgerichtete KGV liegt bei 5,33, das KBV bei 0,35.
Beispiel Volkswagen (ISIN: DE0007664039, WKN: 766403): Die Wolfsburger haben für das abgelaufene Geschäftsjahr bereits eine Dividende ausgezahlt. Doch die Bewertung ist auch hier niedrig: Das zukunftsgerichtete KGV liegt bei gut 5,2, das KBV bei 0,30. Gelingt der Aktie nach mehrjährigem Kursverfall eine Stabilisierung, könnten die aktuellen Kurse eine Einstiegsgelegenheit darstellen. Morningstar jedenfalls sieht die Aktie um rund 35 % unterbewertet.
Beispiel Stellantis (ISIN: NL00150001Q9, WKN: A2QL01): Der Autobauer bietet mit einem zukunftsgerichteten KGV von unter 4 und einem KBV unter 0,90 ebenfalls eine niedrige Bewertung. Stellantis-Vorsitzender John Elkann sucht nach einem neuen CEO als Nachfolger für den im Dezember 2025 zurückgetretenen Carlos Tavares.
Nach mehreren Jahren im zweistelligen Bereich sanken die bereinigten Betriebsmargen 2024 von knapp 13 % auf 4 %. Einige gravierende Probleme wie die Lücken zwischen eingestellten und neuen Modellen und die hohen Lagerbestände in Nordamerika könnten im Laufe des Jahres abgearbeitet werden.
Chart der Woche
Magnificent-7 mit Kurs auf neues Allzeithoch?
16,7 Billionen USD: So viel waren die Magnificent 7 am 21. Mai an der Börse wert. Die Kurse von Apple (ISIN: US0378331005, WKN: 865985), Amazon (ISIN: US0231351067, WKN: 906866), Alphabet (ISIN: US02079K1079, WKN: A14Y6H), Meta (ISIN: US30303M1027, WKN: A1JWVX), Microsoft (ISIN: US5949181045, WKN: 870747), NVIDIA (ISIN: US67066G1040, WKN: 918422) und Tesla (ISIN: US88160R1014, WKN: A1CX3T) haben dabei in den letzten Monaten eine kleine Achterbahnfahrt vollzogen.
Gemessen am Roundhill Magnificent 7 ETF (ISIN: US53656G4982, WKN: A3E1JX) lagen die Kurse zu den Tiefpunkten im April rund 30 % unter den Werten beim letzten Hoch kurz vor Weihnachten. Ein Großteil der Verluste wurde jedoch bereits wieder aufgeholt: Bei einer Fortsetzung der Rallye könnten die Kurse 2025 (YTD) bald wieder im Plus liegen.
Die Performance-Story der sieben Konzerne liest sich regelrecht atemberaubend. Die "Glorreichen Sieben" machen im Mai 2025 34,1 % des S&P 500 aus. Das ist fast dreimal so viel wie im Jahr 2015, als ihr Anteil am S&P 500 12,3 % betrug. Der S&P 500 entwickelte sich von Ende 2015 bis 2024 mit einer Gesamtrendite von 178,3 % zur Zufriedenheit der meisten Anleger.
Doch die Mag-7 toppten dies um Längen und erzielten im gleichen Zeitraum eine erstaunliche Gesamtrendite von 697,6 %. In acht der letzten neun Jahre erzielten die Magnificent-7 dabei höhere Renditen als der Index. Am größten war der Vorsprung des Septetts dabei im Jahr 2020 (65,8 % gegenüber 18,3 %). Nur im schwachen Börsenjahr 2022 lief es anders: Der S&P verlor 20,4 %, die Mag-7 41,3 %.

Bildquelle: Tradingview
Fun Facts
Wachstum kalkulieren mit der 70er Regel
Diese Regel besagt, dass die Anzahl der Jahre, die eine Variable braucht, um sich zu verdoppeln, ungefähr 70 geteilt durch die jährliche prozentuale Wachstumsrate beträgt. Die Probe aufs Exempel: Bei 10 % jährlichem Wachstum dauert es sieben Jahre bis zur Verdopplung (70 : 10 = 7). Bei 7 % jährlichem Wachstum dauert es zehn Jahre bis zur Verdopplung (70 : 7 = 10).
Der nächste WM-Gastgeber stellt 31 % des weltweiten BIP
Die Fußball-WM 2026 findet in den USA, Kanada und Mexiko statt – in Nordamerika also. Die Region stellt laut IWF-Angaben 31 % des weltweiten (nominalen BIP) – mehr als Europa, Südamerika und Afrika zusammen. Inflationsbereinigt liegt der Anteil bei 18,5 %.