
Auswertung von Crash und Rebound: Privatanleger nehmen Erholungsrallye mit, Institutionelle stehen am Spielfeldrand
Während institutionelle Investoren sich aus dem Markt verabschiedet haben, legten Privatanleger nach - und konnten anders als die Profis in großem Stil von der Erholungsrallye profitieren.
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Nach dem deutlichen Kurseinbruch an den Börsen kam es zu einer sehr starken Gegenbewegung: Um rund 18 % konnte der S&P 500 seit dem 09. April zulegen. An jenem Tag setzte US-Präsident Donald Trump einen Großteil der zuvor angekündigten Zölle aus. Von der Rebound-Rallye haben offenbar vor allem Privatanleger profitiert, während Institutionelle von ihrer selbstgewählten Position am Spielfeldrand aus lediglich beobachten.
JP Morgan: Privatanleger investierten netto 50 Mrd. USD in Aktien
Jedenfalls verdichten sich die Hinweise darauf. Laut Daten der Derivate-Strategin Emma Wu von JP Morganinvestierten Privatanleger in den vergangenen Wochen netto rund 50 Mrd. USD in US-Aktien.
Laut Larry Tabb von Bloomberg Intelligence machen Privatanleger im Jahr 2025 rund 19,5 % des US-Aktienhandelsvolumens aus. Im Vorjahr waren es noch 17 %. Vom Hoch bei 24 % aus dem Jahr 2021 ist das aktuelle Niveau allerdings noch ein Stück weit entfernt. Daten der Deutschen Bank deuten ebenfalls auf eine verstärkte Beteiligung von Privatanlegern hin. Die S&P-Rallye im vergangenen Monat sei durch Käufe während der regulären New Yorker Kassahandelszeiten getrieben worden, zu denen Privatanleger am aktivsten seien, so das Institut.
Die Privatkunden der Bank of America kauften bis Freitag 22 Wochen in Folge netto Aktien– die längste Phase in der Unternehmensgeschichte seit 2008, wie aus einer Analyse der BofA-Strategin Jill Carey Hall hervorgeht.
Institutionelle skeptisch gegenüber US-Aktien und USD
Im Gegensatz dazu zeigte eine Umfrage der BofA unter Fondsmanagern (durchgeführt größtenteils vor dem 09.04.) ein ganz anderes Bild: Die Befragten legten die negativste Einschätzung zu US-Aktien seit zwei Jahren an den Tag.
Die Umfrageteilnehmer zeigten sich zudem sehr negativ gegenüber dem USD und zeigten hier die schwächste Einschätzung seit 2006. Dazu passen Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC), denen zufolge Vermögensverwalter in der vergangenen Woche die größten optimistischen Wetten auf den Euro seit September 2024 abgeschlossen hatten. Gleichzeitig hatten den CFTC-Daten zufolge Vermögensverwalter bis zum 06. Mai ihre bisher größte Long-Position in 10-jährigen Treasury-Futures aufgebaut – und damit auf sinkende US-Renditen gesetzt.
Charlie McElligott von Nomura zog ein nüchternes Fazit: "Im Wesentlichen geht jeder thematische Makrohandel der letzten Monate in die falsche Richtung." Doch womöglich sind Privatanleger auch zu optimistisch. Gründe dafür gibt es jedenfalls.
Sind Privatanleger zu optimistisch?
So ist eine andere Großwetterlage als ein durch Korrekturen unterbrochener Bullenmarkt bei jüngeren Anlegern unter 40 Jahren nahezu unbekannt. In der jüngeren Vergangenheit markierte jeder Crash eine glänzende Gelegenheit zum Einstieg. So etwa, als der S&P 500 am 23. März 2020 seinen Tiefpunkt erreichte und sich im darauffolgenden Jahr mit einer der stärksten 12-Monats-Renditen aller Zeiten um rund 75 % erholte.
Andrew Pease, Chef-Anlagestratege bei Russell Investments, jedenfalls warnt: "Wir sollten uns an den Schaden erinnern, den das politische Chaos dem Verbraucher- und Geschäftsvertrauen zugefügt hat, bevor wir zu optimistisch werden."
Athanasios Vamvakidis, Leiter der globalen G10-Devisenstrategie bei der Bank of America glaubt, dass die jüngsten Entspannungssignale den USD nur vorübergehend entlasten und die schlussendlich verbleibenden Zölle "hoch genug sein werden, um eine stagflationäre Wirkung auf die US-Wirtschaft zu haben. Damit der Dollar wieder schwächer wird, müssen die US-Daten schwächer werden – und wir glauben, dass das passieren wird."