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DevisenmarktYen im Abwärtssog: Was müssen Japan-Anleger wissen?

Die Yen-Schwäche setzt sich fort. Trotz erwarteter Interventionen ziehen Geldpolitik und hohe Staatsverschuldung die japanische Währung nach unten. Dem Aktienmarkt des Landes hilft diese Entwicklung längst nicht mehr.

von Verumo-Redaktion

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Titelbild: picture alliance / Zoonar / DesignIt

Der japanische Yen fällt weiter. Nachdem Ende Juli mit einem Kurs von 160,5 Yen pro US-Dollar der schwächste Stand seit Dezember 1986 erreicht worden war, gibt der Kurs der japanischen Währung unverändert nach. Aktuell werden für einen USD am Devisenmarkt 161,509 JPY bezahlt.

Ursachen für die Yen-Abwertung

Volkswirte und Analysten nennen verschiedene Gründe für die Yen Abwertung. Ulrich Leuchtmann, Head of Foreign Exchange Research bei der Commerzbank etwa, sieht in der aktuellen Schwäche eine Fortsetzung des Kursverfalls seit 2022.

"Alle wichtigen Notenbanken haben die Zinsen angehoben, um die Inflation zu bekämpfen – nur Japan nicht. Jetzt hat die Bank of Japan vor kurzem die Zinsen erhöht, aber von minus 0,1 auf plus 0,1 Prozent. Und das, obwohl die Inflation vom Höchststand von 4,3 auf 2,7 Prozent zurückgegangen ist", erläuterte Leuchtmann gegenüber "Capital".

So hätte die japanische Notenbank in den 2010er Jahren - damals herrschte in Japan teilweise Deflation – versprochen, phasenweise eine Inflation jenseits von 2 % zuzulassen. Die Inflation sei nun über 4 % gestiegen und die Notenbank habe nicht reagiert. Nun sei die Inflation wieder auf 2,7 % zurückgefallen, woraufhin die Notenbank die Zinsen erhöht habe.

"Manche fürchten sogar, dass das geradewegs zurück in die 2010er-Jahre führt – dass die Zinsanhebungen zu diesem Zeitpunkt die Inflation vollends abwürgen. Egal von welcher Seite man ansetzt: So recht versteht den Weg niemand", argwöhnt Leuchtmann.

Viele Ökonomen sehen auch die hohe Staatsverschuldung des Landes als Belastungsfaktor für die Währung an. Japan ist mit mehr als 250 % des BIP verschuldet.

Die Rechnung ist einfach: Muss der Staat auf seine Verbindlichkeiten 1 % Zinsen zahlen und liegt die Inflation oberhalb von 1 %, findet eine Entschuldung statt. Bei deutlich höheren Zinssätzen und niedrigerer Inflation könnte die hohe Verschuldung dagegen rasch zum Problem werden.

Schrumpfende Zinsdifferenzen sprechen gegen weiteren Verfall

Die Märkte erwarten längst ein erneutes Eingreifen der Bank of Japan, die im Auftrag des Finanzministeriums handelt. Das Finanzministerium hatte bereits im Mai gut 62 Milliarden USD für Yen-Stützungskäufe ausgegeben.

Die Interventionsbereitschaft spricht auf kurze Sicht ebenso gegen einen weiteren Yen Verfall wie die globale Zinsentwicklung. Größere Zinsbewegungen sind in Japan nicht zu erwarten.

Im Rest der Welt dagegen schon: Die europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins für Eurozone bereits gesenkt, für die USA und Großbritannien werden die ersten Zinssenkungen noch in diesem Jahr erwartet. Dadurch schrumpft die Zinsdifferenz zu Japan, was den Abwärtstrend der Währung verlangsamen könnte.

Yen Schwäche hilft japanischen Aktien nicht mehr

Die Yen-Schwäche hatte japanische Aktien lange gestützt. Der Nikkei225 etwa konnte im ersten Quartal deutlich von ca. 33.500 auf bis zu 41.000 Punkte zulegen. Ein sinkender Yen begünstigt japanische Exporteure, deren Waren auf dem Weltmarkt billiger werden.

Seit einigen Monaten aber stagniert der Index. Markteilnehmer sorgen sich zunehmend über einen möglichen Schaden aufgrund des Kursverfalls. Schließlich führt eine schwächere Währung auch zu steigenden Importkosten und einer sinkenden Kaufkraft der Verbraucher. Devisenmarktinterventionen können zudem zu einer höheren Volatilität führen, die wiederum belastend für Exporteure wäre.

In USD gerechnet hat der Nikkei in t diesem Jahr deshalb auch nur rund 4 % zugelegt und fällt weit hinter den S&P 500 zurück. In Yen beträgt das Plus dagegen mehr als 17 %.

Amir Anvarzadeh, Stratege bei Asymmetric Advisors, skizziert die Überlegungen der Marktteilnehmer: "Die Anleger sind zunehmend besorgt darüber, dass der schwache Yen ihre Dollar- und Euro-Renditen schmälert, und das führt zu weiteren Abflüssen". Währungsinterventionen sind ihm zufolge nicht wirksam, sofern Sie nicht durch eine größere Neuausrichtung der Politik unterstützt werden.

Diese Auffassung wird durch Bloomberg-Daten gestützt. Die 30-Tage-Korrelation zwischen dem Nikkei225 und dem Yen war in den letzten Wochen überwiegend negativ, nachdem in den Monaten zuvor fast immer eine positive Korrelation bestand.