
EZB erhöht Leitzins: Tagesgeld lohnt sich wieder!
Die EZB hat den Leitzins auf 3 % erhöht - und auch die Zinsen im Einlagengeschäft steigen wieder. Mit den Zinsen kehrt auch eine speziell deutsche Anlagestrategie zurück - Das Tagesgeldkonto.
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Tagesgeld: Der ausgestorbene Liebling der Deutschen ist wieder da!
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in dieser Woche den Leitzins erwartungsgemäß auf 3,0 % erhöht. Weitere Zinsschritte werden folgen – die hohe Inflation von zuletzt 8,5 % im Euroraum lässt den Währungshütern keine andere Wahl.
Die Zinswende wirkt sich auch auf die Konditionen für Tagesgeld aus. Tagesgeld? Da war doch was? Tatsächlich: In der Welt vor der Nullzinsen-Ära gehörte Tagesgeld zu den beliebtesten Geldanlagen der Deutschen.
Sicher, täglich verfügbar, unkompliziert und besser verzinst als ein Sparbuch: Die Vorzüge dieser Anlage gelten auch weiterhin. Doch welche Zinsen gibt es derzeit für Tagesgeld?
2,x % sind derzeit ein guter Zins für Tagesgeld – Tendenz steigend
Die Welt hat sich in diesem Punkt erstaunlich wenig geändert: Neue Kunden erhalten sehr häufig höhere Zinsen als Bestandskunden. Bei der Bank11 etwa gibt es für Tagesgeldkonten seit dem 1. Februar 2023 (also noch vor der jüngsten Zinserhöhung der EZB) 2,3 % Zinsen. Dieser Zins gilt für Guthabenanteile bis 250.000 EUR in den ersten sechs Monaten.
Ähnlich viel bietet die IKB. Hier gibt es für Neukunden nun 2,25 % für Guthabenanteile bis 50.000 EUR mit drei Monaten Zinsgarantie. Bei Barclays gibt es 2 % für Guthabenanteile bis 250.000 EUR mit vier Monaten Zinsgarantie. Die Standardzinssätze dieser Institute liegen deutlich niedriger.
2 % gibt es auch bei der VW Bank (sechs Monate für Guthabenanteile bis 50.000 EUR) und der ING (vier Monate lang für bis zu 50.000 EUR).
Ein hoher Zins für Tagesgeld sollte die Marke von 2 % deshalb nach der jüngsten Zinserhöhung der Notenbank deutlich überschreiten. Bis der neue Leitzins in die Preisverzeichnisse der Banken Einzug hält, dauert es erfahrungsgemäß einige Wochen.
Generell zeigen sich die Banken in diesem Zinserhöhungszyklus vergleichsweise zurückhaltend. Vor der Nullzins-Ära gab es durchaus Tagesgeldkonten, deren Zinssatz den Leitzins überstieg. Eine Drei vor dem Komma ist derzeit aber noch nicht in Sicht.
Tagesgeld "Zinshopping": Der Jagdinstinkt erwacht
Mit den Zinsen kehrt auch die unter deutschen Sparern weitverbreitete Lust am strategischen Verschieben von Guthaben zwischen verschiedenen Banken einher: Das Zinshopping erlebt eine Renaissance.
Professionelle Tagesgeld Zinshopper nutzen auch Angebote mit besonderen Bedingungen. Diese gibt es häufig bei Brokern. Das Prinzip: Ein quersubventionierter Zins für das Guthaben auf dem Tagesgeldkonto als Gegenleistung für eine bestimmte Handelsaktivität. So müssen Kunden bei diesen Angeboten dann zum Beispiel eine bestimmte Anzahl Trades durchführen, einen Depotübertrag vornehmen etc.
Vor der Zins-Eiszeit waren DAB Bank und Cortal Consors zwei der großen Akteure in diesem Bereich. Immer wieder konkurrierten die damals in München und Nürnberg ansässigen Broker mit Tagesgeld um Kunden – und müssen sie sich immer wieder wechselseitig abgeworben haben.
Die DAB Bank wurde durch Consors übernommen und Consors zur Consorsbank. Bei letzterer gibt es noch immer Neukundenangebote. Aufgerufen sind 2,1 % Zinsen bis 1 Million EUR für sechs Monate. Wer in den ersten vier Monaten nach der Eröffnung des Tagesgeldkontos entweder einen Sparplan aktiv bespart oder Wertpapiere für mindestens 1000 EUR kauft, verlängert den quersubventionierten Zins um weitere sechs Monate. Es gilt die gesetzliche französische sowie die freiwillige deutsche Einlagensicherung.
Während der Jahre ohne Zinsen sind Wertpapiere in den Fokus vieler Anleger gerückt. Davon haben auch Neobroker profitiert, die mit besonders einfach gehaltenen Plattformen Kunden anziehen. Nun setzen die Anbieter auf das, was deutsche Anleger schon immer am liebsten mochten: Hohe Zinsen für täglich fällige Einlagen.
Bei Trade Republic gibt es derzeit 2 % für Guthaben bis 50.000 EUR. Der Haken: Prinzipiell gilt die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 EUR. Allerdings nutzt Trade Republic ein Treuhandsammelkonto bei Solaris Bank, Deutsche Bank oder und Citibank Europe.
Letztere teilt mit, dass es im Falle Einlagensicherung Sache der irischen Zentralbank sei zu prüfen, welche der Begünstigten für den Schutz infrage kommen. Es bleibt ein rechtliches Restrisiko – nichts für vorsichtige Zinshopper also.
Beim Scalable Broker gibt es seit dem 1. Februar 2023 2,3 % für Guthabenanteile bis 100.000 EUR. Depot- und Verrechnungskonto bei diesem Broker befinden sich bei der Baader Bank (es handelt sich nicht um Treuhandsammelkonten). Der Haken: Die hohen Zinsen für Tagesgeld gibt es nur für Kunden im Tarifmodell Prime+, dass 4,99 EUR pro Monat kostet.