
Geldpolitik: Fed bläst Zinssenkungen ab: Wird der starke Dollar zum Problem?
Die geldpolitische Lockerung in den USA lässt auf sich warten. Der Dollar wertet auf – was für stark im Ausland engagierte US-Unternehmen ebenso zum Problem werden könnte wie für die Rohstoffmärkte.
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Der US-Dollar-Index ist in diesem Jahr bisher um fast 5 % gestiegen und nicht mehr weit von einem 52-Wochen-Hoch. Aufwertungen gab es gegenüber dem Euro, dem japanischen Yen und anderen wichtigen Leitwährungen. Die anhaltend hohen Zinsen in den USA in Kombination mit einer moderat gelockerten Geldpolitik in anderen Währungsräumen könnte dem Greenback weiter Auftrieb verleihen.
Starker Dollar: Problem für US-Unternehmen mit viel Auslandsgeschäft
Dies könnte insbesondere die Gewinne multinationaler Unternehmen drücken. US-Unternehmen, die im Ausland Geschäfte machen, müssen in Fremdwährungen erzielte Umsätze wieder in Dollar umrechnen. Wenn diese Fremdwährungen jedoch schwächer als der US-Dollar sind, kann das Umsatz und Gewinn schmälern.
Megan Horneman, Chief Investment Officer bei Verdence Capital Advisors, etwa äußerte gegenüber "Barrons" die Sorge, dass die Zinsen länger hoch blieben und sich dies nicht in den Gewinnschätzungen für 2024 und 2025 widerspiegele. Sie taxiert den ausländischen Anteil der Umsätze der S&P 500 Unternehmen auf 40 %. Betroffen sind demnach Technologie- Materialunternehmen ebenso wie Konsumgüterhersteller.
Mehrere Unternehmen, darunter Coca-Cola und Mondelez, haben die Entwicklung am Devisenmarkt bereits auf dem Schirm und in ihren jüngsten Telefonkonferenzen warnend erwähnt.
Starker USD verteuert Rohstoffe
Ein starker Dollar kann zudem zum Problem für Rohstoffkäufer werden. Gold, Silber, Öl und Co. werden weltweit in US-Dollar notiert und für den Rest der Welt teurer, wenn der Greenback steigt.
Die US-Notenbank dürfte die Zinsen nicht so schnell senken. Spätestens nach der Pressekonferenz der Währungshüter am Mittwoch scheint die noch zum Jahreswechsel fest eingepreist Zinswende vom Tisch. Damit nicht genug: Erste Analysten spekulieren bereits über die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen. Ursächlich waren eine Reihe enttäuschender Zahlen zum Preis- und Lohndruck. Zwar betonte Fed-Chef Jerome Powell, die Zentralbank wolle sich ihre Optionen offenhalten.
Anleger aber fokussieren sich weniger auf die Aussagen der Notenbanker als auf die Wirtschaftsdaten. Neil Dutta von Renaissance Macro Research brachte die Stimmung unter Analysten und Ökonomen auf den Punkt: "Powell kann sagen, was er will, aber letztendlich werden die Inflationszahlen bestimmen, was passiert".
Am Mittwoch hielt die Fed noch am sogenannten Easing Bias fest: Demnach bleibt es wahrscheinlicher, dass die Zinsen sinken, als dass sie steigen. Letzteres halten manche Beobachter mittlerweile wieder für möglich.
William English, ein ehemaliger leitender Fed-Berater und Professor an der Yale School of Management, skizziert ein mögliches Szenario: Wenn die Inflation auf Dauer nicht sinke, werde es irgendwann richtig sein zu sagen: "Wir wissen nicht, in welche Richtung sich die Zinsen entwickeln werden".
Dem wollte selbst Powell am Mittwoch nicht gänzlich widersprechen. Er halte Zinserhöhungen zwar zunächst nicht für wahrscheinlich. Aber: "Was die Spitzenrate betrifft, denke ich, dass die Daten diese Frage für uns beantworten müssen".
Steigende Zinsen sind nicht unmöglich
Thierry Wizman, globaler Devisen- und Zinsstratege bei Macquarie, hält Zinserhöhungen ebenfalls für nicht unmöglich, sollte die Inflation wieder ansteigen. "Wir schließen auch nicht aus, dass die nächste Änderung eine Zinserhöhung sein könnte, die eine neue Welle breit angelegter US-Dollar-Stärke auslösen würde".
Wizman verweist darauf, dass für die weitere Entwicklung des US-Dollar nicht nur die Inflation in den USA entscheidend sei, sondern auch die Teuerung im Rest der Welt und daraus resultierend die Geldpolitik in Europa, Japan, Kanada usw. Dort allerdings führt der stärkere Dollar zu höheren Importkosten für Energie und andere Rohstoffe, was die Inflation tendenziell antreibt.
Natürlich bringt der starke US-Dollar auch Profiteure hervor: Internationale Unternehmen außerhalb der USA, die viel Umsatz in den USA tätigen, profitieren von Wechselkurseffekten. Toyota etwa hatte bereits Anfang des Jahres berichtet, dass der schwache Yen sich günstig auf die Ergebnisse ausgewirkt habe.