
Holzmarkt: Neuer Future an der CME
Auf dem Holzmarkt vollzieht sich auf leisen Sohlen eine kleine Revolution: Die CME hat einen neuen Holz Future gelauncht, der auch als Reaktion auf die immense Volatilität während der Pandemie zu verstehen ist. Der bisherige Kontrakt von 1969 ist Geschichte.
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Am 31. März 2020 notierte der Holz Future an de Chicago Mercantile Exchange (CME) bei 278 USD pro 1000 Board Feet (der in den USA gebräuchlichen Maßeinheit für Holzmengen, die 0,00236 m3 entspricht). Kaum 14 Monate später war der Kurs des Holz Futures auf mehr als 1.600 USD gestiegen – das unverzichtbare Baumaterial hatte seinen Preis verfünffacht. Es folgte in drei Monate währender freier Fall bis knapp über 450 USD, bis eine erneute Rallye den Holzpreis wieder auf mehr als 1250 USD trieb.
Ursächlich für die hohe Volatilität war einerseits eine stark gestiegene Nachfrage. Viele Amerikaner investierten während der Pandemie ins eigene Heim – und konnten dabei von niedrigen Zinsen profitieren. Andererseits kam es zu Lieferengpässen infolge von Unterbrechungen der Lieferketten. Holz wurde deshalb knapp und teuer und in der Folge gehortet, was die Preise weiter nach oben trieb.
Holzmarkt während Corona extrem volatil
Diese Kapriolen haben das Ende des damaligen Holz Futures an der CME eingeleitet. Am Montag war der letzte Handelstag des Terminkontrakts. Die Börse hat auf einen neuen Holz Future umgestellt, weil der bisherige, seit 1969 gehandelte Kontrakt unter dramatischem Liquiditätsschwund litt.
In der vorletzten Handelssitzung wurden gerade einmal 67 Kontrakte gehandelt. Das Wall Street Journal zitiert Greg Kuta von Westline Capital Strategies, der Holzproduzenten- und Nutzer im Hinblick auf Terminhandelsstrategien berät und "keine Trauer" über die Ablösung des alten Holz Futures verspürt. Die Möglichkeit, Transaktionen zu tätigen, ohne dadurch die Preise zu beeinflussen, bestehe heute eher als früher.
Das bestätigt auch Stinson Dean, Präsident von Deacon Lumber, der "kleinere Lücken" zwischen Käufern und Verkäufern ausgemacht haben will. Der Handel sei weniger volatil.
Neuer Holz Future verzeichnet steigendes Volumen
Die neuen Kontrakte werden seit dem vergangenen Sommer gehandelt, Volumen und Open Interest steigen stetig. Soi lag das Handelsvolumen des Juli-Kontrakts am 16. Mai bei 407 Stück.
Allerdings haben sich auch die Kontraktspezifikationen geändert. Der neue Kontrakt lautet auf 27.500 statt 110.000 Bord Feet. Dies entspricht ungefähr der Menge Bauholz, die für den Bau eines Hauses benötigt wird. Notiert wird der Preis pro 1,000 board feet (mbf).
Auch die Bedingungen der physischen Lieferung haben sich verändert. Früher bezogen sich die Holz Futures und damit auch die Preise auf Ware, die ins Landesinnere von British Columbia geliefert werden. Die neuen Kontrakte beziehen sich auf eine Lieferung nach Chicago.
Dadurch hofft die CME auf eine stärkere Nähe zur Kundschaft wie Sägewerke, Bauunternehmen und Holzlager. Chicago liegt viel näher an den großen Immobilienmärkten und ermöglicht deshalb auch im Hinblick auf die individuellen Folgetransportkosten eine bessere Kalkulation. Mehr und dafür kleinere Kontrakte: So will die CME auch Spekulanten anlocken.
Zinswende: Käufer reduzieren Lagerbestände
Dass der neue Future allein den Holzmarkt dauerhaft entspannen kann, ist unwahrscheinlich. Der Markt hat sich aber ohnehin beruhigt: Durch das Ende der Pandemie funktionieren die Lieferketten wieder. Gleichzeitig haben die steigenden Zinsen zu einem Rückgang der Nachfrage geführt. Gehortet wird auch nicht mehr: Käufer sorgen sich eher um die Kosten der Lagerung und nicht um die Verfügbarkeit.