
80 % des Preisanstiegs: Lavazza-Chef sieht Hedgefonds verantwortlich für Preisanstieg bei Kaffee
Kaffee wird immer teurer: Dafür sind neben Dürren auch Hedgefonds verantwortlich. Das jedenfalls meint der Lavazza-Chef. Er warnt vor neuen Zöllen und EU-Regeln. Doch aktuell zeichnen sich sinkende Kaffeepreise ab.
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Verbraucher bemerken es seit längerer Zeit im Supermarkt und im Café: Die Kaffeepreise steigen. Der Terminkontrakt für die Sorte Robusta an der ICE erreichte am 12. Februar ein Allzeithoch von 5.765 USD pro Tonne. Der Coffee C Kontrakt, der als Benchmark für Arabica gilt, erreichte ebenfalls Höchststände.
Kaffeepreise immer noch doppelt so hoch wie im historischen Durchschnitt
Zwischenzeitlich sind die Preise nach einer bereits im Herbst 2023 einsetzenden Rallye wieder zurückgegangen: Der Robusta-Kontrakt mit Fälligkeit im September etwa notiert aktuell bei 3.366 USD pro Tonne. Die Benchmark liegt aber immer noch deutlich über dem historischen Durchschnitt von 1.700 Dollar.
Giuseppe Lavazza ist Vorsitzender der Lavazza Group, der die gleichnamige Kaffeemarke gehört. Er macht Spekulanten für den Preisanstieg verantwortlich: "In den letzten vier Jahren, als die Kaffeepreise so stark gestiegen sind, sind 80 Prozent des Kaffees Spekulation, insbesondere von Hedgefonds", so Lavazza gegenüber Journalisten. Zwar hätten auch Missernten zu der Entwicklung beigetragen – die Hedgefonds aber hätten die Preisanstiege wesentlich zu verantworten.
Lavazza macht die Beschaffenheit des Terminmarktes für Kaffee für die Entwicklung verantwortlich. "Kaffee ist ein großer Markt, aber der Terminmarkt ist klein. Mit kleinem Geld kann man also einen riesigen Tsunami auslösen. Das ist kein großes Risiko, aber wenn sie das Rennen gewinnen, können sie viel Geld gewinnen."
Lavazza muss 1,6 Mrd. statt 0,6 Mrd. EUR für Kaffee ausgeben
Die hohe Volatilität erschwere Röstern, Händlern und Produzenten das Geschäft. Lavazza zufolge ist der Kaffeekonsum in den letzten zwei Jahren um 3,5 % gesunken. Er macht dafür die höheren Rohstoffpreise verantwortlich. Das Unternehmen Lavazza gab im vergangenen Jahr 1,6 Mrd. EUR für den Kauf von Kaffee aus - verglichen mit 600 Mio. EUR im Jahr 2018.
Der Vorsitzende hofft, dass die Preise für Endverbraucher nun ihren Höhepunkt überschritten haben, warnt aber vor den geplanten Einfuhrzöllen in den USA und von der EU vorgeschlagenen neuen Vorschriften zur Abholzung von Wäldern. Letztere sehen Einfuhrverbote für Kaffee vor, der auf abgeholzten Flächen angebaut wird. "Das ist sehr hart, weil es europäischen Röstern den Import guten Kaffees stark einschränkt", so Lavazza. Die Akteure hätten "keine Ahnung, wie unser Geschäft funktioniert."
Die zuletzt rückläufigen Preise sind auf die gestiegenen Ernteerwartungen in Brasilien zurückzuführen, da stärkere Regenfälle als erwartet die Sorgen um Dürre und Trockenheit linderten, die die Ernte während eines Großteils der Saison 2024/25 beeinträchtigt hatten. So lagen die Regenfälle in der Region Minas Gerais bis Mitte Juni um etwa 31 % über dem historischen Durchschnitt.
Steigende Kaffeeernten in Brasilien und Vietnam prognostiziert
Das US-Landwirtschaftsministerium prognostiziert für Brasilien und Vietnam – die weltweit größten Produzenten von Arabica- und Robusta-Kaffee – steigende Erntezahlen und geht davon aus, dass die Ernte in Brasilien im Jahr 2025/26 im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozent auf 65 Millionen Säcke steigen wird, während die Ernte in Vietnam um 6,9 Prozent auf 31 Millionen Säcke ansteigen wird.
Cristina Socchia, CEO der italienischen Rösterei illycafé rechnet damit, dass sich die Kaffeepreise in den nächsten 15 Monaten bei 2 bis 2,50 USD/Pfund einpendeln dürften.
Hedgefonds werden immer wieder dafür kritisiert, die Rohstoffpreise zu treiben. Die Branche weist dies jedoch nachdrücklich zurück und gibt an, den Märkten Liquidität zu verschaffen. Unstreitig gibt es Fonds (und viele andere Marktteilnehmer), die gezielt auf besonders starke Trends aufspringen. Der Kaffeemarkt bot in den vergangenen Jahren einen solchen Trend. Derzeit spricht allerdings vieles für ein nachlassendes Momentum und ein abflauendes Interesse der Trendfolger. Vielleicht eine gute Nachricht für Kaffeeliebhaber.

