
Investment: Active ETFs sind weiter auf dem Vormarsch
Active ETFs verzeichnen starke Mittelzuflüsse und viele Neuauflagen. Allerdings gibt es neben Licht auch Schatten: Ein Großteil der Fonds ist zu klein und das Phänomen des "Shy Active" gerät zunehmend in die Kritik.
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Active ETFs bleiben auf der Überholspur. Rund 51 Prozent der fast 4.300 in den USA notierten börsengehandelten Fonds werden von Fondsmanagern verwaltet, wie aus Daten von Bloomberg Intelligence hervorgeht.
Anteil der Active ETFs hat sich seit 2020 verdoppelt
Damit übertrifft das Segment erstmals – zumindest gemessen an der Anzahl der Produkte – klassische ETFs, die einen Index abbilden. Der Anteil der Active ETFs hat sich damit in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. 2020 lag dieser Anteil noch bei 23 %. Gemessen am verwalteten Vermögen (Asset Under Management, AUM) liegen Active ETFs jedoch mit einem Anteil von rund 10 % weit hinter klassischen ETFs.
Das Wachstum geht weiter: Im ersten Halbjahr erreichten die Nettomittelzuflüsse 183 Mrd. USD. Insgesamt flossen US-ETFs im selben Zeitraum 566,4 Mrd. USD zu. Die größten Zuflüsse verzeichneten der JPMorgan Nasdaq Equity Premium Income Active ETF (ISIN: IE000U9J8HX9, WKN: A40FFF) mit 7,8 Mrd. USD, der Janus Henderson AAA CLO ETF (ISIN: US47103U8457, WKN: A3DVVM) und der iShares U.S. Thematic Rotation Active ETF (ISIN: US09290C8064, WKN: A3DNLN).
Bloomberg Intelligence-Analyst Athanasios Psarofagis sieht den Trend auch in einem Strategiewechsel bei den Emittenten begründet. Diese würden "zunehmend erkennen, dass der direkte Wettbewerb mit den kostengünstigen Beta-Giganten ein aussichtsloses Unterfangen ist."
Allerdings geht der Boom in weiten Teilen auf Einzelaktien- und Derivate-ETFs zurück und nur primär auf Fonds, die den Aktien- oder Anleihemarkt abbilden. Daten von Morningstar zufolge erzielten Derivate Income Active ETFs mit knapp 30 Mrd. USD die höchsten Zuflüsse. Es folgen die Kategorien Large Blend (32,7 Mrd. USD), Ultrashort Bond (22,7 Mrd. USD) und Large Value (12,8 Mrd. USD).
Fünf Emittenten kassieren die Hälfte der Mittelzuflüsse
Unter den Emittenten konnte JPMorgan mit 25,5 Mrd. USD die höchsten Zuflüsse verzeichnen. Es folgen Dimensional mit 21,1 Mrd. USD, Capital Group (die Muttergesellschaft von American Funds) mit 18,3 Mrd. USD, iShares mit 16,2 Mrd. USD und American Century (Avantis) mit 11,5 Mrd. USD. Auf diese Unternehmen entfiel damit mehr als die Hälfte der Mittelzuflüsse des ersten Halbjahres.
Nicht jeder Active ETF ist jedoch ein Erfolgsmodell. Allein im ersten Halbjahr wurden mehr als 40 Fonds liquidiert oder fusioniert. Morningstar zufolge erreicht nur die Hälfte der Active ETFs ein AUM von 100 Mio. USD – darunter arbeiten Fonds häufig nicht kostendeckend. Dennoch ist die Zahl der Produkte am Markt gewachsen, da im ersten Halbjahr 295 neue Fonds aufgelegt wurden.
Es gibt allerdings auch Kritik – vor allem am Aufkommen sogenannter "Shy Active" ETFs. Eine Umfrage der Verwaltungsgesellschaft Carne Group brachte vor einem Monat Kritik von Vermögensverwaltern ans Licht.
"Shy Active" gerät ins Visier von Vermögensverwaltern
88 % der Vermögensverwalter und institutionellen Anleger werfen den Produkten vor, ihrem Label "aktiv" nicht gerecht zu werden. Nur wenige aktive ETFs funktionieren wie traditionelle Stockpicking-Fonds. Viele nehmen lediglich kleine Anpassungen an ihren Benchmarks vor - und imitieren dementsprechend im Wesentlichen deren Entwicklung, was typisch für ein passives Investment ist.
Active ETFs gibt es bereits seit Jahrzehnten. Ihren Durchbruch erlebten sie jedoch infolge einer regulatorischen Änderung 2019. Die SEC-Regel 6c-11, allgemein als "ETF-Regel" bezeichnet, ermöglicht seitdem individuelle ETF-Körbe.
Es gilt als wahrscheinlich, dass das Active ETF Segment weiter wächst – und sich sogar beschleunigt, falls die SEC den Emittenten die Auflage von ETFs als Anteilsklasse von Investmentfonds erlauben sollte.