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EnergieversorgungUS-Nuklearindustrie bereitet ihr Comeback vor

Die US-Nuklearindustrie sieht sich vor einem Comeback: Trumps Executive Orders sollen Genehmigungsprozesse abkürzen, das Militär steht als Abnehmer von SMRs bereit. Schon seit Jahren fließt wieder mehr Risikokapital in das Segment.

von Verumo-Redaktion

Lesezeit 5 min
Titelbild: picture alliance / empics / Chris Radburn / PA Wire

US-Präsident Donald Trump unterzeichnete im Mai vier Executive Orders, die das Comeback der US-amerikanischen Atomkraft beschleunigen sollen. Die Industrie sieht sich am Ende eines langen Rückzugs. Heute wird in den USA deutlich weniger Atomstrom produziert als noch vor zehn Jahren, der Abbau von Uran im eigenen Land - aus geologischen Gründen ohnehin mit limitiertem Potenzial – kommt nur langsam voran. Der Hauptkonkurrent China dagegen setzt in großem Maßstab auf die Kernkraft: 31 Reaktoren sind im Bau, in den nächsten zehn Jahren sollen 40 weitere folgen.

Risikokapitalgeber steigen ein

Während im vergangenen Jahrzehnt nahezu kein Risikokapital in die Kernkraft floss, haben Investoren - darunter Peter Thiel, Sam Altmann und Bill Gates – laut PitchBook seit 2021 2,5 Milliarden USD in die Entwicklung von US-Reaktoren der nächsten Generation investiert. Im Fokus stehen kleine, modulare Reaktoren (SMRs).

Zu den aussichtsreichsten Entwicklern gehört Standard Nuclear in Oak Ridge in Tennessee. Das Unternehmen entwickelt kernschmelzresistenten Brennstoff für sicherere, kleinere Kernreaktoren. Standard Nuclear ist eigenen Angaben zufolge gemessen an seiner Produktionskapazität die größte Quelle für tristrukturellen isotropen Brennstoff (auch Triso-Brennstoff genannt) außerhalb Chinas. Der Brennstoff ist auf SMRs ausgelegt: Uranpellets in der Größe eines Mohnsamens sind mit Kohlenstoff und Siliziumkarbid beschichtet, um Kernmaterial einzuschließen und Lecks zu verhindern.

Das Unternehmen litt zeitweise unter Finanzierungsschwierigkeiten. Ende vergangenen Jahres trat jedoch eine Gruppe von Risikokapitalgebern unter der Führung eines ehemaligen Offiziers der Special Forces auf und investierte 42 Millionen. Die Nähe zum Militär ist kein Zufall. Das Pentagon plant, SMRs zur Stromversorgung seiner Schiffe und Stützpunkte sowie in der Arktis und auf abgelegenen Inseln im Pazifik einzusetzen. Acht Unternehmen sind im engeren Kreis der Kooperationspartner.

Bislang hat keiner der potenziellen Käufer des Brennstoffs von Standard Nuclear die vorliegenden Entwürfe für SMRs fertiggestellt. Kritiker warnen unter anderem vor der Komplexität der Regulierung. Die im Mai erlassenen Verordnungen zielen darauf ab, den bürokratischen Aufwand zu reduzieren und die Inbetriebnahme zu beschleunigen. Dazu gehört auch die Zulassung von Reaktoren auf Bundesland, was dazu führen könnte, dass die US-Atomaufsichtsbehörde NRC weitgehend umgangen wird.

Kaufrausch durch verkürzte Genehmigungen

In der Branche machte sich daraufhin eine Art Goldgräberstimmung breit. "Das ist ein Weg zu allem, was ich und andere in der Branche erhoffen", sagte Staff Sheehan, ein Uranchemiker und Mitbegründer eines Startups im Nuklearsektor. Die Bestellungen lösten einen Kaufrausch aus – Standard Nuclear ist bis 2027 größtenteils ausverkauft.

Die angestrebte Renaissance der Kernkraft zielt darauf ab, den wachsenden Strombedarf zu decken. Die Stromnachfrage steigt deutlich an - und wird auch weiter steigen, sollten neue Computerchips entwickelt werden, die mit einem Bruchteil des aktuellen Stromverbrauchs auskommen und dadurch die KI bedingte Stromnachfrage reduzieren. Es gibt viele weitere übergeordnete Trends, die die Nachfrage nach Strom antreiben: Elektrifizierung des Verkehrs, Substitution fossiler Brennstoffe durch Elektrizität in der Serienfertigung, Wärmepumpen und Klimaanlagen.

Nachfrage durch das Militär wirkt unterstützend

Wie viel schneller die Genehmigungsverfahren ablaufen, bleibt abzuwarten. Die NRC hatte bisher nur einen neuen Reaktortyp genehmigt: Einen 50-MW-SMR von NuScale. NuScale forderte jedoch umgehend eine Designänderung zur Erhöhung der Reaktorleistung auf 77 MW. Die meisten Reaktortypen sind jedoch noch nicht genehmigt. Unterstützend dürfte die Nachfrage durch das Militär wirken.

Kritiker monieren nach wie vor die hohen Kosten für die Entwicklung und den Bau von (auch kleineren) AKWs. Leonard Hyman und William Tilles weisen in einem Beitrag für OilPrice.com darauf hin, dass Atomkraft im Vergleich zu Alternativen im Sinne des Energiedilemmas (bezahlbarer, nachhaltiger und sicherer Strom) nie bezahlbar gewesen sei. Doch darauf komme es nicht an:

"Wir gehen davon aus, dass die Renaissance der Atomenergie nicht mit neuen Aufträgen von preissensiblen öffentlichen Versorgungsunternehmen beginnt, sondern mit von vergleichsweise preisunempfindlichen Abnehmern von Strom und Prozessdampf wie Industrieunternehmen, Technologieunternehmen, Chipherstellern, Fernwärmenetzen oder großen Universitätsgeländen. Auch hochpreisige Inselgruppen wie Hawaii oder Puerto Rico wären ein Zielmarkt. Der Markt für Strom, den man als Premiumpreis bezeichnen könnte, ist, auch abseits der Versorgungsunternehmen, recht groß."

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